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Dreschers Fondsgedanken Gamestop-Spekulation befördert alte Vorurteile

US-College-Student zeigt das Dogecoin-Logo auf seinem Smartphone
US-College-Student zeigt das Dogecoin-Logo auf seinem Smartphone: Die Spekulationen von Privatanlegern mit der Gamestop-Aktie, Silber oder der Kryptowährung Dogecoin bestärken das Image vom Aktienmarkt als Spielwiese für Spekulanten, sorgt sich Björn Drescher. | Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Was haben die Aktie des Videospielehändlers Gamestop, die Kryptowährung Dogecoin und der Silbermarkt gemeinsam? Sie alle waren in den letzten Wochen schon einmal Spielball spekulativer Absprachen in sozialen Netzwerken.

Die Reaktionen der Marktbeobachter sind vielfältig und reichen von Neugier, Marke „What´s next?“, über Unverständnis, „Schwänze, die mit ihren Hunden wackeln“, Sympathien für eine moderne Version von David gegen Goliath, bis hin zu schlichten Hilferufen: „Wo bleibt denn hier die Aufsicht?“

Kein Wunder, dass sich dem Vernehmen nach bereits Streaming-Dienste und Hollywood für den Stoff interessieren. Schon erahnt man, mit wem es Damian Lewis in der nächsten Staffel von „Billions“ als Hedgefonds-Manager Bobby Axelrod zu tun bekommt.

Aber ist die Sache wirklich so lustig? Fragen wie die, wer hat hier wem einen Streich gespielt hat und vom Tellerwäscher zum Millionär wurde – oder verlor –, sollten uns nicht davon abhalten, die Mechanismen und das Umfeld der aktuellen Vorkommnisse kritisch zu hinterfragen.

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Müssen die klassischen Kapitalsammelstellen wie Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und Vorsorgeeinrichtungen nicht mehr nur Notenbank-Interventionen in ihre Gleichungen einbeziehen, sondern auch noch andere große Aggregate koordinierter privater Zahlungsströme? Hat ein neuer Player am Tisch Platz genommen? Welche Regeln gelten für ihn? Sehen wir gerade eine Machtverschiebung?

Was sagen uns die Fälle über unseren Standort im aktuellen Börsenzyklus? Ersetzen die Millionen Smartphone-Investoren, die sich gerade für die Aktien-Rally begeistern und sie über Neo-Broker zusätzlich befeuern, nur die früher gebräuchlichen Bilder einer Marktüberhitzung wie die „Milchmädchen-Hausse“ und die „zittrigen Hände“?

Und schließlich, bestätigen die Fälle Gamestop & Co nicht leider wieder all jene Menschen in ihren Vorurteilen, die Aktienanlagen seit Jahrzehnten als Zockerei verkennen? Nimmt die Aktienkultur hier schon wieder den nächsten Schaden?

Hoffentlich nicht! Spekulation hat mit Investition wenig, vielleicht sogar nichts zu tun. Oder wie es André Kostolany einst so schön formulierte: „Die einzigen Zeugen für den Erfolg eines Spekulanten sind seine Erben“.


Über den Autor:
Björn Drescher ist Gründer und Chef der auf Investment-Themen spezialisierten Beratungsgesellschaft Drescher & Cie.

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