LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 5 Minuten

Andreas Hackethal und Michael Gillessen im Interview „Viele Anleger kehren vor der letzten Meile um“

Seite 3 / 3


Eigene Meinung frisst Rendite


Von 100 Direktbankkunden, die aufgrund eigener Entscheidungen Aktien kaufen, schneiden 80 schlechter ab als der Index.
Quelle: Teamanalyse 3.400 Anleger, Online Broker, 2003 - 2012

Hackethal: Letztlich genügt eine Vergleichbarkeit über Risiko und Rendite zur Vermögensentwicklung des Gesamtportfolios. Die Branche sollte sich hier auf eine gemeinsame Basis der Kennziffern und der Zeiträume einigen. Welches spezifischen Risikomaß dabei abgebildet wird, ist nicht entscheidend, da die meisten Privatanlegerdepots sehr symmetrische Renditeverteilungen aufweisen. Eine Rendite ohne eine Einschätzung des Risikos ist jedoch sinnlos.Wie wir in einer Studie festgestellt haben, fehlen in Bankunterlagen diese Angaben regelmäßig. Der Kunde hat keinen Vergleich, kann kaum dazulernen und ändert daher nichts.

Gillessen: Ein zu hoher Detailgrad ist kontraproduktiv. Unserer Erfahrung nach wird ein Kunde umso aktiver, je detaillierter er seine Bestände sieht und desto mehr Daten er erhält. Sieht er hingegen nur einen Überblick, ist er ruhiger und macht weniger Fehler. Das ist im Sinne seines Beraters, denn Privatanleger neigen dazu, Gewinne abzuschneiden und Verluste laufen zu lassen.

Ist die Anlageberatung ein Auslaufmodell?

Hackethal: So wie wir sie kennen, ist die Anlageberatung ein Produktverkauf ohne den Blick auf die Gesamtsituation. Dieses Modell hat nicht das Potenzial, auf zunehmenden Wettbewerb zu reagieren.

Gillessen: Aufgrund der extremen Regulierung der Anlageberatung gibt es immer weniger Wettbewerber auf dem Markt. Mehr als ein Fünftel der Institute hat die Aktienberatung bereits eingestellt, bestimmte Kundengruppen finden in diesem Beratungssegment kein Angebot mehr. In Großbritannien fand eine ähnliche Entwicklung statt. Dort erhalten Sie heute für ein Vermögen unter zwei Millionen Pfund keine zielgerichtete Beratung mehr.

Was kann ein Anlageberater tun, damit der Kunde erkennt, dass seine Beratunggut ist?

Hackethal:
Die Aufgabe eines Beraters ist „matching people with portfolios“. Es geht nicht in erster Linie um Produkte, sondern darum, das individuell richtige Gesamtportfolio für den Anleger zu erstellen. Der Berater ist dabei auch ein Risikomanager. Das Risikoprofil des Portfolios muss den Wünschen und Bedürfnissen des Anlegers entsprechen. Damit dieser erkennt, dass er gut beraten wird, muss der Berater sein Leistungsversprechen verständlich dokumentieren und das Risiko entsprechend abbilden.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion