PKV und Psychotherapie: Die besten Tarife bei Depression
Psychotherapie helfen. Foto: Photcase
Erschüttert, fassungslos, bewegt – am 15. November versinkt Fußballdeutschland in Trauer um Nationaltorwart Robert Enke: 35.000 Menschen kommen zur Beerdigung ins Hannoveraner Stadion, fünf Kanäle übertragen die Trauerfeier im deutschen Fernsehen, sämtliche Zeitungen berichten über den Abschied vom Nationalspieler. Fünf Tage zuvor hatte sich Enke das Leben genommen. Seit 2003 litt er an Depressionen, ging zur Psychotherapie. Trotzdem sah der 32-Jährige schließlich doch nur im Selbstmord einen Ausweg.
Der Fall Enke hat die Krankheit Depression wieder stärker in die öffentliche Diskussion gerückt. Rund 4 Millionen Menschen leiden hierzulande laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe an der Krankheit. Dagegen lässt sich etwas tun. Über eine Psychotherapie können Betroffene die Symptome oft in den Griff bekommen und ihr Leben wieder auf angenehmere Bahnen lenken. Anerkannt sind drei Formen der Psychotherapie. (Einen Überblick über typsische Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gibt es hier.) Die Kosten für die Behandlung übernehmen die Krankenkassen, aber auch Hochleistungstarife der privaten Krankenversicherung (PKV).
Mindestens 30 Sitzungen sollte der Versicherer bezahlen Das Angebot ist dabei sehr unterschiedlich, wie die Tabelle links zeigt. Das fängt damit an, wie viele Therapie-Sitzungen im Jahr die Versicherer übernehmen. „Mindestens 30 sollten es sein, im Idealfall gibt es keine Begrenzung“, sagt Gerd Güssler, Geschäftsführer des Beratungshauses KVpro, das sich auf Krankenversicherungen spezialisiert hat.
Vorbildlich zeigt sich hier die Gothaer. Sie erstattet die Kosten für eine Psychotherapie vollständig und ohne Begrenzung der Sitzungszahl. Etwas anders handhabt das etwa die Krankenversicherung Central: Bis zur 30. Sitzung übernimmt sie die Kosten für die Behandlung komplett, danach ist Schluss. Beim Versicherer Debeka sind es sogar nur 20 Sitzungen – das reicht bestenfalls für eine Kurzzeittherapie bei nicht allzu schwerwiegenden Problemen.
Auch auf die Höhe der Erstattung kommt es an
Aber nicht nur die Zahl der übernommenen Sitzungen ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen einen PKV-Tarif. Kunden und Berater sollten auch vergleichen, wie hoch die Erstattung der Kosten jeweils ist. 100 Prozent Erstattung klingt zunächst einmal optimal. Wenn aber, wie bei Central, Deutschem Ring, Huk-Coburg, LVM oder Victoria nach der 30. Sitzung im Kalenderjahr Sense ist, schneiden Versicherte dort schlechter ab als bei Versicherern wie R+V und Münchener Verein, die die Kosten bis zur 50. Sitzung zu je „nur“ 75 Prozent übernehmen.
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Deutlich macht das ein einfaches Rechenbeispiel: Eine Psychotherapiestunde kostet 100 Euro, der Patient benötigt 50 Sitzungen, umsein Seelenheil zusammen mit seinem Therapeuten wiederherzustellen. Bei 100 Prozent Erstattung bis zur 30. Sitzung übernehmen die Versicherer Kosten in Höhe von 3.000 Euro. In der zweiten Variante, bei der die Versicherer 75 Prozent der Kosten für alle 50 Stunden zahlen, sind es 3.750 Euro. PKV-Einsteigertarife, die Psychotherapie abdecken - Tabelle vergrößern
Wer darf überhaupt behandeln?
Ein weiterer Hauptpunkt auf der Vollversicherungs-Checkliste ist, wer die Behandlung überhaupt übernehmen darf. Güssler: „Keine Probleme gibt es bei ärztlichen Psychotherapeuten, die nach ihrem Medizinstudium noch eine psychotherapeutische Weiterbildung angeschlossen haben.“ Wer aber zu einem psychologischen Psychotherapeuten gehen will, sollte sich vorher erkundigen, ob der Anbieter auch dann die Kosten übernimmt.
Diese Psychotherapeuten haben ein abgeschlossenes Psychologiestudium und sich anschließend auf die Psychotherapie spezialisiert. Bei der Alten Oldenburger, der Landeskrankenhilfe und der Universa fallen sie durchs Raster. Bei anderen Anbietern muss vor der Behandlung erst ein schriftliches OK eingeholt werden. Dazu zählen Allianz und Hallesche.
Ob Psychiater oder Therapeut: Den Platz auf der Couch finanzieren Versicherer oft nur, wenn der Versicherte noch keine Therapie hinter sich hat. Bei den Anbietern in der Tabelle gilt das meist für den Zeitraum der vergangenen zehn Jahre. Einige Anbieter wie Allianz, Landeskrankenhilfe oder HanseMerkur zeigen sich hier etwas kundenfreundlicher. Da zählen immerhin nur die letzten fünf Jahre Krankenhistorie.