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Total global

Mit Anleihen, noch dazu in Fremdwährung, ließ sich in den vergangenen Jahren nur schwer Geld verdienen. Dennoch gehören gute und vor allem flexible Rentenfonds zur abgeltungssteuersicheren Grundausstattung eines jeden Depots. DAS INVESTMENT stellt vier Kandidaten vor

Manager von globalen Rentenfonds machen es sich leicht: Sie mischen einfach Euro-Anleihen mit Dollar und Yen- Papieren und garnieren alles mit einer Prise Britischem Pfund und Schweizer Franken. Doch das war einmal. Den Wandel der Rentenmärkte demonstriert kaum jemand besser als Michael Hasenstab. Der Manager des Templeton Global Total Return Fund kauft Papiere aus Argentinien, Malaysia, Schweden und vielen anderen mehr oder weniger entwickelten Ländern. Dabei setzt er nicht nur auf Kursgewinne.
„Ungefähr zwei Drittel der Wertentwicklung stammen aus Währungen, der Rest kommt aus Zinsen und Kurs gewinnen“, rechnet Hasenstab vor. Der Nebeneffekt: Die Währungsgewinne werden von der neuen Abgeltungssteuer verschont, sofern der Anleger den Fonds noch in diesem Jahr kauft. Steuerpflichtig bleiben die Ausschüttungen, die bisher jährlich 3,5 bis 5 Prozent betrugen. Allerdings auch dann, wenn der Fonds Verluste einfuhr. Bei seiner Arbeit stützt sich Hasenstab auf die volkswirtschaftlichen Analysen des Templeton-Teams: Zahlenwerke über Zinsniveaus, Bruttoinlandsprodukte, Inflationen und Zahlungsströme auf der ganzen Welt.

Ein Opfer der Kreditkrise

Hasenstabs Start war grandios: Von September 2003 bis Mitte 2007 erzielte der Templeton Global Total Return in Dollar einen Wertzuwachs von 54,5 Prozent. Seine Benchmark, der Lehman Global Multiverse Index, landete im gleichen Zeitraum bei null. Auch das in Euro umgerechnete, deutlich schwächere Ergebnis von 25,2 Prozent übertrumpfte den Index für deutsche Staatsanleihen, den Rex-P, noch um mehr als das Doppelte. Dann kam der Bruch, und seit Mitte 2007 gewann der Fonds nur noch 4,1 Prozent hinzu. Für hiesige Käufer besorgte der schwache Dollar den Rest und machte daraus einen Verlust von 11,4 Prozent. Es sei denn, sie stiegen rechtzeitig auf die im April 2007 lancierte währungsgesicherte Euro-Tranche (WKN: A0M NNP) um.
Der Performance-Knick rührt aus der Kreditkrise: Internationale Anleger flohen aus Risikoanlagen und kauften US- und Euro-Staatsanleihen. Die hatte Hasenstab aber untergewichtet. Seine Favoriten – lokale Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sowie einige asiatische Währungen – kamen dagegen unter die Räder. Eine Übertreibung, findet er. Vor allem Länder mit nur kurzfristiger Inflation und vertrauenswürdiger Zentralbank sollten bald wieder festere Währungen und Anleihekurse sehen, zum Beispiel Mexiko, Korea, Indonesien, Chile und Brasilien.
Deutlich ruhiger ging es während der Krise beim Starcapital Bondvalue UI zu. Dessen Manager Peter E. Huber hatte den Fremdwährungsanteil des Fonds im April 2007 auf etwa 12 Prozent zurückgefahren, nachdem er ihn von seinem Vorgänger Rüdiger Brauel übernommen hatte. Eine richtige Entscheidung, denn der Euro begann in dieser Zeit seine ausgeprägte Stärkephase. Inzwischen hat Huber die Euro-Dominanz wieder etwas gedämpft – auf etwa 60 Prozent des Portfolios. „Der Euro ist überbewertet und müsste in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich schwächer werden“, erklärt er. Daher werde er den Fremdwährungsanteil auch schrittweise weiter ausbauen. Vielleicht bis 80 Prozent oder mehr – eine echte Grenze habe er nicht, sagt der Mann aus Oberursel und offenbart damit das antizyklische Verhalten, das ihn auch als Aktienmanager bekannt gemacht hat. Die Anti-Euro-Einstellung teilt er mit Templeton-Mann Hasenstab, der in seinem Fonds den Dollar-Anteil bereits auf 45 Prozent ausgebaut hat. Auch bei der Bonität lässt es Huber derzeit ruhig angehen. Über die Hälfte des Depots hat das Top-Rating AAA. Spekulative Papiere nehmen nur 5 Prozent ein. Trotzdem beträgt die laufende Verzinsung des Portfolios 7,7 Prozent bei einer mittleren Kapitalbindungsdauer von 3,7 Jahren – weniger als bei Hasenstab (5,5 Jahre). „Viele Anleihen von Unternehmen oder aus Schwellenländern wie Brasilien, Mexiko oder Ungarn haben ein gutes Rating, bieten aber wegen der Angst der Investoren derzeit recht hohe Renditen“, begründet Huber. Seine Philosophie: „Kumuliere niemals die Risiken!“ Eine Anleihe mit niedriger Bonität in einer obendrein gefährdeten Währung käme bei ihm nie ins Depot.

Die ultimative Dollar-Wette

Das ist beim Global High Yield Portfolio der US-Gesellschaft ACM Bernstein anders. Dort hat Fondsmanager Paul DeNoon ein Dollar-Risiko quasi implantiert: Mindestens drei Viertel des Vermögens hält er immer in der US-Währung, was ihn im Vergleich zu Hasenstab und Huber schon merklich bindet. Zwar investiert auch er in hochverzinsliche Anleihen aus aller Welt und in allen Devisen. Doch überschüssiges Währungsrisiko muss er in Dollar absichern.
Mit einem Volumen von 4,2 Milliarden Euro ist der ACM-Fonds der größte internationale Rentenfonds mit deutscher Vertriebszulassung. Dass er mit einem in Euro gerechneten Minus von 17,8 Prozent seit Mitte 2007 um gut 6 Prozentpunkte hinter dem Templeton-Fonds bleibt, liegt unter anderem an DeNoons Aggressivität. Das durchschnittliche Rating des Portfolios lautet BB, das ist spekulativ. Hasenstab fährt dagegen im Schnitt fast immer die A-Klasse. Die erhöhte Risikobereitschaft macht den ACM-Fonds nun zu einem Tipp für Mutige, die Schnäppchen suchen und zugleich auf eine Dollar-Erholung setzen.
Das macht auch Xueming Song (sprich: Scheming Song), wenn auch recht dezent. „Aktuell rentieren Bankanleihen und einige Unternehmensanleihen mit Laufzeiten unter einem Jahr bei mehr als 5 Prozent, das ist gutes Geld bei überschaubarem Risiko“, sagt der Manager des DWS Invest Total Return Bonds. Erst wenn der weitere Verlauf der Kreditkrise klarer wird, wolle er sich längerfristig binden und vielleicht weitere hochverzinsliche Unternehmensanleihen kaufen.

Mit Abwehrstrategie durch die Krise

Songs Fonds hat mit einem Mittelzufluss von 671 Millionen Euro im vergangenen Jahr einen Verkaufshit geliefert. Er war damit der beliebteste flexible globale Rentenfonds in der Statistik des Branchenverbands BVI. Zwei Regeln muss Song allerdings beachten: Sein Fremdwährungsanteil ist auf die Hälfte des Portfolios begrenzt, der für spekulative Anleihen auf 10 Prozent.
Mit einer Kapitalbindungsdauer von knapp über einem Jahr ist der DWS-Fonds derzeit fast unempfindlich gegen steigende Marktzinsen. Die heftigsten Erschütterungen am Rentenmarkt überstand er teilweise mit einer Duration von einem halben Jahr, also fast Geldmarktniveau. Nun will Song sie schrittweise erhöhen.
Manche Anleihen in Schwellenländerwährungen sieht der DWS-Mann skeptisch, übrigens aus demselben Grund wie Huber: „Die viel zu hohe Inflation frisst die dort gezahlten Zinsen auf, in manchen Ländern entsteht sogar ein Minus.“ Erst wenn Länder wie Indien oder China die Inflation mit höheren Zinsen in den Griff kriegten, seien deren Anleihen für ihn wieder ein Thema. Das aber kann noch dauern.


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