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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Was kommt nach dem Abschwung?

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Szenario 2: Abschwung dreht in einen Aufschwung

Die zweite Möglichkeit ist, dass der Abschwung im Laufe des Jahres in einen Aufschwung dreht. Die wirtschaftliche Dynamik nimmt wieder zu. Das ist es, was die meisten professionellen Prognostiker derzeit annehmen. Der IWF beispielsweise geht davon aus, dass sich das Wachstum des realen BIPs der Welt 2020 von 3,3 auf 3,6 Prozent beschleunigt. Ähnlich sehen dies der deutsche Sachverständigenrat, die Gemeinschaftsprognose der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute, die Bundesregierung, die EZB oder die OECD. Die Sachverständigen rechnen damit, dass sich das Wachstum im Euroraum von 1,2 auf 1,4 Prozent erhöht und in Deutschland von 0,8 auf 1,3 Prozent steigt.

Die Gründe, die für eine wieder bessere Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr sprechen, sind allerdings nicht sehr überzeugend. Da wird auf zyklische Gesetzmäßigkeiten verwiesen, nach denen nach einem Abschwung stets ein Aufschwung folgt. Da wird gesagt, dass die Handelsrestriktionen wieder abgebaut werden könnten. Die Situation in Lateinamerika, Russland und im Nahen Osten wird sich verbessern. Andererseits wird sich die Lage in den USA und in Japan eher verschlechtern. Als kritischer Beobachter hat man den Eindruck, dass bei vielen dieser Vorhersagen der Wunsch der Vater des Gedankens ist, nicht der ökonomische Verstand.

Szenario 3: Eine Seitwärtsbewegung

Bleibt die dritte Möglichkeit: Der Abschwung kommt zum Ende. Es gibt aber keine Rezession. Es folgt auch kein wirklicher Aufschwung. Vielmehr folgt eine Seitwärtsbewegung. Das Ergebnis ist nicht das bekannte „U“, sondern ein „L“. Das ist ein Fall, der derzeit, wenn ich es recht sehe, eher weniger diskutiert wird. Er ist aus meiner Sicht aber nicht unplausibel.

Tatsächlich fehlt es an Kräften, die die Wirtschaft wieder nach oben ziehen. Die Finanzpolitik ist zwar expansiv, agiert aber eher halbherzig. Größere Konjunktur- oder Investitionsprogramme gibt es nicht. Auch die Geldpolitik ist zögerlich. Die EZB stellt etwas mehr Liquidität zur Verfügung und verschiebt die angekündigten Zinserhöhungen nach hinten. Ein Ruck wird dadurch nicht durch die Wirtschaft und die Finanzmärkte gehen. Andererseits werden die Handelsrestriktionen und die politischen Spannungen in der Welt nicht so „mir nichts dir nichts“ verschwinden und wir kommen wieder in eine heile Welt.

 

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