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Auch für 34f-Vermittler Wie vermögensverwaltende Strategien das Geschäft verschlanken

Wie Jahresringe sitzen die Investmentlieblinge vergangener Zeiten in älteren Depots, sagt Sven Nowroth von der Nvest Vermögensberatung.
Wie Jahresringe sitzen die Investmentlieblinge vergangener Zeiten in älteren Depots, sagt Sven Nowroth von der Nvest Vermögensberatung. | Foto: Rudolpho Duba/Pixelio.de

Jahresringe – so nennt Sven Nowroth das, was er sieht, wenn er einen Blick in ältere Fondsportfolios wirft. Regelmäßig entdeckt er dabei die Fondslieblinge vergangener Zeiten. „Wie Ringe sitzen bestimmte Produkte dort“, sagt der Geschäftsführer der Nvest Vermögensberatung aus Hamburg. Für die Jahre 2009 bis 2011 zum Beispiel lasse sich häufig ein Carmignac-Ring beobachten. Das Problem dabei: Der Erfolg der Fonds ist oft nicht dauerhaft. Trotzdem werden auch solche Fonds, die irgendwann nicht mehr zu den besten ihrer Kategorie gehören, einfach liegen gelassen und durch die Investmentjahre gezogen. „Wegen der Regulierung bekommen Berater ein Produkt mitunter kaum aus dem Portfolio heraus“, bedauert Nowroth. Denn nicht jeder Kunde steht bei Fuß, wenn sein Finanzberater anklopft, um grünes Licht für einen Tausch zu erhalten. So entsteht nach und nach eine kakofone Mischung schlecht laufender Portfolios.

Ein klassischer Fondsvermittler, der mit einer Lizenz nach Paragraf 34f Gewerbeordnung arbeitet, kann einen solchen Wildwuchs nur mit gehörigem Aufwand kontrollieren. Eric Wiese, Geschäftsführer des B2B-Vermögensverwalters HHVM Hamburger Vermögen, formuliert es noch schärfer: „Klassische 34f-Berater können unmöglich aktives Management betreiben und auf Marktbewegungen reagieren.“ HHVM ist ein Tochterunternehmen von NFS Netfonds. Die Hamburger betreiben auch einen Maklerpool und ein Haftungsdach. Den Pool-Partnern und vertraglich gebundenen Vermittlern macht HHVM ein spezielles Angebot: Sie können eine eigene Vermögensverwaltungsstrategie auflegen und betreuen. Die Lizenz zur Finanzportfolioverwaltung kommt von HHVM. Die Vermittler fungieren als Berater der Strategie. Sie können diese gleichzeitig vielen ihrer Kunden anbieten und damit den oft sehr ähnlichen Bedürfnissen begegnen. Nebenher bietet HHVM auch eigene standardisierte Vermögensverwaltungen zum Weitervermitteln an.

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Die Idee hinter dem Konstrukt klingt charmant: Der Berater erspart seinem Kunden und sich erheblichen administrativen Aufwand. Es entfallen ausufernde Produktinformationen und Beratungsdokumentation mit Protokoll plus Unterschrift für jede Transaktion. Vielmehr legt der Kunde einmalig seine finanzielle Situation und Risikoneigung dar. Danach übergibt er die Anlageentscheidungen in die Hände des Beraters. Außerdem schließt der Kunde einen Vertrag mit dem Vermögensverwalter. Dieser erteilt die Orderaufträge und kümmert sich um Kostenausweise und Reportings. Bestückt wird das Portfolio vom Vermittler – der nun nach seiner Überzeugung investieren kann. 34f-Vermittler beschränken sich dabei auf Fonds, Haftungsdachvermittler dürfen laut Gesetz auch Einzelinvestments tätigen. Die Kunden bleiben vom Anlageprozess unbehelligt.

Der Vermögensverwalter hat noch eine weitere Aufgabe: Er muss kontrollieren, ob alle Rahmenbedingungen eingehalten werden, ob also die Asset-Allokation der Risikoneigung des Kunden entspricht. Der Gesetzgeber schreibt bei Vermögensverwaltungen nicht vor, was genau eine dynamische oder eine defensive Strategie ist. Dafür verpflichtet er den Vermögensverwalter, einen eigenen verbindlichen Rahmen zu setzen. Bei HHVM darf eine Wachstumsstrategie bis zu 100 Prozent Aktien enthalten, eine ausgewogene bis zu 60 Prozent und eine defensive bis zu 25 Prozent. „Die meisten Berater richten gleich mehrere Strategien ein“, berichtet Wiese. Die drei genannten sind die Klassiker. HHVM empfiehlt seinen Beratern, nicht allzu viele Positionen ins Portfolio zu holen. 5 bis 15 Fonds seien ein guter Umfang.

Ab 10.000 Euro Anlagesumme können Endkunden in eine solche Strategie investieren. Ab 250.000 Euro sind auch individuelle Vermögensverwaltungen möglich. Diese Option nehmen laut Wiese vor allem die Haftungsdachpartner in Anspruch. Die hauseigenen Strategien von HHVM fordern dagegen keine bestimmte Mindestanlage. Netfonds und HHVM bieten ihr Vermögensverwaltungsmodell seit sieben Jahren an. Das Geschäft habe sich in Turbogeschwindigkeit entwickelt und wachse weiter: Monat für Monat kämen 20 bis 30 Millionen Euro hinzu, so Wiese. Aktuell betreuen etwa 500 Berater, die meisten von ihnen 34f-Vermittler, rund 850 Millionen Euro. Eigene Strategien haben etwa 60 Partner.