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Aktualisiert am 20.11.2012 - 14:24 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

„Wir müssen von einer Anleihe absolut überzeugt sein“

Salvatore Lentini, Portfoliomanager bei Liberty Harbor
Salvatore Lentini, Portfoliomanager bei Liberty Harbor
DAS INVESTMENT: Im Moment spricht jeder davon, wie gut der Einstiegszeitpunkt für Aktien ist. Welche Vorteile hätte ich, wenn ich mich stattdessen Unternehmensanleihen zuwenden würde?

Salvatore Lentini:
Zunächst einmal glauben wir an Diversifikation und würden niemandem raten, sein ganzes Geld in nur eine Anlageklasse zu investieren. Aktien und Unternehmensanleihen sollten daher beide in einem gut gestreuten Portfolio enthalten sein. Was Anleger suchen, sind Erträge. In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen und niedrigen Wachstums sind diese aber nicht so einfach zu finden. Wir glauben, dass Unternehmensanleihen hier eine vielversprechende Alternative sind.

Der Lehman-Kollaps 2008 und die anschließende Wirtschaftskrise haben viele Firmen getroffen. Aber viele haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind gestärkt und mit soliden Bilanzen aus der Krise hervorgegangen. Dadurch sind sie konservativ genug positioniert, einem schwächeren Wachstumsausblick standhalten zu können. Zudem haben sie sich die Kapitalmärkte zunutze gemacht, um ihre Verbindlichkeiten zu niedrigeren Kosten zu refinanzieren. Trotz der jüngsten Schwäche bei den Unternehmensgewinnen erwarten wir, dass die Ausfallraten weiter unter dem historischen Mittel verharren werden.

Welche Unternehmensanleihen wählen Sie für Ihren Fonds aus?

Lentini:
Grundsätzlich können wir in Investment- Grade- und High-Yield-Anleihen investieren sowie Wandelschuldverschreibungen kaufen. Momentan besteht unser Portfolio aber zum Großteil aus Hochzinsanleihen mit kurzer Duration.

Warum die kurze Laufzeit?

Lentini:
Bei unserem Fonds steht der Kapitalerhalt im Vordergrund. Wir suchen nach Bonds, die eine attraktive Rendite bringen, die mehr als adäquat für die zugrundeliegenden Risiken entschädigen. Und das finden wir im Moment vor allem am vorderen Ende der Zinskurve. Da die Zinsen und das Wachstum in den USA und Europa so niedrig sind, wird das auch erst einmal so bleiben. Die Duration im Portfolio liegt aktuell bei etwa drei Jahren.

Geringes Risiko und High-Yield-Papiere, wie geht das zusammen?

Lentini:
Wir analysieren jedes einzelne Unternehmen sehr genau und von Grund auf. Unsere 15 Kreditanalysten achten zum Beispiel auf die Stärke der Bilanz, die Fähigkeit der Firma, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen und vor Negativszenarien geschützt zu sein. Schutzklauseln in den Anleihebedingungen spielen für uns eine wichtige Rolle. Diese Covenants sollen Anleger davor bewahren, dass das Rating oder die Kurse etwa bei einer Übernahme oder Restrukturierung abstürzen. Nur wenn wir vom fundamentalen Wert eines Bonds komplett überzeugt sind, nehmen wir ihn ins Portfolio. Bisher hat sich diese Vorgehensweise bezahlt gemacht – Ausfälle gab es im SICAV Fonds noch nicht. Zugute kommt uns dabei auch, dass wir an keine Benchmark gebunden sind.

Inwiefern ist das ein Vorteil?

Lentini:
Vergleichsindizes sind in der Regel so aufgebaut, dass Emittenten mit dem höchsten Anleihevolumen auch den größten Anteil am Indexportfolio bekommen. Die am stärksten verschuldeten Emittenten sind also am höchsten gewichtet. Da wir uns nicht an einer Benchmark orientieren, sind wir nicht zu einer solchen Gewichtung verpflichtet.

Wir sind auch nicht gezwungen, Titel ins Portfolio zu nehmen, die unserer Ansicht nach nur begrenztes Wertpotenzial bieten. Wir können nur in die Bonds investieren, die die besten risikoadjustierten Renditen bieten. Dabei verfolgen wir keine Kaufen-und-Halten-Strategie. Wir überprüfen laufend Renditepotenzial und Risikogehalt der Anleihen und des Bonduniversums und entscheiden anhand dessen, ob wir die Titel im Portfolio behalten oder auswechseln.

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