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Vorschlag zur Riester-Rente „Lieber Taschenrechner als Populismus“

Zwillinge in Action
Zwillinge in Action: In Henning Schmidts Beispiel hat eine 37-jährige Riester-Sparerin Zwillinge und bekommt folglich gute Riester-Zulagen. | Foto: Kateřina Hartlová / Pixabay

Ist die Riester-Rente noch reformierbar? Glaubt man den Vorsitzenden des Bundes der Versicherten, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Bürgerbewegung Finanzwende dann ganz klar: Nein. Pünktlich zum 20. Geburtstag der Riester-Rente forderten sie jüngst deren Einstellung.

Zunächst fällt mir da der Spruch von Henry Ford ein: „Ob du denkst, du kannst es, oder ob du denkst, du kannst es nicht, du wirst in beiden Fällen recht behalten.“ Das eine ist Einstellungssache, das andere ist der Griff zum Taschenrechner. Denn wie eigentlich bei jedem Finanzprodukt sind Angemessenheit und Geeignetheit zu prüfen – und Vorteile zu beRECHNEN.

Leider hat Riester-Bashing inzwischen eine unselige Tradition. So wird immer wieder kritisiert, man müsse viel zu alt werden, um eine angemessene Rendite herauszubekommen. Was dabei vergessen wird: 30 Prozent des zum Renteneintritt zur Verfügung stehenden Kapitals können direkt ausgezahlt werden. Gerne spricht man sich im gleichen Atemzug dann für die Stärkung der gesetzlichen Rente aus, was an sich ja ein richtiger Ansatz ist. Hier allerdings kann kein Cent zum Renteneintritt ausgezahlt werden und gerade hier entsteht Rendite erst bei langjährigem Bezug. Ein Vergleich, der somit hinkt.

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Es gibt genügend weitere Beispiele, die eins gemeinsam haben: Eine pauschale Kritik in offensichtlicher Unkenntnis der Einzelheiten. Natürlich gibt es Punkte an Riester, die kritikwürdig sind, darunter:

  • Hohe Komplexität – warum „nur“ für Angestellte und Beamte, nicht aber für Selbstständige und Versorgungswerkeinzahler wie Anwälte und Ärzte? Ein früher Konstruktionsfehler.
  • Viel Bürokratie durch die Zulagenstelle – Zulagen werden nicht selten fälschlich rückwirkend aberkannt und müssen dann mühsam wieder zurückgeholt werden.
  • Unnötiger Garantiezwang: Im Zeitalter des Niedrigzinses kostet eine 100 Prozent-Garantie schlicht zu viel Geld und wird bei den Laufzeiten einer Altersvorsorge finanzmathematisch in den allermeisten Fällen gar nicht benötigt. Die Reformen in der betrieblichen Altersvorsorge machen vor, dass eine Absenkung des Garantieniveaus frischen Wind bringt.

Riester wurde einst eingeführt, um Kürzungen der gesetzlichen Rente zu kompensieren. Mit der maladen gesetzlichen Rente nun aber auf die Riester-Rente einzuschlagen, ist billig. Die Reformen der betrieblichen Altersvorsorge zeigen nicht nur, wie kapitalgedeckte Lösungen von guten Förderhebeln profitieren, sondern auch die grundsätzliche Einsicht der Politik, dass es gute Bausteine neben der gesetzlichen Rente für ein auskömmliches Einkommen im Alter gibt.

Kurzum: Die Riester-Rente hat kein pauschales Bashing, sondern eine Überarbeitung verdient. Denn so sehr es Realität ist, dass breit gestreute Aktienfonds langfristig (also 15 Jahre und länger) bisher immer eine ansehnliche Rendite eingebracht haben – so sehr ist es im Beratungsalltag Realität, dass nicht alle Menschen auf (zumindest anteilige) Garantien verzichten möchten. Und diese Menschen brauchen auch weiterhin sinnvolle Lösungen.

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