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Geld und Goethe: Jens Weidmann über Gold und Papiergeld

„Kauft Baumwolle, die wird immer knapper, davon wird nämlich das sogenannte Papiergeld gedruckt und von dem gibt es in Zukunft gigantische Mengen“, schrieb vor einigen Tagen ein DAS-INVESTMENT-Leser. Auch Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, räumt ein, dass es sich bei Banknoten lediglich um bedrucktes Papier und bei Münzen um geprägtes Metall handelt. Denn heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt.

„Goethe hat bereits vor zirka 180 Jahren das Kernproblem der heutigen, auf Papiergeld fußenden Geldpolitik analysiert und in unnachahmlicher Weise literarisch festgehalten“, ist Weidmann überzeugt. In seiner Begrüßungsrede anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung (IBF) zitiert er die Stellen aus Goethes Faust, die sich genau mit diesem Problem beschäftigen und erklärt anschaulich und allgemein verständlich, wie die Geldpolitik der Notenbank funktioniert. Aber lesen Sie selbst.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute in der Hauptverwaltung in Hessen der Deutschen Bundesbank begrüßen zu können. Die hohe Teilnehmerzahl zeigt, dass das Institut für bankhistorische Forschung (IBF) ein sehr zugkräftiges Thema für das Kolloquium gefunden hat.

Mit „Papiergeld – Staatsfinanzierung – Inflation. Traf Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik?“ ist die heutige Veranstaltung überschrieben.

Diese im Titel gestellte Frage könnte ich nun schlicht mit Ja beantworten. Denn Goethe hat in der Tat bereits vor ca. 180 Jahren das Kernproblem der heutigen, auf Papiergeld fußenden Geldpolitik analysiert und in unnachahmlicher Weise literarisch festgehalten.

Ich möchte mich zwar kurz zu fassen, aber um dem Anlass und dem Thema gerecht zu werden, will ich es nicht bei einem schlichten Ja belassen, sondern im Folgenden noch etwas näher auf den Themenkomplex des heutigen Kolloquiums eingehen.

Geld und Geldschöpfung

Ich möchte mit einer Frage beginnen, die auf den ersten Blick trivial, damit aber erfahrungsgemäß besonders schwierig ist: Was ist eigentlich Geld? Eine prägnante Antwort aus ökonomischer Sicht lautet: Geld ist, was Geldfunktionen erfüllt.

Da Geld über seine Funktionen definiert wird, sind ganz verschiedene Dinge grundsätzlich geeignet, als Geld zu fungieren, solange sie als Tauschmittel, als Zahlungsmittel und als Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden können.

In einigen Ländern wurden früher z. B. Muscheln als Geld verwendet, gleiches gilt für Felle, Salze oder Perlen. Auch Nutzvieh konnte als Geld dienen – das lateinische Wort für Vieh lautet „pecus“, von dem sich „pecunia“ für Geld ableitet.

Über die längsten Phasen der Menschheitsgeschichte dienten also konkrete Gegenstände als Geld, wir sprechen daher von Warengeld. Insbesondere genossen und genießen edle und seltene Metalle – an erster Stelle Gold –wegen ihrer angenommenen Werthaltigkeit hohes Vertrauen.

Gold ist somit gewissermaßen der zeitlose Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel. „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, lässt Goethe Margarete im Faust I sagen.
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