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Konjunkturbelebung in den USA Sp(r)itze auf allen Ebenen

Times Square, New York
Times Square, New York: Die US-Einzelhandelsumsätze begannen das Jahr 2021 mit einem Paukenschlag – sie stiegen im Januar gegenüber dem Vormonat um 7,6 Prozent. | Foto: imago images / ZUMA Wire
Sonal Desai, Franklin Templeton

Tempo, Tempo, Tempo: Geimpft wird in den USA beim Arzt, in Apotheken, mobilen Impf-Trucks, Supermärkten und als Massenimpfzentren umfunktionierten Sportstadien. Geimpft wird vorrangig tagsüber, in Großstädten zum Teil auch in der Nacht.

Ein starker Anstieg der Wirtschaftstätigkeit in den USA ist daher inzwischen zum Basisszenario für die Finanzmärkte geworden. Seit dem Einsetzen der Erholung im dritten Quartal (Q3) 2020 sind die Finanzmärkte der Wirtschaft vorausgeeilt, und dieser von geld- und fiskalpolitischen Eingriffen gestützte sogenannte Reflations-Trade, der die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe treibt, setzt sich auch 2021 fort. Unterstützt wird die Entwicklung durch die sich beschleunigende Dynamik der Impfkampagne und die Verabschiedung des 1,9 Billionen US-Dollar schweren US-Konjunkturpakets.

Die Rentenmärkte haben begonnen, einen Teil dieser Risiken einzupreisen: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat die Marke von 1,70 Prozent überschritten, die Zinsstrukturkurve hat einen deutlich steileren Verlauf angenommen, die Aktienmärkte sind von einem Rekord zum nächsten geklettert und die Rohstoffpreise sind insgesamt gestiegen, was mit einem Reflationsszenario in Einklang steht.

Welche Katalysatoren liegen der Reflationserwartung zugrunde?

Der Konsens bezüglich einer Reflation, also die Rückkehr zur Inflation, beruht vor allem auf drei Annahmen:

  • Als im dritten Quartal 2020 die Einschränkungen erstmals aufgehoben wurden, konnte die Wirtschaft ihre Regenerationsfähigkeit bereits unter Beweis stellen. Durch die fiskalpolitischen Unterstützungsmaßnahmen sind die Ersparnisse der privaten Haushalte auf ein Rekordniveau gestiegen, und bei den Verbrauchern lässt sich erhebliche aufgestaute Konsumlaune ausmachen.
  • Es macht sich zunehmend die Einschätzung breit, dass es allmählich gelingen könnte, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. In den USA tendieren die Fallzahlen abwärts. Die Positivraten und Krankenhausaufenthalte sind seit Erreichen des Spitzenwertes im Januar 2021 um mehr als die Hälfte gesunken. Das Impftempo hat sich weiter erhöht und liegt im Durchschnitt bei rund 2,9 Millionen verabreichten Dosen pro Tag. Ein Drittel der 326 Millionen US-Amerikaner ist bereits vollständig gegen Corona geimpft, 150 Millionen Bürger haben bereits ihre erste Impfdosis bekommen. Landesweit bringen immer mehr Bundesstaaten Pläne zur Lockerung der Ausgangsbeschränkungen auf den Weg, und immer mehr Unternehmen dürfen ihre Türen öffnen, auch wenn das Tempo, in dem Einschränkungen aufgehoben werden, von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich ausfällt.
  • Sowohl fiskal- als auch geldpolitische Entscheidungsträger sind gewillt, tendenziell eher eine „Überhitzung“ der Wirtschaft in Kauf zu nehmen. Sie sind der Meinung, dass unzureichende Anreizmaßnahmen zu einer schleppenden Erholung im Nachgang der globalen Finanzkrise der Jahre 2008/09 beigetragen haben, und sind fest entschlossen, denselben Fehler nicht noch einmal zu begehen. Daher hat sich die Fed auf eine weiterhin äußerst lockere Geldpolitik verpflichtet, auch wenn die fiskalpolitischen Anreizmaßnahmen ein zu Friedenszeiten noch nie dagewesenes Niveau erreichen. Sowohl die Nullzinsen als auch die Anleihekäufe sollen im aktuellen Umfang von 120 Milliarden US-Dollar pro Monat fortgesetzt werden, bis sich der Arbeitsmarkt vollständig erholt hat und die Inflation über einen längeren Zeitraum hinweg oberhalb der Zielmarke von 2 Prozent liegt.

Reichliche Geldmittel und aufgestaute Konsumlaune

Die US-Einzelhandelsumsätze begannen das Jahr 2021 mit einem Paukenschlag: Im Januar stiegen sie gegenüber dem Vormonat um 7,6 Prozent, nachdem sie zuvor drei Monate in Folge aufgrund des starken Anstiegs der Ansteckungszahlen sowie der Lockdowns gesunken waren. Der im Januar 2021 verzeichnete Anstieg spiegelte sowohl die allmähliche Lockerung der Beschränkungen als auch die Konjunkturzahlungen in Höhe von 600 US-Dollar sowie der zusätzlichen Arbeitslosengelder in Höhe von 300 US-Dollar wider.

Insgesamt liegen die Einzelhandelsumsätze derzeit 11 Prozent über dem im Februar 2020 verzeichneten Stand, wobei eine Verlagerung um 2 Prozentpunkte von Dienstleistungen hin zu Waren stattgefunden hat. Gemessen am Index für die persönlichen Konsumausgaben (PCE), der auch den Dienstleistungssektor umfasst, liegen die Gesamtausgaben immer noch 2,6 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau. Mit einem weiteren angekündigten Konjunkturpaket, das eine Direktzahlung in Höhe von 1.400 US-Dollar, eine Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung von 300 US-Dollar pro Woche mit erweiterter Anspruchsberechtigung und verlängerter Höchstdauer von 79 Wochen sowie eine Ausweitung der Steuergutschrift für Kinder umfasst, dürften sich Nachfrage und Ausgaben weiterhin auf Waren konzentrieren.