Serie Sachversicherungen Darum wechseln Kunden ihre Kfz-Versicherung
Alle Jahre wieder im Herbst – so sicher wie das Laub von den Bäumen fällt, geht die Versicherungswirtschaft verschärft auf Kundenakquise. Denn Kfz-Versicherungsverträge können auch ohne Schaden mit einem Monat Frist zum Jahresende gekündigt werden – der Stichtag ist der 30. November 2020. Rund 121 Millionen Versicherungsverträge gibt es laut Statista im Bestand der Kfz-Versicherer, die Beitragseinnahmen überstiegen zuletzt 28,5 Milliarden Euro.
Knapp 41 Millionen Deutsche haben mindestens einen Kfz-Vertrag. Damit ist diese Versicherung die größte Komponente in der Schaden- und Unfallversicherung. Sie umfasst neben der gesetzlich vorgeschriebenen Kfz-Haftpflichtversicherung, die Schäden durch das Kfz an fremdem Eigentum absichert, auch die Teil- und Vollkaskoversicherungen sowie den Zweig der Kfz-Insassenunfallversicherung. Entsprechend umkämpft ist der Markt.
Im vergangenen Jahr wechselten 5,1 Prozent der Kfz-Versicherten ihren Versicherer, wobei das Potenzial der grundsätzlich Wechselwilligen noch deutlich größer war. Eine Studie des Marktforschungsinstituts Sirius Campus errechnete eine durchschnittliche Ersparnis für die Wechsler in Höhe von 175 Euro pro Jahr. Auch die Gewinner auf Seiten der Versicherer ermittelte das Kölner Institut: Die Huk-Coburg, die R+V, Verti, die Sparkassen Direktversicherung und die Ergo verzeichneten unterm Strich die meisten neuen Kunden in der vergangenen Kfz-Wechselsaison – allerdings beträgt der Nettogewinn dabei nur rund ein Prozent.
Wie hoch die Wechselbereitschaft im laufenden Corona-Jahr 2020 ausfällt, ist noch offen. Auf der einen Seite wurde durch Lockdown und Homeoffice weniger Auto gefahren als in den Vorjahren, so kam es auch zu weniger Schäden, die in Beitragserhöhungen resultieren. Auf der anderen Seite ist das Einsparpotenzial in diesem Jahr wohl besonders willkommen. „Viele Menschen sind in Kurzarbeit, oder ihr Arbeitsplatz ist weniger sicher. Insofern könnte das viele bewegen, ihren Kfz-Tarif zu überprüfen und nach günstigeren und faireren Konditionen zu suchen“, prognostiziert Holger Brendel aus der Unternehmenskommunikation der Huk-Coburg.
Hallo, Herr Kaiser!
Dazu kommt, dass im September der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) neue Typklassen für rund 30.000 Automodelle veröffentlicht hat – ein wichtiges Tarifmerkmal. Die Einstufung in eine Typklasse hängt davon ab, wieviel Schäden für ein Modell in den vergangenen drei Jahren beglichen werden mussten. Auch die Reparaturkosten für geschädigte Unfallgegner berücksichtigt die Versicherungsindustrie. Je höher die Typklasse, desto teurer die Versicherungsprämie.
Weniger Schäden können den Beitrag senken. Beispielsberechnungen des Online-Portals Verivox ergaben, dass Tesla-Fahrer für den Haftpflicht-Teil ihrer Kfz-Versicherung aufgrund einer Höherstufung nun 33 Prozent mehr bezahlen müssen. Die Experten haben für sie in einer Modellberechnung einen Mehrbeitrag von knapp 135 Euro errechnet. Für Fahrer eines Mitsubishi Outlander 2.0 AWD Hybrid wird es noch teurer: Ihr Beitrag steigt um 22 Prozent oder laut Modellrechnung um satte 206 Euro.