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Aktualisiert am 07.02.2020 - 16:04 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Afrikas Wirtschaftswachstum „Eine zuverlässige Stromversorgung würde ganz Afrika Kraft geben“

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Initiative „Power Africa“ investiert in Entwicklung kleinerer, technologisch innovativer Stromerzeugungsprojekte

Die von der US-Regierung geförderte Initiative „Power Africa“ stellt Finanzmittel und Erfahrung zur Förderung von Investitionsverbindungen zwischen Unternehmen und afrikanischen Regierungen zur Entwicklung kleinerer, technologisch innovativer Stromerzeugungsprojekte bereit. Diese Projekte tendieren zu Lösungen im Bereich erneuerbare Energien, die Afrikas Fülle an Ressourcen zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie, Wind und Geothermik nutzen, dabei aber das zunehmende Potenzial von Erdgas nicht vernachlässigen. Denn es werden kontinuierlich neue Kohlewasserstoffvorkommen in Afrika entdeckt. Die Initiative „Power Africa“ läuft seit knapp über einem Jahr. Doch da im Rahmen des US-Afrika Gipfels im August 2014 weitere Mittel angekündigt wurden, stieg das potenzielle Budget für Direktfinanzierungen und Anlagegarantien auf 26 Milliarden US-Dollar. Der Jahresbericht der Initiative für 2014, der vor dem Gipfeltreffen erstellt wurde, führt in Entwicklung befindliche Projekte mit einer Stromerzeugungskapazität von 2,8 Gigawatt auf. Gleichzeitig laufen Verhandlungen über Kapazitätssteigerungen um weitere 5 von insgesamt 10 angestrebten Gigawatt bis 2020. Wichtige Initiativen umfassen Windparks in Kenia und Tansania, ein Solarprojekt in Tansania und ein großes Geothermieprogramm in Äthiopien.

Sogar kleinere Projekte könnten einen unverhältnismäßig hohen Nutzen bringen. Energieerzeugung in Kleinkraftwerken ist bereits ein signifikanter Faktor in Afrika, ansonsten würden einige Statistiken wenig Sinn ergeben. Ein Beispiel: 82 Prozent der Kenianer verfügen über ein Mobiltelefon, obwohl offensichtlich nur 20 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität haben. Derzeit erzeugen Benzin- oder Dieselgeneratoren einen Großteil dieses vom Stromnetz unabhängigen Stroms, was teuer, umweltschädlich und nicht sehr effizient ist. Diese Situation könnte sich ändern, wenn rasch fallende Preise für Technologien zur Solarstromerzeugung und weitere Entwicklungen bei der Stromspeicherung und der lokalen Verteilung Potenzial für kleine, unabhängige Stromnetzwerke, für elektrisches Licht und das Aufladen von Telefonen schaffen. Ein klassisches Beispiel: Der führende Mobilfunkbetreiber in Simbabwe hat ein solarbetriebenes Telefonladegerät sowie eine etwas ausgereiftere, durch Solarstrom aufladbare Lampe auf den Markt gebracht: Letztere verfügt über einen USB-Adapter und kann auch als Telefonladegerät verwendet werden.

Afrikanische Regierungen werden ermutigt, Stromerzeugung zu privatisieren

Für Anleger stellen viele dieser Entwicklungen attraktive Gelegenheiten dar. Die Megaprojekte erfreuen sich vielleicht eines erheblichen staatlichen Engagements, aber für Auftragnehmer und Zulieferer dürfte sich ein hoher transformativer Nutzen aus diesen Programmen ergeben. Den Programmen im Rahmen der Initiative „Power Africa“ stehen tendenziell zwar große international tätige US-Unternehmen vor. Häufig sind aber afrikanische Partner beteiligt. Ein wichtiger Themenbereich des Projekts ist es, afrikanische Regierungen zu ermutigen, die Stromerzeugung zu privatisieren. Beispielhaft dafür stehen Nigerias Bestrebungen zur Zerschlagung des ineffizienten staatlichen Elektrizitätsunternehmens. Ein Beispiel für die Art von Innovationen, die von den Reformen stimuliert werden, ist die große Menge Erdgas, die auf den nigerianischen Ölfeldern gefördert, derzeit aber verschwenderisch abgebrannt wird. Änderungen in den Stromvorschriften haben jedoch für ein lokales Öl- und Gasunternehmen Anreize geschaffen, eine Gasinfrastruktur zu entwickeln und Verträge mit Stromerzeugern zu schließen. Im Laufe der Zeit werden nicht nur moderne, gasbetriebene Generatoren zuverlässig Strom zu konkurrenzfähigen Preisen liefern. Auch Gas wird sich von einem bisher verschwindend geringen zu einem bedeutenden Beitrag zu den Umsätzen des Ölunternehmens wandeln. Selbst die Mikro-Stromprojekte könnten langfristige Chancen bieten. Immerhin muss auch das größte Bluechip-Unternehmen irgendwo seinen Anfang nehmen.

Vor allem glauben wir, die Verfügbarkeit einer zuverlässigen Stromversorgung dürfte einem nachhaltigen, dynamischen Wirtschaftswachstum in ganz Afrika Kraft geben. Das steigert den Wohlstand der Bevölkerung und schafft Märkte für neue Unternehmen im Konsumsektor. Nigeria ist ein hervorragendes Beispiel für das Potenzial dieser Entwicklungen. Viele nigerianische Haushalte mit höheren Einkommen geben jeden Monat Hunderte von Dollar für Benzingeneratoren aus, nur um Kühlschränke und Klimaanlagen mit Strom zu versorgen. Hätten diese Haushalte Zugang zu einer zuverlässigen und erschwinglicheren Stromversorgung, würde dies immense diskretionäre Mittel freisetzen, die in Ersparnisse, Investitionen oder den Konsum fließen könnten. Das gleiche gilt für kleine und große Unternehmen, die stark von der Verfügbarkeit einer zuverlässigen Stromversorgung abhängig sind, um ihrer alltäglichen Geschäftstätigkeit nachgehen zu können. Das hätte unserer Meinung nach positive Auswirkungen sowohl auf Unternehmen im Konsumsektor als auch auf Anbieter von Finanzdienstleistungen.

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