MLP Financial Planning Powertage „Aktuelle Zinspolitik pervertiert Grundprinzip des Marktes“
220 Teilnehmer, davon 160 MLP-Berater, absolvierten die zweitägige Weiterbildung am MLP-Hauptsitz im badischen Walldorf-Wiesloch. Die Themen waren breit gestreift, von Immobilienmärkten über die Herausforderungen durch FinTechs bis hin zu Ethik in der Beratung. Ein Schwerpunkt lag jedoch auf Fragen zur Erbschaftsteuer und der Nachfolgeplanung und auf den anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen für Berater.
Eine zweistündige Podiumsdiskussion mit Experten der MLP und ihrer Tochter Feri Trust erkundete daher die Beratungsansätze und Anlagestrategien in einem andauernden Niedrigzinsumfeld. Jan Berg, Kommunikationschef MLP, eröffnete die Diskussion mit einem Zitat aus dem eigenen Hause (von Hans Werner Rapp, dem Chief Investment Officer von Feri): „Mit der aktuellen Zinspolitik wird das Grundprinzip des Marktes pervertiert.“
Die Runde war sich einig, dass die Zeit des risikolosen Zinses endgültig vorbei ist und auch nicht wiederkommt. Stattdessen müsse man mit dem zinslosen Risiko umgehen. Knut H. Moreth, Director, Bereichsleiter Investment im Portfoliomanagement bei Feri Trust, verwies auf das negative Beispiel Japan, das bereits seit 1999 tief in einer Niedrigzinspolitik steckt. „Bis heute hat man es dort nicht geschafft, die Wirtschaft zu stimulieren oder Inflation zu erzeugen.“
EZB entzieht dem Markt Liquidität
Die diskutierten Negativzinsen wären in jedem Fall kontraproduktiv, so Moreth, der den Hedgefonds-Manager Jeff Gundlach zitierte. „Negativzinsen schaffen ein deflationäres Umfeld, in dem Geld sozusagen verschwindet. Zudem sinkt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes damit immer weiter“.


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Ein großes Problem sieht Moreth darin, dass die Zentralbanken den Markt beherrschen und ihm Liquidität entziehen, etwa durch den nun geplanten Kauf von Unternehmensanleihen durch die EZB. „Der Markt ist jetzt schon sehr ausgetrocknet, weil viele Unternehmen bereits begonnen haben, diese Bonds im Vorfeld zu kaufen“, so der Feri-Portfoliomanager.
Konservative Anleger müssen umdenken
Jakob Trefz, Leiter Vermögensmanagement bei MLP, hinterfragte die gängige Definition von Risiko als nicht mehr zeitgemäß. „Wenn Sie mit sehr offensiven Managern sprechen, sagen viele, eigentlich ist die Aktienanlage das risikoloseste, was es momentan gibt.“ Man müsse sich umgewöhnen, risikolos bedeute heute eben nicht mehr eine stetige Wertzunahme, einen stetig nach oben verlaufenden Chart gebe es so nicht mehr.
„Langfristig gesehen ist unsere Grundüberzeugung, dass der Kapitalmarkt einen Mehrwert erzeugt, sonst könnten wir ja die Bücher zumachen. Nur im Aktienmarkt gibt es diese Renditechancen noch“, so Trefz. Ein konservativer Anleger müsse heute eben auch Schwankungen ertragen, durchhalten können und die „Zeitpunktgenauigkeit“ seines Anlageerfolges sehr gut einplanen.