Didier Saint-Georges Carmignac-Stratege: „Diese Entwicklung blenden die Anleihemärkten bisher komplett aus“
Für die Aktienmärkte ging es seit ihrem Tiefstand im Februar bzw. Januar speziell bei den Schwellenländern stetig bergauf. Zwar führte die Brexit-Entscheidung in Großbritannien zu einer Phase starker Volatilität, was die Rallye jedoch nur kurzfristig stoppen konnte. Was genau ist der Grund für das Anlegervertrauen?
Zum einen haben die Sorgen um China – die im vergangenen Jahr schwere Tumulte an den Märkten ausgelöst hatten – dank effektiver Devisenkontrollen zur Eindämmung von Kapitalabflüssen nachgelassen. Gleichzeitig wurden Kreditvergabekriterien gelockert. Diese altbewährte Lösung hat den Rückgang der Industrieproduktion verlangsamt. Die Gefahr eines erneuten Abschwungs ist zunächst gebannt, wenn auch nicht gänzlich.
Insgesamt wächst die Weltwirtschaft nur langsam, die kurzfristigen Indikatoren in den Vereinigten Staaten haben sich jedoch verbessert. Seit Februar hat der Aufschwung bei Rohstoff-, Energie- und Industriewerten zur allgemeinen Markterholung beigetragen. Und welche Gefahr – wenn überhaupt – besteht durch den Brexit? Obwohl die langfristigen Folgen nach wie vor nicht absehbar sind, dürften die potenziellen Risiken zumindest sicherstellen, dass die Zentralbanken ihre lockere Geldpolitik beibehalten werden, um negative wirtschaftliche Auswirkungen abzuwenden.
Die Fed hat sich in diesem Jahr bislang nicht zu einer Erhöhung der Leitzinsen durchringen können. Wodurch könnte also der stimulierte Effekt auf die Märkte gestoppt werden, der sich aus der traumhaften Kombination zwischen einer sich verbessernden Konjunktur und dem anhaltendem Vertrauen auf die Unterstützung durch die Zentralbanken speist?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Die Antwort ist recht einfach. Sowohl der Anleihen- als auch der Aktienmarkt könnten vor Jahresende einen Rückgang erleiden, wenn zwei Dinge eintreten, die gleichermaßen wahrscheinlich miteinander vereinbar sind. Zunächst müssen wir uns bewusst machen, dass der durch den Einbruch des Ölpreises verursachte deflationäre Druck abgenommen hat. Dementsprechend dürfte die Inflation in der Folge zunehmen. Auch der Anstieg der Immobilienpreise in den USA – der bis dato stärkste Inflationstreiber – könnte die Teuerungsrate steigen lassen.
An den Anleihemärkten wird diese Entwicklung jedoch bislang komplett ausgeblendet.