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Marktkommentar Berenberg Reifeprüfung für Schwellenländeranleihen

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Haupteinflussfaktoren: China und US-Zinsen

„Abgesehen von länderspezifischen Ereignissen waren die Haupteinflussfaktoren für Schwellenländeranleihen die Entwicklung in China und die bevorstehende Zinserhöhung in den USA. Diese beiden Themen dürften auch vorerstweiterhin eine wichtige Rolle spielen“, sagt Reichle. Das schwächere chinesische Wirtschaftswachstum hat zum einen reale negative Auswirkungen auf andere Emerging Markets, die nach China exportieren und von der zukünftigen Entwicklung des Landes abhängig sind. Zum anderen hat es einen symbolischen Effekt auf Investoren, die dadurch vorsichtiger in den Emerging Markets agieren.

Ein Anstieg der US-Zinsen dürfte sich sowohl negativ als auch positiv auf Emerging-Markets-Anleihen auswirken. Die meisten Hartwährungsanleihen sind in US-Dollar denominiert. Deren Rendite besteht aus dem US-Zins und dem Risikoaufschlag für den Emittenten. Steigende US-Zinsen erhöhen somit tendenziell die Rendite der Anleihen und lassen die Kurse fallen. „Ich rechne damit, dass die Fed erst Anfang 2016 und dann auch nur leicht an der Zinsschraube drehen wird“, so Reichle. Zwar hält er einen Zinsanstieg für bereits eingepreist, kurzfristig dürfte sich die Volatilität dennoch erhöhen. „Es ist nicht vorhersehbar, wie Investoren emotional auf die Zinswende reagieren“, meint Reichle. Längerfristig kann er steigenden Zinsen auch etwas Positives abgewinnen. Schließlich sei ein Zinsanstieg ein Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft erholt und damit die Emerging Markets ihre Geschäftstätigkeit in die USA wieder steigern können.

Aktuell liegen die Renditen für Hartwährungs-Schwellenländeranleihen im Durchschnitt bei rund 6 Prozent. Reichle geht davon aus, dass die Renditen auch 2016 auf diesem Niveau bleiben. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte dürfte ein Anstieg der US-Zinsen durch eine Einengung des Risikoaufschlags kompensiert werden.