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Heiße Steine Ist die Immobilien-Party jetzt vorbei?

Großbritannien geht in Führung. Das Schaubild zeigt europaweit die Höhe der gesamten Immobilien-Investments pro Land in Milliarden Euro im Zeitraum Oktober 2017 bis September 2018.
Großbritannien geht in Führung. Das Schaubild zeigt europaweit die Höhe der gesamten Immobilien-Investments pro Land in Milliarden Euro im Zeitraum Oktober 2017 bis September 2018. | Foto: Real Capital Analytics

Wirtschaftliche Wachstumslokomotive, vorbildlicher Rechtsstaat und noch dazu Hort politscher Stabilität: Deutschland zählt für viele Anleger zu den wenigen Regionen auf diesem Planeten, in denen sie sich keine Sorgen um ihre Anlagen machen müssen. „In den zurückliegenden Jahren etablierte sich der deutsche Immobilienmarkt als sicherer Hafen für internationale Kapitalflüsse“, hieß es noch im Februar 2018 in einer Studie des Beratungsunternehmens PWC.

Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Kaufpreise für Wohnungen klettern seit 2009 in die Höhe, vor allem in den Ballungszentren. Vor „Preisübertreibungen“ warnte die Bundesbank bereits zu Beginn 2018: „In den Städten liegen die Preise von Wohneigentum deutlich über dem Niveau, das durch längerfristige wirtschaftliche und demografische Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint.“ In den Großstädten seien Wohnimmobilien demnach um mehr als ein Drittel (35 Prozent) überteuert.

Doch mit der Preisexplosion könnte nun Schluss sein, wenn auch internationale Immobilien-Investoren die Party ausklingen lassen. Die Autoren einer aktuellen PWC-Analyse kommen zum Schluss, dass deutsche Städte nicht mehr nur für wohnungssuchende Menschen zu teuer sind. Sogar Großinvestoren, die keine hohe Rendite suchen, sondern in erster Linie ihr Kapital erhalten wollen, scheuen inzwischen vor Immobilienkäufen zurück.

Als konkretes Indiz für diesen Wandel führen die Studienmacher zudem an, dass Großbritannien Deutschland bereits vom Spitzenplatz der europäischen Investmentziele verdrängt hat. Von Oktober 2017 bis September 2018 sanken die Investitionen hierzulande verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 3 Milliarden auf nun 65 Milliarden Euro. „Deutschland hat ein Problem: Es gibt zu wenige Assets, und die sind zu teuer“, stellt Susanne Eickermann-Riepe fest, bei PWC in Deutschland für den Immobilienmarkt zuständig. Aus diesem Grund sei Großbritannien im vergangenen Jahr an Deutschland vorbeigezogen, so die Expertin.

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Und das, obwohl der Abschied der Briten aus der Europäischen Union bevorsteht und die wirtschaftlichen Verluste infolge des Brexits noch kaum zu beziffern sind. Trotz massiver Rückgänge der Investitionen in London haben Anleger auf der Insel Immobilien für insgesamt 68 Milliarden Euro gekauft.

Die Haupstadt jedoch musste einen Rückgang des Kaufvolumens um mehr als ein Drittel hinnehmen. Dennoch lockte sie europaweit von allen Metropolen mit 20 Milliarden Euro immer noch das meiste Geld an. Frankfurt profitiert dagegen: Verglichen mit dem Vorjahr gaben Anleger gut 14 Prozent mehr für dortige Immobilien aus. Mit Investitionen in Höhe von 8 Milliarden Euro liegt Mainhattan der Studie zufolge gemeinsam mit Berlin und hinter Paris auf Platz 3 im europaweiten Vergleich. Die Top-Platzierung Großbritanniens könnte von kurzer Dauer sein: „Die künftigen Folgen des Brexits für den britischen Immobilienmarkt bewerten die in der Studie befragten Experten dramatisch“, sagt Eickermann-Riepe.

Derzeit gehen 78 Prozent der rund 800 Teilnehmer von sinkenden Investitionen auf der Insel in diesem Jahr aus. Mit einem Wertverfall rechnet eine ähnlich große Mehrheit von 77 Prozent. „Großbritannien dürfte durch den Brexit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil verlieren“, so die PWC-Expertin. Es verwundere letztlich nicht, dass sich dies auch in den Investitionsaussichten niederschlage.

Den Studienautoren zufolge suchen Immobilienanleger in erster Linie nach stabilen Erträgen: „Das führt dazu, dass neben den finanziellen Aspekten auch Nachhaltigkeitskriterien eine große Rolle spielen und Investoren immer stärker auf soziale und umweltbezogene Faktoren achten.“ Deren Anlageziel sei vor allem ein Schutz gegen Zinserhöhungen und politische Risiken.

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