Interview mit Capital Group, Teil I Kalifornischer Zugang zum Aktienuniversum
der fonds: Herr Carlyle, welche Strategie verfolgt Capital Group bei ihren Multi-Asset-Fonds?
Richard Carlyle: Wir fahren einen Bottom-up-Ansatz anstelle einer Top-down-Strategie. Eine dem Top-down-Ansatz folgende Asset Allocation ist erfahrungsgemäß ein sehr schwieriges Unterfangen: Ein Fonds kann über sieben oder acht Jahre hinweg einen guten Track-Record haben, der dann innerhalb eines Jahres jedoch hinfällig werden kann.
Unser Ansatz ist stattdessen vorrangig Bottom-up. Wir haben viele Long-Only-Experten, viele Aktien- sowie Fixed-Income-Analysten und kombinieren die uns zur Verfügung stehende Expertise. Sie kennen die Märkte: Viele Anleger kaufen sich einen Aktienfonds, dazu einen Anleihenfonds. Sie müssen dann ganz genau die Märkte im Blick behalten, um entsprechende Allokationen vorzunehmen. Das ist in Ordnung – aber es geht besser.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Nehmen wir das Beispiel Brasilien; viele Investoren denken zuerst an ein Investment im Aktienmarkt. Ein Bottom-up-Ansatz bezogen auf Brasilien signalisiert jedoch: Hochzinsanleihen werfen hier 7 oder 8 Prozent ab. Brasilianische Aktien hingegen können sehr riskant sein, wir bevorzugen daher derzeit Anleihen gegenüber Aktien. Natürlich ist nicht zu vergessen, dass den hohen Renditen in Brasilien auch Währungsschwankungen gegenüberstehen – was sich jedoch durch Hedging unter Kontrolle halten lässt.
Wir fahren unsere seit Jahrzehnten bewährte Bottom-up-Strategie nicht nur in den Schwellenländern, sondern generell auch in den entwickelten Märkten.
Frau Braginsky-Mounier, was reizt Capital Group an den Schwellenmärkten?
Natasha Braginsky-Mounier: Wir haben über 380 Experten in der Investment-Gruppe, von denen über 250 Investmentanalysten sind. Ich selber habe 15 Jahre als Analystin bei Capital Group gearbeitet, ich kenne also das Geschäft sehr genau. Wir haben innerhalb der Gruppe einen fundierten Überblick über Regionen, Sektoren und lokale Besonderheiten auf den Märkten – und können vor diesem Hintergrund die aussichtsreichsten Assets herauspicken. Wir besuchen viele Unternehmen, um die Geschäftsmodelle richtig zu verstehen und eine Überzeugung für ein Investment aufzubauen. Privatanleger haben oft nur einen Markt im Blick, sie legen sich damit selber Beschränkungen auf.