Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
So gefährlich ist die EZB-Politik wirklich
Heinz-Werner Rapp ist Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Foto: Feri
Euro-Krise, Energieknappheit, Inflation: Die Wirtschaft steht ordentlich unter Druck. Was die Europäische Zentralbank damit zu tun hat, erklärt Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute.
Damit sollte klar sein: Auch am massiven Anstieg der Inflation in der Euro-Zone trägt die EZB einen entscheidenden Anteil. Zuerst durch Zünden der „OMF-Geldbombe“, danach durch ignorantes Abwarten sowie kontrafaktisches Verharmlosen und Umdeuten akuter Inflationsrisiken. Auch wenn der Ukraine-Krieg eine zusätzliche Verschärfung der Preisdynamik zur Folge hat, so steht am Anfang der Wirkungskette unzweifelhaft die massive monetäre Aufblähung durch die EZB.
Inflation zählt zu den unsozialsten Phänomenen, die eine Volkswirtschaft heimsuchen können. Denn: Inflation bewirkt eine Umverteilung von Vermögen, begünstigt den verschuldeten Staat zu Lasten seiner Bürger, führt zu einer...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Damit sollte klar sein: Auch am massiven Anstieg der Inflation in der Euro-Zone trägt die EZB einen entscheidenden Anteil. Zuerst durch Zünden der „OMF-Geldbombe“, danach durch ignorantes Abwarten sowie kontrafaktisches Verharmlosen und Umdeuten akuter Inflationsrisiken. Auch wenn der Ukraine-Krieg eine zusätzliche Verschärfung der Preisdynamik zur Folge hat, so steht am Anfang der Wirkungskette unzweifelhaft die massive monetäre Aufblähung durch die EZB.
Inflation zählt zu den unsozialsten Phänomenen, die eine Volkswirtschaft heimsuchen können. Denn: Inflation bewirkt eine Umverteilung von Vermögen, begünstigt den verschuldeten Staat zu Lasten seiner Bürger, führt zu einer Besteuerung von Scheingewinnen und „kalter Progression“, verschärft soziale Ungleichheit und erhöht ganz generell gesellschaftliche Spannungen. Inflation nützt den Vermögenden (Besitzer von Sachwerten), während sie für Durchschnittsbürger wie eine unfaire Zusatzsteuer wirkt. Genau hier liegt das Problem: Inflation in der derzeitigen Höhe kann von vielen Bürgern weder überwälzt noch kompensiert werden.
Sie zwingt viele Menschen zu Einschränkungen und macht oftmals einschneidenden Konsumverzicht und harte Einsparungen erforderlich. Die Wirkung ist so, als ob plötzlich neue Sondersteuern auf Benzin und Mobilität, Lebensmittel und Gebrauchsgüter, Baustoffe und Möbel, Autos und Wohnungen erhoben würden.
Fatale Wirkungen unsolider Geldpolitik
Als Fazit bleibt festzuhalten: Die Wirkungen unsolider oder unqualifizierter Geldpolitik einer Zentralbank auf die Finanz- und Vermögenssphäre der Bürger sind weitaus gravierender, als in der Öffentlichkeit bekannt oder unterstellt. Viele Bürger kennen nicht die echten Wirkungsmechanismen einer enthemmten Geldpolitik, die sich auf Geldschöpfung und monetäre Aufblähung konzentriert anstatt auf die Stabilität des eigenen Geldes. Die komplexen Effekte der monetären Verwässerung, die unter anderem auch die EZB seit einigen Jahren betreibt, sind keinesfalls trivial.
Klar monetär bedingte Phänomene – wie hohe Inflation oder schleichende Abwertung der Währung – wirken faktisch wie eine Zusatzsteuer, die aber meist nicht als solche wahrgenommen wird. Die direkten und indirekten Nebenwirkungen unsolider Geldpolitik schädigen die Vermögenssubstanz und beeinträchtigen direkt die Lebensbedingungen sehr vieler Bürger. Mehr Offenheit und ein stärkerer öffentlicher Diskurs zu diesen Problemen wären wünschenswert. Daneben sollte insbesondere die EZB dazu übergehen, die Folgen des eigenen Handelns selbstkritischer und mit mehr inhaltlicher Kompetenz zu reflektieren. Vor allem aber sollte die EZB, als Zentralbank der gesamten Eurozone, damit aufhören, den scheinbar einfachen Weg einer Weichwährung zu verfolgen.
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