Griechenland: "Sieg der Konservativen ist kein Befreiungsschlag"
Frank Engels von Union Investment
Wie bewerten Sie den Wahlausgang in Griechenland?
Frank Engels: Der knappe Sieg der konservativen Nea Demokratia (ND) sorgt bestenfalls temporär für Erleichterung unter den Politikern der Eurozone und den Finanzmarktteilnehmern. Ein von der anti-europäischen radikalen Linken (Syriza) angeführtes Regierungsbündnis ist damit kurzfristig abgewendet.
Vermutlich wird ND mit der sozialistischen Pasok eine Koalitionsregierung bilden, die allerdings erneut nur mit knapper Mehrheit im Parlament regieren kann. Eine breitere Koalitionsregierung von ND, PASOK und beispielsweise der demokratischen Linken (Dimar) wäre wünschenswert, um für mehr politische Stabilität zu sorgen. Der Parteivorsitzende der Pasok, Evangelos Venizelos, sprach sich am gestrigen Abend hingegen für eine Koalition der nationalen Einheit unter Beteiligung aller großen Parteien, also mit der Syriza, aus.
Genau diese Koalitionsverhandlungen waren jedoch bereits nach der letzten Wahl im Mai gescheitert. Entsprechend bleibt der Prozess der Regierungsbildung mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Griechenland scheint auch nach dieser Wahl fernab einer Situation politischer Stabilität mit satten Mehrheiten im Parlament. Genau das ist es aber, was die Hellenen jetzt brauchen.
Ist der Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone dauerhaft gesichert?
Engels: Der Verbleib Griechenlands in der Eurozone ist durch das Wahlergebnis bestenfalls kurzfristig etwas wahrscheinlicher geworden, weil ND und Pasok das Troika-Programm nicht wie Syriza per se in Frage stellen. Jedoch sind die Probleme des Landes mit dem Wahlausgang nicht grundsätzlich gelöst.
Bereits in den ersten Juliwochen wird im Fokus stehen, dass Griechenland erneut eine Vielzahl von Reformmaßnahmen des Troika-Programms nicht umgesetzt und die Sparziele weit verfehlt hat. Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, ob die internationalen Gläubiger der neuen und gleichzeitig alten Regierung Griechenlands nochmals einen Vertrauensvorschuss geben und die Finanzierungslücke im Troika-Programm schließen.
Ansonsten droht eine erneute Umschuldung Griechenlands innerhalb der Eurozone oder ein Kreditausfall. Letzteres könnte einen Austritt Griechenlands aus dem Euro und aus der Europäischen Union nach sich ziehen.
Was bedeutet das für den Anleger? Ist die Phase der Unsicherheit an den Finanzmärkten jetzt zu Ende?
Engels: Kurzfristig ist eine negative Kettenreaktion nach dieser Wahl nicht zu erwarten. Die Märkte werden mit einer kurzen Erleichterungs-Rallye in die neue Handelswoche starten.
Die Phase der Unsicherheit ist allerdings keineswegs zu Ende. Griechenland wird auch nach dieser Wahl ein Kandidat für einen Austritt aus dem Euro bleiben, schon alleine wegen der mangelhaften Reformfortschritte. Darüber hinaus bleibt die Unsicherheit, ob Spanien zusätzlich zum unlängst beschlossenen Bankenrettungs-Programm auch für die Staatsfinanzierung Hilfe der Euro-Partner benötigt.
Zudem birgt der EU-Gipfel am 28./29. Juni erhebliche politische und Kapitalmarktrisiken, da dort grundsätzliche und somit strategische Fragestellungen der Eurozone wie Bankenunion, politische Union oder Fiskalunion beantwortet werden sollen.
Frank Engels: Der knappe Sieg der konservativen Nea Demokratia (ND) sorgt bestenfalls temporär für Erleichterung unter den Politikern der Eurozone und den Finanzmarktteilnehmern. Ein von der anti-europäischen radikalen Linken (Syriza) angeführtes Regierungsbündnis ist damit kurzfristig abgewendet.
Vermutlich wird ND mit der sozialistischen Pasok eine Koalitionsregierung bilden, die allerdings erneut nur mit knapper Mehrheit im Parlament regieren kann. Eine breitere Koalitionsregierung von ND, PASOK und beispielsweise der demokratischen Linken (Dimar) wäre wünschenswert, um für mehr politische Stabilität zu sorgen. Der Parteivorsitzende der Pasok, Evangelos Venizelos, sprach sich am gestrigen Abend hingegen für eine Koalition der nationalen Einheit unter Beteiligung aller großen Parteien, also mit der Syriza, aus.
Genau diese Koalitionsverhandlungen waren jedoch bereits nach der letzten Wahl im Mai gescheitert. Entsprechend bleibt der Prozess der Regierungsbildung mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Griechenland scheint auch nach dieser Wahl fernab einer Situation politischer Stabilität mit satten Mehrheiten im Parlament. Genau das ist es aber, was die Hellenen jetzt brauchen.
Ist der Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone dauerhaft gesichert?
Engels: Der Verbleib Griechenlands in der Eurozone ist durch das Wahlergebnis bestenfalls kurzfristig etwas wahrscheinlicher geworden, weil ND und Pasok das Troika-Programm nicht wie Syriza per se in Frage stellen. Jedoch sind die Probleme des Landes mit dem Wahlausgang nicht grundsätzlich gelöst.
Bereits in den ersten Juliwochen wird im Fokus stehen, dass Griechenland erneut eine Vielzahl von Reformmaßnahmen des Troika-Programms nicht umgesetzt und die Sparziele weit verfehlt hat. Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, ob die internationalen Gläubiger der neuen und gleichzeitig alten Regierung Griechenlands nochmals einen Vertrauensvorschuss geben und die Finanzierungslücke im Troika-Programm schließen.
Ansonsten droht eine erneute Umschuldung Griechenlands innerhalb der Eurozone oder ein Kreditausfall. Letzteres könnte einen Austritt Griechenlands aus dem Euro und aus der Europäischen Union nach sich ziehen.
Was bedeutet das für den Anleger? Ist die Phase der Unsicherheit an den Finanzmärkten jetzt zu Ende?
Engels: Kurzfristig ist eine negative Kettenreaktion nach dieser Wahl nicht zu erwarten. Die Märkte werden mit einer kurzen Erleichterungs-Rallye in die neue Handelswoche starten.
Die Phase der Unsicherheit ist allerdings keineswegs zu Ende. Griechenland wird auch nach dieser Wahl ein Kandidat für einen Austritt aus dem Euro bleiben, schon alleine wegen der mangelhaften Reformfortschritte. Darüber hinaus bleibt die Unsicherheit, ob Spanien zusätzlich zum unlängst beschlossenen Bankenrettungs-Programm auch für die Staatsfinanzierung Hilfe der Euro-Partner benötigt.
Zudem birgt der EU-Gipfel am 28./29. Juni erhebliche politische und Kapitalmarktrisiken, da dort grundsätzliche und somit strategische Fragestellungen der Eurozone wie Bankenunion, politische Union oder Fiskalunion beantwortet werden sollen.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.