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Hüfners Wochenkommentar Warum steigende Zinsen die Aktienkurse befeuern könnten

Von Lesedauer: 4 Minuten

Martin Hüfner, Chefökonom von Assenagon Asset Management

An den Aktienmärkten haben viele Anleger derzeit ein mulmiges Gefühl. Das hängt nicht nur mit dem erreichten hohen Kursniveau zusammen oder dem starken Euro oder den politischen Risiken. Eine Rolle spielt auch die Aussicht auf den bevorstehenden Kurswechsel der Geldpolitik.

Es erscheint so gut wie sicher, dass die EZB im kommenden Jahr mit der Rückführung der ultralockeren Geldpolitik beginnt. Zuerst werden vermutlich die Wertpapierkäufe zurückgeführt. Danach werden die Zinsen erhöht. Die meisten denken, dass das die Aktienmärkte belasten wird. Zum einen gibt es dann nicht mehr so viel Liquidität auf den Märkten. Zum anderen steigen die Zinsen, was die Kosten der Unternehmen erhöht und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage verringert.

Ich habe mir einmal angeschaut, wie das in der Vergangenheit war. Da stieß ich auf eine Grafik, die ich zunächst gar nicht glauben wollte. Sie zeigt nämlich, dass das Paradigma „steigende Zinsen = schwächere Börsen“ keineswegs immer gilt. Bis zur großen Finanzkrise 2008 war genau das Umgekehrte richtig.

Schadet die Geldpolitik den Aktien?

Federal Funds in Prozent, S&P Quelle: Fred; Grafik: Assenagon Asset Management
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Immer wenn die Zentralbank die Leitzinsen anhob, gingen auch die Aktienkurse nach oben. Das war selbst in der Zeit der Fall, als die Fed drei Jahre lang ohne Unterbrechung in jeder Sitzung die Zinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte erhöhte, insgesamt also um mehr als 4 Prozentpunkte. Das war für die Wirtschaft eine Rosskur.

Damals stiegen auch die langfristigen Zinsen. Gleichwohl gingen die Aktienkurse in dieser Zeit nicht zurück, sondern legten gemessen am S&P 500 um insgesamt 13 Prozent zu. Das gleiche Muster ist auch bei Zinssenkungen zu beobachten. Immer wenn die Fed Funds nach unten gingen, reagierten die Börsen darauf nicht positiv, sondern brachen im Gegenteil ein.

Mechanik zunächst außer Kraft gesetzt

Nach der großen Finanzkrise 2008 wurde diese Mechanik zunächst außer Kraft gesetzt. Die Leitzinsen blieben niedrig, die Aktienkurse gingen gleichwohl kräftig nach oben. Das war freilich auf einen Sonderfaktor zurückzuführen. Die Wertpapierkäufe der Federal Reserve blähten die Liquidität auf den Märkten auf. Erst ab 2015 kam es wieder zu dem alten Muster: Die Zinsen stiegen und die Aktienkurse gingen ebenfalls nach oben.

Die Grafik bezieht sich auf die Verhältnisse in den USA. Ich habe sie genommen, weil hier schon erste Effekte der neuen Zinserhöhungen zu sehen sind. Die Zusammenhänge in Europa waren in den zurückliegenden Jahren aber grundsätzlich nicht anders.

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