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„Neue Pfandbriefe kommen zu geballt“

Der Pfandbrief-Markt erlebt eine Flut an Neuemissionen: In dieser Woche brachten die britische Bank Abbey National und die deutsche Eurohypo diese besicherten Anleihen auf den Markt. In der kommenden Woche will die Emissionsplattform der spanischen Sparkassen, AyT, nachziehen. Und die deutsche HSH Nordbank hat für Anfang 2008 ihr Pfandbriefdebüt angekündigt. Sind die Neuemissionen für Rentenfonds attraktiv? Das fragte DAS INVESTMENT.com Timo Böhm, Portfoliomanager für europäische Pfandbriefe bei Allianz Global Investors.

DAS INVESTMENT.com: Warum bringen gerade jetzt so viele Banken Pfandbriefe auf den Markt?

Timo Böhm: Dabei spielt die Liquiditätskrise eine Rolle. Nach dem Zusammenbruch des Hypothekenmarktes misstrauen sich die Banken und leihen sich untereinander kein Geld mehr. Daher müssen sie es sich über klassische Anleihen oder Pfandbriefe besorgen. Pfandbriefe sind für Banken attraktiver, weil sie dabei geringere Risikoprämien zahlen müssen.

DAS INVESTMENT.com: Wie kommt das?

Böhm: Pfandbriefe sind mit einer Deckungsmasse hinterlegt. Meist sind das Hypothekendarlehen, aber auch Staatsanleihen oder Schiffe kommen in Frage. Falls der Emittent des Pfandbriefes zahlungsunfähig wird, bekommen die Anleger ihr Kapital aus dieser Deckungsmasse ausbezahlt. Damit sind die Ausfallrisiken geringer als bei klassischen Anleihen und die Risikoprämien ebenso.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben Hypothekendarlehen als Deckungsmasse erwähnt. Auch forderungsbesicherte Wertpapiere – auf Englisch Asset Backed Securities, kurz ABS – sind damit hinterlegt. Der Zusammenbruch des US-Hypothekenmarktes hat in den vergangenen Monaten viele ABS-Papiere wertlos gemacht. Werden Anleger da nicht einen großen Bogen um entsprechende Pfandbriefe machen?

Böhm: Ich denke nicht. Die Krise liegt schwerpunktmäßig in den USA. Zudem müssen Anbieter von Pfandbriefen viel strengere Vorschriften einhalten als Emittenten von ABS-Papieren. In Deutschland regelt das Pfandbriefgesetz zum Beispiel, dass die Deckungsmasse eines Anbieters einen 2 Prozent höheren Wert haben muss als das Emissionsvolumen des entsprechenden Pfandbriefes. Außerdem darf eine Immobilie, die 100.000 Euro wert ist, nur mit einem Wert von 60.000 Euro als Sicherheit dienen.

DAS INVESTMENT.com: Sind Pfandbriefe wegen der geringeren Prämien für  Rentenfonds weniger interessant als herkömmliche Anleihen?

Böhm: Nein, im Gegenteil. Auf lange Sicht bieten sie eine höhere Rendite als Staatsanleihen, und das bei ebenfalls hervorragender Schuldnerqualität.

DAS INVESTMENT.com: Das heißt, die momentane Emissionsflut verschafft Ihnen geradezu paradiesische Zustände?

Böhm: Nur bedingt. Einerseits können wir bei den Anbietern derzeit besonders günstige Kaufpreise durchsetzen, weil die Investmentbanken wegen der Hypothekenkrise nur bedingt einheitliche Preise stellen. Andererseits bringt das Nachteile, wenn wir Papiere aus unseren Portfolios verkaufen wollen. Daher wäre es meiner Meinung nach günstiger, wenn die Neuemissionen nicht so geballt kämen. Wahrscheinlich wird das Gesamtvolumen 2007 das Vorjahresniveau von 180 Milliarden Euro erreichen.

DAS INVESTMENT.com: Und wie reagieren Sie auf den Vorteil beziehungsweise Nachteil?

Böhm: Wir kaufen derzeit nur Pfandbriefe, die im Vergleich zu ausstehenden Papieren mit einem Zinsaufschlag auf den Markt kommen. Auf der Verkäuferseite sind wir momentan nicht sehr aktiv.

INFO: Timo Böhm arbeitet seit 1999 bei Allianz Global Investors (AGI), vormals Dit. Als Portfoliomanager analysiert er den Markt für europäische Pfandbriefe und berät Fondsmanager wie Ulrich Katz vom Allianz-Dit Europazins (WKN: 847 603) bei ihren Anlageentscheidungen. Vor seiner Zeit bei AGI arbeitete er zwei Jahre lang im Analysten-Team der Dresdner Bank.

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