LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in ETFs & IndexfondsLesedauer: 4 Minuten

Fondsmanagement nach Zahlen Was Quant-Strategien wirklich können

Seite 2 / 2

Die Story zu den Unternehmen und seine persönliche Meinung dazu blendet der Portfoliomanager dagegen bewusst aus, um Intuition und Irrationalität zu eliminieren. Die Investmententscheidung ist damit in jedem einzelnen Fall konsequent, nachvollziehbar und wiederholbar. Überspitzt gesagt: der nicht-quantitative Fondsmanager geht eher in die Tiefe, da er die Unternehmen, in die er investiert, genauer untersucht; der quantitative Fondsmanager geht eher in die Breite, da er sich mit Hilfe der Kapazität des Computers ein viel weiteres Anlageuniversum erschließt, um interessante Titel zu finden.

Diversifikation über Investmentstile

Selbstverständlich liegt so ein Modell nicht immer mit allen von ihm selektierten Titeln richtig. Entscheidend ist jedoch, dass das Portfolio insgesamt eine zuverlässige Performance bei begrenztem Risiko liefert. Neben der Diversifikation über Einzeltitel kann das Risiko-Rendite-Profil von Quant-Fonds auch durch die Kombination unterschiedlicher Investmentstile verbessert werden. Das von Oddo BHF AM entwickelte Modell beruht auf fünf Faktoren, die fünf Investmentstile repräsentieren. Das Besondere ist, dass pro Faktor immer die 20 besten Titel in das jeweilige Faktorportfolio aufgenommen werden - egal, wie diese in den anderen Faktoren abschneiden. In Summe ist das Portfolio dann mit etwa 100 Titeln breit gestreut und stilneutral aufgestellt.

Die aktive Performance (das heißt Über- oder Unterperformance relativ zum Vergleichsindex) des Modells zeigt im Zeitablauf zwar für alle Faktorportfolios langfristig eine deutliche Outperformance, jedoch mit erheblichen mittelfristigen Schwankungen.

Der Faktor „Bewertung“, der Titel mit günstiger fundamentaler Bewertung selektiert, erfuhr in den Krisenjahren 2008 und 2011 starke Einbrüche, von denen er sich anschließend schnell wieder erholte. Der Faktor Risiko, der in Titel mit niedrigem Risiko investiert, zeigt einen völlig anderen zeitlichen Verlauf: er lieferte in genau diesen Krisenjahren positive Ergebnisbeiträge, blieb dafür aber in den Erholungsphasen 2009 und 2012 hinter dem Markt zurück.

Dies zeigt die Problematik reiner Stil-Portfolios, die es ja auch als investierbare Instrumente gibt, z.B. als Smart-Beta-Produkte, oder – je nach Strategie – als Value, Growth oder Minimum-Varianz-Portfolios: sie liefern nur dem sehr langfristig orientierten Investor Mehrwert, der bereit ist, längere Schwächephasen durchzuhalten. Vielen Investoren fehlt aber dieser lange Atem. Sie verabschieden sich nach einer Schwächephase aus einem Engagement oder reduzieren es und verpassen so die darauffolgende Erholungsphase.

Die Kombination der Investmentstile in dem Modell zeigt dagegen sehr gut, wie Risiko durch Diversifikation reduziert werden kann. Läuft ein Faktor schlecht, wird dieser durch andere Faktoren kompensiert. Insbesondere die Kombination aus fundamentalen Faktoren (Bewertung, Revision, Wachstum) und technischen (Momentum, Risiko) erweist sich als vorteilhaft. Auch hier zeigt sich wieder die Stringenz des quantitativen Vorgehens: so ist es möglich, die Investition in einzelne Faktoren und Investmentstile in Phasen schlechter Performance durchzuhalten, um so an der anschließenden Erholung zu partizipieren.

So weist jedes einzelne der fünf Faktor-Portfolios einen Tracking Error (die Schwankung der aktiven Returns) von 10 bis 15 Prozent auf, was hoch riskant wäre; das gesamte Portfolio hat jedoch nur einen moderaten Tracking Error von 4 Prozent. Trotzdem ist es nicht indexnah oder passiv, was sich an einem hohen Active Share (Abweichung vom Vergleichsindex) von etwa 80 Prozent zeigt.

Dies ist ein typisches Merkmal eines quantitativen Aktienfonds: einerseits eine sehr aktive Positionierung mit – isoliert betrachtet – sehr riskanten (und damit auch aussichtsreichen) Positionierungen in den einzelnen Titeln und Investmentstilen, insgesamt aber ein diversifiziertes Portfolio mit kontrolliertem Gesamtrisiko.

Autor Carsten Große-Knetter leitet das quantitative Aktienfondsmanagement bei Oddo BHF Asset Management.

 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion