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Cyber-Chefin bei Hiscox „Cyber-Versicherung ist wie Notaufnahme im Krankenhaus“

Gisa Kimmerle, Cyber-Chefin bei Hiscox Deutschland.
Gisa Kimmerle, Cyber-Chefin bei Hiscox Deutschland. | Foto: Hiscox Deutschland

DAS INVESTMENT: Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit vom Büro zunehmend ins Homeoffice verlagert. Viele Mitarbeiter sind von persönlichen Geräten, die oftmals schlecht gegen Cyber-Angriffe geschützt sind, und VPN-Zugängen auf Firmennetzwerke abhängig. Wie wirkt sich dies auf die Schadenshäufigkeit und -höhe bei Cyber-Policen aus?

Gisa Kimmerle: Auch wenn wir einen massiven Anstieg in der Schadenhäufigkeit und Schadenhöhe insbesondere in den letzten Monaten verzeichnen konnten, kann dies nicht komplett der starken Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice zugeschrieben werden. Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen vor die Herausforderung gestellt, quasi „über Nacht“ digital zu werden. Die Umsetzung einer digitalen Strategie sowie die Verschiebung der Arbeit ins Homeoffice standen unter massivem Zeitdruck, der in einigen Fällen Fehler oder Missstände im Aufbau der IT-Sicherheit zur Folge hatte. Grundsätzlich wird im aktuellen Umfeld jede Schwachstelle bei Unternehmen ausgenutzt, so auch Schwachstellen durch eine nicht ausgereifte Homeoffice-Strategie. Insgesamt kann man sagen, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Verlagerung auf Fernzugriffe zwar Einfluss auf die Schadenerfahrung der letzten Monate hat. Sie war jedoch nicht der einzige signifikante Treiber.

Was spielte noch mit rein?

Kimmerle: Wir sehen insbesondere in der letzten Zeit, dass Unternehmen sich immer digitaler aufstellen und massiv in die IT investieren. Eine höhere Digitalisierung beziehungsweise eine immer stärkere digitale Vernetzung von Unternehmen sorgt auch für einen immer größere Angriffsfläche für Hacker. Dieser Angriffsfläche werden sich Unternehmen bewusster, je mehr das Thema mit aktuellen Fällen in den Medien präsent ist – und das ist derzeit täglich.

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Spiegelt sich dies in der Nachfrage nach Cyber-Versicherungen wider?

Kimmerle: Ja, wir sehen einen weiterhin starken Anstieg der Nachfrage nach Cyber-Policen.

Experten gehen davon aus, dass die Prämien für Cyber-Policen kurz- bis mittelfristig unweigerlich steigen müssen. Wie sehen Sie das?

Kimmerle: Die Prämien steigen in der Branche bereits seit einigen Monaten an. Dies ist eine absolut notwendige Entwicklung. Wir als Versicherer müssen auf die veränderte Gefahrensituation entsprechend reagieren, um auch langfristig für unsere Kunden eine Cyber-Absicherung anbieten zu können.  

In der Krankenversicherung spielt das Gesundheitsmanagement als Vorsorgemaßnahme eine wichtige Rolle. Man investiert in Aufklärung, Kurse und Trainings zu Gesundheitsthemen, um weit höhere Schäden zu vermeiden. Haben Sie auch etwas Entsprechendes in Sachen Cyber-Versicherungen im Angebot?

Kimmerle: Der Vergleich mit dem Gesundheitsbereich passt tatsächlich sehr gut. Wir als Cyber-Versicherer verstehen uns nur als ein Teil eines umfassenden Schutzes gegen Cyber-Angriffe. Mindestens genauso wichtig wie eine Cyber-Versicherung ist eine adäquate IT-Sicherheit als Prävention. In diesem Bereich möchten wir unsere Kunden unterstützen und bieten beispielsweise kostenlose Cyber-Trainings für Mitarbeiter unserer Kunden oder Cyber-Krisenpläne an. Genauso wichtig wie die Prävention ist allerdings auch die Soforthilfe im Notfall – zu vergleichen mit der Notaufnahme im Krankenhaus. Wenn ein Cyber-Angriff stattgefunden hat steht unser Krisendienstleister dem Kunden sofort zur Seite und kann quasi Erste Hilfe leisten – in einer Krisensituation für die Unternehmen absolut wertvoll, damit der Schaden nicht noch größer wird.

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