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Vorschlag zur Riester-Rente „Lieber Taschenrechner als Populismus“

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Dass Riester auch jetzt noch sinnvoll sein kann, zeigt uns der Taschenrechner bei diesen Beispielen:

  • Eine 37-jährige Lehrerin mit einem Einkommen von 35.000 Euro brutto im Jahr erhält für ihre beiden Kinder (nach 2008 geboren) jeweils 300 Euro im Jahr Kinderzulage, dazu 175 Euro Eigenzulage. Um diese Zulagen von monatlich 64,58 Euro zu erhalten, zahlt sie monatlich 52,09 Euro aus eigener Tasche in eine Riester-Rente ein. Rechnen wir jetzt mal ganz einfach: Die Kinder mögen Zwillinge sein, die Riester-Rente wurde zur Geburt abgeschlossen und wird nach 25 Jahren beitragsfrei gestellt, weil spätestens dann der Kindergeldbezug und damit auch die Kinderzulagen enden. Dann sind 35.000 Euro in den Riester-Vertrag geflossen. Zum Renteneintritt nimmt sie 30 Prozent Kapital aus dem Vertrag heraus, also 10.500 Euro. Ihre eigenen Einzahlungen belaufen sich auf 15.627 Euro. Es müssen also lediglich noch 5.127 Euro über die monatlichen Renten ausgezahlt werden, damit die Kundin im Plus ist.
  • Oder noch plakativer: Eine Mutter von Drillingen zahlt 5 Euro im Monat in die Riester-Rente ein und erhält (wiederum auf den Monat runtergebrochen) Zulagen in Höhe von 89,58 Euro. Nehmen wir wieder an: 25 Jahre Laufzeit, danach Beitragsfreistellung, so sind 28.374 Euro in die Riester-Rente geflossen. Zum Renteneintritt kann sie sich daraus 8.512 Euro entnehmen. Eingezahlt mit Eigenbeiträgen hat sie 1.500 Euro. Allein diese 8.512 Euro stellen, bezogen auf die 5 Euro Eigenbeitrag im Monat, eine Rendite von 8,4 Prozent p.a. dar (Annahme: 25 Jahre Ansparung und dann 7 Jahre Wartezeit bis zum Renteneintritt). Und das wieder ohne die Annahme einer jeden Produktrendite, also die reine Förderrendite.

Natürlich sind die Berechnungen stark vereinfacht, im Detail ist noch einmal genau nachzurechnen. Dafür wurde die Produktrendite gleich außen vor gelassen, die das Ganze ja nicht schlechter macht. Zugegeben auch: Der Drillingsmutter hilft auch die fantastische Riester-Rendite nicht, wenn sie über langjährige Teilzeitarbeit nur wenig gesetzliche Rente aufbauen kann. Deswegen ist es ja auch richtig, diese Baustelle nicht zu vernachlässigen.

Und natürlich geht es auch anders, denn wie eingangs erwähnt, ist Riester eine Rechenaufgabe:

  • Der 23-jährige Berufseinsteiger, der 30.000 Euro brutto Jahreseinkommen hat, zahlt 85,42 Euro im Monat ein und erhält Zulagen in Höhe von 14,58 Euro. Somit fließt bis zu seinem Renteneintritt ein Beitrag von 52.800 Euro in die Riester-Rente, davon zahlt er 45.101 Euro selbst (den Startbonus von einmalig 200 Euro für junge Leute lassen wir hier außen vor). Die reine Förderrendite beträgt hier, auch wieder ohne jegliche Rendite im Produkt gerechnet, 0,69 Prozent p.a. Das ist zwar nach Kosten aber vor Inflation und Steuern und damit an sich natürlich kein gutes Geschäft. Und da Riester zwangsweise eine volle Garantie ausweisen muss, wird selbst nach der Wertentwicklung im Produkt das Ergebnis nicht entscheidend besser ausfallen.

Wir sehen also eindrücklich, dass Riester ein individueller Baustein ist, der sehr lohnenswert sein kann. Riester ist nicht per se gut, aber auch nicht per se schlecht oder allgemein ungeeignet. Eine Entbürokratisierung im Hinblick auf Bezugsberechtigte und Zulagenverwaltung, eine Befreiung aus dem Garantiezwang und eine bessere Vergleichbarkeit der Angebote auf der einen Seite und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Riester-Rente in der Beratung auf der anderen Seite können ein oft zu Unrecht gescholtenes Altersvorsorgeprodukt rehabilitieren.

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