Chefökonom Gerhard Winzer
Wirtschaft nach Corona

Gerhard Winzer ist Chefökonom der österreichischen Fondsgesellschaft Erste Asset Management. Foto: Erste AM
Nach Corona sieht die Finanzwelt anders aus, da sind sich Experten sicher. Gerhard Winzer, Chefökonom bei der Fondsgesellschaft Erste Asset Management, über aktuelle Trends.
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Wird die Welt nach der Corona-Krise anders aussehen als vorher? Solange epidemiologische Faktoren eine Rolle spielen, sicherlich ja. So lange kein Impfstoff auf breiter Basis einsetzbar beziehungsweise Herdenimmunität erreicht ist, werden Themen wie Antikörper-Tests, Rückverfolgung von Kontakten, Quarantänemaßnahmen und soziale Distanzierung das Zusammenleben beeinflussen.
Der Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität im Februar in China sowie in den Monaten März und April im Rest der Welt war katastrophal. Mittlerweile werden die Eindämmungsmaßnahmen in immer mehr Ländern gelockert.
Zahlreiche Wirtschaftsindikatoren für Mai wie umfragebasierte Indikatoren zur Unternehmens- und Konsumentenstimmung sowie alternative Indikatoren zum Elektrizitätsverbrauch verbessern sich. Tatsächlich sind überdurchschnittliche Wachstumsraten in den kommenden Monaten wahrscheinlich, solange es zu keiner zweiten Infektionswelle kommt (W-förmige Erholung).
Um möglichst zu gewährleisten, dass es sich um keinen „Dead Cat Bounce“ handelt (L-förmige Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes), sind die Wirtschaftspolitiken extrem expansiv geworden. Die fiskalischen (Budgetdefizite) und monetären (Drucken von Zentralbankgeld) Stimuli werden ausgeweitet.
Die V-förmige Erholung bleibt das optimistische Szenario: Schnelle Erholung des gesamten BIP-Einbruchs. Keine permanenten negativen Effekte. Das Basisszenario lautet nach wie vor auf eine U-förmige wirtschaftliche Erholung: Die Erholung nach dem Einbruch dauert länger (zwei Jahre oder länger). Es gibt permanente negative wirtschaftliche Effekte.

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