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Finanzkrise in China weckt Erinnerungen an 2008

Adam Golombek
Adam Golombek
Der chinesische Wirtschaftsprüfer Zhang Ke hält die Schuldenprobleme der lokalen Regierungen in China für sehr ernst. „Wir haben einige Lokalregierungen geprüft und für sehr gefährlich befunden“, zitierte ihn bereits am 16. April 2013 die Financial Times in einem Artikel. Die meisten von ihnen seien kaum in der Lage, ihre Schulden abzuzahlen.

Auch der chinesische Immobilienmarkt zeigt klare Anzeichen einer Preisblase, ähnlich der der USA Finanzkrise 2008. Der zweitgrößte Immobilienbauer des Landes spricht derzeit von 65 Millionen leerstehenden Wohnungen, gar ganzen Ghost Towns, die nahezu unbewohnt sind.

Eine weitere Ähnlichkeit zu den USA zeigt sich in der Konstruktion der Finanzanlagen. Chinas Investoren legten über Trusts und Schattenbanksysteme hohe Summen (ca. 1,6 Billionen Euro) in sogenannte Wealth Management Products (WMP) an. Große Teile der chinesischen Wirtschaft (ca. 20 Prozent des GDP) werden dadurch finanziert. Diese Anlagen investieren in den Geldmarkt, Anleihen, Aktien und anderen nicht genauer definierten Bereichen (Immobilien- und Infrastrukturprojekte).

Die Renditen liegen bei bis zu sieben Prozent p.a. Im Vergleich zu klassischen Spareinlagen sind das teilweise mehr als doppelt so viel. Langfristige Investitionen werden zu großen Anteilen kurzfristig über WMPs (zwei bis drei Monate Laufzeit) finanziert.

Sollten diese WMPs nicht mehr in dem Maße refinanziert werden, wie es bislang der Fall war, könnte das die chinesische Wirtschaft vor zusätzliche Probleme stellen und reihenweise für Pleiten bei Unternehmen und Lokalregierungen sorgen. Staatliche Anweisungen zur Reduzierung von WMPs liegen bereits vor. Auch werden die hohen Renditen in jüngster Zeit nur zum Teil erreicht.

Bereits im März dieses Jahres kündigte die neue Chinesische Zentralregierung Maßnahmen an, vorhandene Preisblasen und Überkapazitäten in bestimmten Branchen abzubauen. Mitte Juni gab es dann deutliche Anzeichen für eine Kreditklemme am Interbankenmarkt. Kurzfristige Ausleihungen der Banken untereinander führten zu einem Intraday-Anstieg der Zinsen auf über 25 Prozent (Overnight-Interest´s) am chinesischen Interbankenmarkt, sowie zu kurzfristigen Handelsaussetzungen. Eine bereits sichtbare inverse Zinsstruktur dürfte ein weiterer Vorbote für eine Wirtschaftskrise darstellen. Jedenfalls verlor Der Shanghai Composite Index allein im Juni 14 Prozent.

Aus unserer Sicht ist das ein Cocktail mit möglichen schwerwiegenden Folgen, dessen Mixtur uns Stellenweise an den Beginn der Finanzkrise 2008 erinnert. Sollte die chinesische Wirtschaft noch deutlicher zurückfallen als die letzten Einkaufsmanagerdaten aus China dieses andeuteten, müssen wir mit weiteren rückläufigen weltwirtschaftlichen Folgen rechnen, wovon auch Deutschland als großes Exportland betroffen sein würde.

Von daher haben wir bei unseren Kunden den Anteil der exportsensitiven Unternehmen sowie chinesische Unternehmen bereits vorbeugend deutlich reduziert: Die Asien-Anteile inklusive China machen aktuell nur noch sechs statt um 18 Prozent aus. Bei den exportsensitiven Unternehmen waren es rund 8,1 Prozent, die wir abgebaut haben.

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