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Anleihemärkte Auf mehr Volatilität einstellen

Andrew Mulliner, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors
Andrew Mulliner, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors | Foto: Janus Henderson Investors

Warum verhalten sich die Anleihemärkte in diesem Jahr so anders?

Bisher verläuft 2018 völlig anders als das letzte Jahr. Im Januar und Februar stiegen die Renditen dramatisch und erreichten in den USA Niveaus wie seit 2013 nicht mehr, und ein weiterer Anstieg ist nicht ausgeschlossen. An den Anleihe- und den Aktienmärkten hat ferner die Volatilität deutlich zugenommen. Die Spreads von Unternehmensanleihen haben sich geweitet, wenn auch bislang nicht übermäßig.

Was sind die Gründe für diese Veränderungen? Verantwortlich ist wohl das Zusammenspiel aus synchronem Wirtschaftswachstum in weiten Teilen der Welt, Zentralbanken, die sich in unterschiedlichen Phasen des Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik befinden, und Anzeichen für einen zyklischen Inflationsanstieg. Hinzu kommen die kräftigen Steuersenkungen in den USA, die zur Folge haben, dass das Schatzamt deutlich mehr Anleihen emittieren muss.

Was ist Ihres Erachtens von den Anleihemärkten in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten?

Nach unserer Einschätzung hat das Wachstum in diesem Jahr den Zenit vermutlich schon überschritten. Einige Frühindikatoren wie Umfragen zum Geschäftsklima und monetäre Indikatoren deuten auf ein schwächeres Wachstum hin. Wir erwarten momentan allerdings nur eine gewisse Wachstumsabkühlung und nichts Dramatisches. Zugleich dürfte sich die Gesamtinflation angesichts der in diesem Jahr bisher gestiegenen Ölpreise weiter beschleunigen. Mit der Zeit ist aber wohl mit einer gewissen Abschwächung zu rechnen, während die Kerninflation auf niedrigem Niveau verharren wird. Daher erwarten wir, dass die Zentralbanken ihre geldpolitischen Zügel wie bisher nur allmählich anziehen, was unsere Angst vor einem Einbruch an den Anleihemärkten in diesem Jahr etwas zerstreut. Dennoch werden wir uns wohl auf dauerhaft höhere Schwankungen einstellen müssen. 2018 wird daher ein Jahr mit Anlagechancen, aber auch -risiken.

Wo sehen Sie Potenzial für attraktive Renditen bei diesen Rahmenbedingungen?

In diesem Jahr könnten sich unseres Erachtens aus drei Themen interessante Chancen ergeben. Mit dem kräftigen Renditeanstieg bei Staatsanleihen und der zunehmend eingepreisten Zinsstraffung der Zentralbanken eröffnen sich mit selektiven Engagements bei Staatsanleihen ein gewisses Renditepotenzial und die Möglichkeit, Portfolios bestehend aus Anleihen und Risikoanlagen stärker zu diversifizieren. Zum anderen finden wir flexibel verzinste Anleihen interessant. Attraktiv sind vor allem besicherte Kredite und mit Vermögenswerten besicherte Wertpapiere (ABS) mit ihren annehmbaren Spreads und ihrer geringeren Volatilität verglichen mit herkömmlichen festverzinslichen Unternehmensanleihen. Und zu guter Letzt bevorzugen wir Anleihen aus Schwellenländern (EM) vor solchen aus Industrieländern. EM-Unternehmensanleihen bieten innerhalb der Anlageklasse mehr Diversifizierung und tendenziell weitere Spreads bei vergleichbarer oder besserer Kreditqualität. Besonders unattraktiv finden wir Hochzinsanleihen aus den USA wegen ihrer engen Spreads (höheren Bewertungen) und hohen Verschuldungsquoten. Hinzu kommt, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer spätzyklischen Phase befindet.

Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von denen anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere, Fonds, Sektoren oder Indizes in diesem Artikel stellt weder ein Angebot oder eine Aufforderung zu deren Erwerb oder Verkauf dar, noch ist sie Teil eines solchen Angebots oder einer solchen Aufforderung.