HQ Trust hat nachgerechnet Nachts investieren – was macht das mit den Renditen?
Wirklich? Ein Investor, der stets nur nachts in den Dax investiert hätte, wäre mit seiner Anlage erheblich besser gefahren als jemand, der stets von morgens bis abends investiert hätte. Zu diesem Ergebnis kommt Pascal Kielkopf. Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust hat interessehalber diese – mehr theoretische – Rechnung aufgemacht. Und siehe da: Das Ergebnis ist eindeutig, zumindest wenn man den Dax betrachtet.
Nach Kielkopfs Berechnung hätte ein Anleger, der täglich zum Eröffnungskurs in den Dax eingestiegen wäre und abends zu Handelsschluss wieder verkauft hätte, seit 1993 ein jährliches Minus von 3,6 Prozent eingefahren. Hätte er dagegen täglich zum Schlusskurs gekauft und morgens wieder verkauft, hätte er pro Jahr 10,2 Prozent Plus gemacht.
Die deutlich höheren Nachtrenditen gelten allerdings nur für den Dax. Beim US-Index S&P 500 fällt laut der Analyse der Tag-Nacht-Unterschied etwas weniger ins Gewicht. Tagesrenditen von plus 6,1 Prozent jährlich stehen dort Nachtrenditen von plus 1,5 Prozent jährlich gegenüber – quasi der umgekehrte Effekt wie beim Dax.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„An den Zahlen lässt sich ablesen, wo an den Märkten die Musik spielt: Wichtige Zahlen aus den USA, aber auch aus China und Japan, werden außerhalb der Dax-Handelszeiten veröffentlicht und entsprechend direkt beim Eröffnungskurs eingepreist“, sagt Kielkopf zum Ergebnis. Durch die Zeitverschiebung beginnt etwa an der Börse New York der Handel nach hiesiger Zeit um 15:30. Um 22 Uhr ist Schluss – dann allerdings sind die deutschen Börsen schon lange geschlossen.
Allerdings will Kielkopf auch eine Veränderung beobachtet haben: Im Zeitraum 1993 bis 2007 waren die Nachtrenditen des S&P 500 nur für 1 Prozent der Gesamtrendite verantwortlich. Seitdem wendet sich das Blatt. „Auffällig ist, dass die Bedeutung der Nachtrendite beim S&P 500 im vergangenen Jahrzehnt signifikant gestiegen ist“, meint der Analyst. Denn betrachtet man nur den Zeitraum von 2007 bis heute, machten die Nachtrenditen immerhin schon ein Drittel der jährlichen Gesamtrendite (33 Prozent) aus.
Dass Investoren allerdings ernsthaft einen Nur-Tag- oder Nur-Nacht-Ansatz verfolgen könnten, mag Kielkopf nicht so ganz glauben. Man sei der Frage vielmehr „mit einem Augenzwinkern“ nachgegangen, heißt es von HQ Trust.