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Matthias Weik und Marc Friedrich „Wir erwarten krasse Verwerfungen an den Finanzmärkten, die 2008 in den Schatten stellen werden“

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Immer mehr Menschen in Deutschland können von ihrer Hände Arbeit nicht mehr leben. Im Niedriglohnsektor arbeiten über acht Millionen Menschen in Voll- und Teilzeit. Womit dieser seit 1991 um 139 Prozent angeschwollen ist, während die wichtigen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs, die die Renten finanzieren, um über 18 Prozent zurückgegangen sind. Da Niedriglohnarbeiter nichts in die Rentenkasse einbezahlen können, ist Altersarmut in großem Stil vor-programmiert. Es wird eine Altersarmutswelle auf uns zukommen, die auch der Exportweltmeis-ter Deutschland nicht zu stemmen vermag!

Die Millionen jungen Menschen, die in Südeuropa arbeitslos sind, sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Unvermindert feiert Wolfgang Schäuble seine »schwarze Null«. Dass sie vor allem aufgrund der Niedrigzinsphase möglich ist, lässt er lieber außen vor. Abgesehen davon bedeutet die »schwarze Null« nichts anderes, als dass wir alle diese durch die Nullzinsphase mitfinanzieren und Vater Staat genau so viel Geld ausgibt, wie er einnimmt – unser tägliches Brot also. Des Weiteren sagen die schwarze Null und das kontinuierlich steigende Bruttosozialprodukt (BSP) relativ wenig über den Gesamtzustand unseres Landes aus: Weder über die Verteilung des Wohlstands oder die Lebensqualität, noch über das Glück und die Zufriedenheit der Deutschen.

Europa: Wie aus einem Traum ein Albtraum wird

Fassungslos hat uns gemacht, dass die EU Griechenland ein drittes Rettungspaket gewährt hat. Nachdem die Therapie der Euro-Rettungspolitik bereits zwei Mal versagt hat, wird dem Land nun zum dritten Mal dieselbe bittere Medizin verabreicht. Wir sagen voraus: Auch dieses Mal wird sie nicht die erhoffte Wirkung haben. Vielmehr gehen wir von weiteren teuren und absolut sinnfreien »Rettungspaketen« auf unser aller Kosten aus. Die fatalen gesellschaftlichen Folgen nicht mit eingerechnet. Nach wie vor halten wir die Griechenlandhilfe für eine Konkursverschleppung in ganz großem Stil. Der radikale politische Wandel in Athen brachte ebenfalls keine Besserung, vielmehr machte er nur deutlich, dass es keinerlei Rolle spielt, wer an der Macht ist – Geld regiert die Welt.

Schon allein deshalb erwarten wir von ›oben‹ keine Änderung. Um die griechischen Bürger und die Geldgeber zu täuschen, werden Nebelkerzen geworfen. Die Troika wurde in »Die Institutionen« umbenannt und der unbequeme Finanzminister Yanis Varoufakis ausgewechselt. Wahlversprechen wurden nicht gehalten und keine Reformen umgesetzt – nichts Neues im Süden also. Frei nach George Orwells Animal Farm: Es sind lediglich beliebig austauschbare Eliten an der Macht. Mehr denn je stellen sich folgende Fragen: Wie lange nimmt die griechische Bevölkerung die fortschreitende Zerstörung ihres Landes noch hin? Und wann zeigen die Menschen in den Geberländern (somit auch wir) ihren Regierungen wegen der immensen Steuergeldverschwendung endlich die rote Karte?

Doch auch in vielen anderen Euro-Staaten, insbesondere im Süden Europas, sieht es alles andere als rosig aus. Die Verschuldung der EU-Staaten steigt weiterhin kontinuierlich, während sich die Arbeitslosenzahlen in Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland nach wie vor auf einem extrem hohen Niveau und die Industrieproduktion auf einem äußerst niedrigen Level befinden. Nichtsdestotrotz können sich Staaten wie beispielsweise Italien oder Spanien immer günstiger verschulden. Das ist volkswirtschaftlicher Irrsinn! Italien kämpft vermehrt mit seinen maroden Banken, weshalb die immense Summe von 350 Milliarden Euro prophylaktisch in eine Bad Bank ausgelagert wurde. Gelöst ist das Problem damit nicht – es wurde lediglich in die Zukunft verlagert und auf die Bürger abgewälzt.

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