Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
So gefährlich ist die EZB-Politik wirklich
Heinz-Werner Rapp ist Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Foto: Feri
Euro-Krise, Energieknappheit, Inflation: Die Wirtschaft steht ordentlich unter Druck. Was die Europäische Zentralbank damit zu tun hat, erklärt Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute.
Um das Ausmaß dieser Erosion zu verdeutlichen, ist folgende Rechnung hilfreich: Ein Investor, der vor genau 15 Jahren 60.000 Euro in Schweizer Franken angelegt hätte, hätte heute ein Vermögen von knapp 100.000 Euro und wäre folglich (in Euro) über 60 Prozent reicher. Dies entspricht einer jährlichen Wertsteigerung (Performance) von immerhin rund 3,3 Prozent, wohlgemerkt ohne Vereinnahmung eventueller Zinsen.
Auch eine Vergleichsrechnung auf Basis des US-Dollar (USD) fällt für Euro-Investoren sehr ernüchternd aus: Hier beträgt der Vermögenszuwachs in Euro nach 15 Jahren USD-Anlage per heute immerhin noch mehr als 30 Prozent, und auch der USD nähert sich aktuell der Euro-Parität....
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Um das Ausmaß dieser Erosion zu verdeutlichen, ist folgende Rechnung hilfreich: Ein Investor, der vor genau 15 Jahren 60.000 Euro in Schweizer Franken angelegt hätte, hätte heute ein Vermögen von knapp 100.000 Euro und wäre folglich (in Euro) über 60 Prozent reicher. Dies entspricht einer jährlichen Wertsteigerung (Performance) von immerhin rund 3,3 Prozent, wohlgemerkt ohne Vereinnahmung eventueller Zinsen.
Auch eine Vergleichsrechnung auf Basis des US-Dollar (USD) fällt für Euro-Investoren sehr ernüchternd aus: Hier beträgt der Vermögenszuwachs in Euro nach 15 Jahren USD-Anlage per heute immerhin noch mehr als 30 Prozent, und auch der USD nähert sich aktuell der Euro-Parität. Der enorme Wertverfall von Euro-Guthaben, relativ zu Alternativanlagen in einer stabilen Währung wie SFR, ist atemberaubend. Deutsche Urlauber in der Schweiz spüren diesen Kaufkraftverlust seit Jahren direkt in ihrer Reisekasse. Der normale Bürger, der seine Ausgaben überwiegend in Euro begleicht, nimmt diese Währungserosion jedoch nur sehr eingeschränkt wahr.
Aus einer ökonomischen Perspektive wird das zentrale Problem schnell erkennbar: Die Mutation des Euro in eine Schwachwährung südeuropäischer Prägung ist gleichbedeutend mit einer heimlichen Vermögenssteuer von etwa 3 Prozent, die Jahr für Jahr das reale Geldvermögen der Euro-Bürger mindert und peu à peu entwertet. Besitzer von Sachwerten wie Immobilien oder global investierende Anleger werden diesen schleichenden Vermögensverfall zwar nur eingeschränkt wahrnehmen. Dennoch halten viele Bürger – speziell in Deutschland – den Großteil ihrer Vermögenswerte relativ bargeldnah in Euro, etwa in Form von Lebensversicherungen, Sparbriefen oder künftigen Renten. Die kontinuierliche Abwertung des Euro wirkt so für Normalbürger wie eine Zusatzsteuer, die im Zeitverlauf einen veritablen (relativen) Vermögensverlust erzeugt.
Auch für diese breite Vermögenserosion trägt die EZB eine erhebliche Mitverantwortung. Denn: Entgegen allen früheren Versprechen hat die Euro-Notenbank seit langem aufgegeben, eine wirklich stabilitätsorientierte Geld- und Währungspolitik zu betreiben. Stattdessen hat sich die EZB in die Rolle eines „Euro-Retters“ drängen lassen, der sowohl strukturelle Krisen als auch politische Wünsche schwacher Euro-Länder immer wieder mit dem Drucken von neuem Geld beantwortet. Ob dies die Euro-Zone tatsächlich stabilisiert (wie die EZB stets betont) oder letztlich noch fragiler gemacht hat, wird die Zukunft zeigen.
Dennoch bleibt die bittere Erkenntnis, dass die systematische Weichwährungspolitik der EZB für viele Bürger den Effekt einer verdeckten Vermögenssteuer hat. Das auf diese Weise schwindende reale Geldvermögen wird sich in den kommenden Jahren noch sehr negativ bemerkbar machen, in Form reduzierter Kaufkraft, sinkender Ersparnisse und fehlender Altersrücklagen, die angesichts des demografischen Wandels in Europa dringend gebraucht würden.
3. Inflation als unfaire Zusatzsteuer
Der dritte Zusatzschocker ist zwar der offensichtlichste, dennoch findet auch dazu kein objektiver Diskurs statt, schon gar nicht hinsichtlich der möglichen Verstrickung der EZB. Denn: Seit rund 12 Monaten verzeichnen sowohl Deutschland als auch die Euro-Zone einen massiven Anstieg der Inflationsraten. Zuletzt erreichte die Inflationsrate in der EWU ein Allzeit-Hoch von 8,6 Prozent und in Deutschland immerhin noch von 8,2 Prozent, nach zuvor 8,7 Prozent (letzte Daten jeweils Juni 2022; Abbildung 5).
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