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Heiß gelaufener Aktienmarkt Nischen bieten Schutz vor Vermögensblasen

Eingang zu einem Spiele-Shop von Gamestop
Eingang zu einem Spiele-Shop von Gamestop: Die Euphorie, mit der sich Kleinanleger in spekulative Investments wie die Gamestop-Aktie stürzen, erinnert an vergangene Finanzblasen, meint Bantleon-Profi Oliver Scharping. | Foto: IMAGO / ZUMA Wire
Oliver Scharping, Foto: Bantleon

David gegen Goliath. Wer hätte gedacht, dass Privatanleger einen Kursanstieg von 1500 Prozent bewirken können, wie bei der Videospielkettenaktie Gamestop geschehen? Gamestop war zwar ein Extrembeispiel, aber auch unabhängig davon weist der lange Aktien-Bullenmarkt zumindest in bestimmten Teilsegmenten bereits Symptome einer epischen Blase auf. Allen voran stehen hier viele Lieblingsaktien der US-Kleinanleger. Mit statistisch extremen Bewertungen, explosiven Preissteigerungen, rasanten Neuemissionen und hysterisch-spekulativem Anlegerverhalten hätte die aktuelle Marktphase – zumindest theoretisch – das Potenzial, als eine der großen Blasen in die Finanzgeschichte einzugehen. Sollte es denn zu einem Platzen kommen. Und große Aktienmarktblasen sind bekanntlich die Zeitpunkte, an denen Vermögen gemacht sowie verloren werden.

Den Schmerz beim Platzen einer Blase und die besonders heiß gelaufenen Sektoren zu meiden, ist wahrscheinlich der schwierigste Teil beim Investieren. Denn die menschliche Psyche und die kognitiven Anreizsysteme arbeiten systematisch darauf hin, Anleger immer weiter in eine Blase hinein zu saugen. Wohin die aktuelle Entwicklung führt, werden wir erst später wissen. Aber eins ist schon jetzt klar: 2021 dürfte ein außergewöhnliches Jahr im Leben vieler Anleger werden.

Letzter Tanz

Zweifelsohne befinden wir uns aktuell in einer extrem aggressiven Phase des Marktzyklus. Man muss kein legendärer Investor sein, um Blasenbildungen zu identifizieren, aber es hilft, wenn man bereits die Exzesse der Subprime-Blase und der Dotcom-Ära vorhergesehen hatte. Eben diese legendären Investoren wie Seth Klarman, Howard Marks und Jeremy Grantham haben jüngst wieder klare Warnungen ausgesprochen. Sie erinnern uns einmal mehr daran, dass die Preise von Aktien wie auch von anderen Vermögenswerten letztlich in den Fundamentaldaten verankert sein müssen.

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Die entscheidende Frage ist, ob die drei Herren zu früh dran sind und die Grundlage für den derzeitigen Boom intakt bleiben kann. Denn extreme Phasen können bekanntlich noch extremer werden, Bewertungen und Fundamentaldaten können für gefühlte Ewigkeiten auseinanderklaffen. Das verlässlichste Merkmal des späten Stadiums einer Blase war in der Geschichte des Aktienmarktes stets ein euphorisches, teils verrücktes Verhalten der Anleger – vor allem der Privatanleger. In den ersten zehn Jahren des aktuellen Bullenmarktes fehlte eine solche Phase der wilden, ungezügelten Spekulation. Jedoch spätestens seit Mitte 2020 haben wir sie – vor allem in den USA.

Teils extreme Bewertungsunterschiede

An der Wall Street wird bereits von einer Retail-Orgie gesprochen, einer Illusion des schnellen Geldes, welche die Aktienkurse ausgewählter Werte immer weiter in die Höhe treibt. Tesla, Nikola, Hertz, Kodak, Nokia, Silber, Bitcoin oder eben Gamestop – jeder dieser Exzesse könnte als Einzelfall abgetan werden. Aber selbst die Metriken für das große Ganze sehen nicht viel besser aus. Der Buffett-Indikator, der die Gesamtbörsenkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA misst, hat sein Allzeithoch aus dem Jahr 2000 durchbrochen. Im vergangenen Jahr gab es indes fast 500 Neuemissionen – das sind mehr Börsengänge als zum Höhepunkt der Dotcom-Ära. Unglaubliche 50 Prozent davon waren Mantelgesellschaften, so genannte SPACs. Und das Volumen der Käufe von Call-Optionen auf US-Aktien durch Kleinanleger hat sich im Vergleich zu 2019 verachtfacht, obwohl bereits das Volumen im Jahr 2019 weit über dem langfristigen Durchschnitt lag.