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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:39 UhrLesedauer: 4 Minuten
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US-Staatsverschuldung „Es ist Zeit, die Rettungsboote zu untersuchen“

Parliament Hill in Ottawa, Kanada. Nach der Ölpreiserholung hat Matthias Hoppe bei Kanadische Staatsanleihen Gewinne mit genommen. (Bild: Getty Images)
Parliament Hill in Ottawa, Kanada. Nach der Ölpreiserholung hat Matthias Hoppe bei Kanadische Staatsanleihen Gewinne mit genommen. (Bild: Getty Images)

Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren.

„Staatsverschuldung wird für uns, wenn sie nicht exzessiv ist, ein nationaler Segen sein.“
Alexander Hamilton (1755–1804), Gründungsvater und erster Finanzminister der USA, zitiert in „Our History“, einer Publikation des US-Finanzministeriums

Der Schuldenberg wächst – wirklich ein Segen?

Wenn Alexander Hamilton, der erste Finanzminister der USA, noch leben würde, wäre er wahrscheinlich bestürzt, welch enorme Schuldenlast sein Land in den Jahren seit seinem Tod aufgehäuft hat.

Was im Jahr 1789 unter Hamilton mit lediglich 19.608,81 US-Dollar, ist inzwischen auf monumentale 19 Billionen US-Dollar angewachsen; ausgeschrieben bedeutet das 19.000.000.000.000 US-Dollar – 58.000 US-Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA.

Ein Bild kann vielleicht dabei helfen, besser zu verstehen, wie riesig diese Last ist: Wenn man 19 Billionen US-Dollar sauber in 1-Dollar-Scheinen aufeinander legen würde, würde sich ein Stapel mit einer Höhe von 2.075.175 Kilometern ergeben – sechsmal die Entfernung von der Erde zum Mond.

Und wenn Hamilton diese Entwicklung noch nicht schrecklich genug finden würde, gehen Ökonomen oft noch weiter und führen sein obiges Zitat als Rechtfertigung für die Schuldenschwemme von heute an – wobei sie anscheinend die Einschränkung „nicht exzessiv“ bewusst außer Acht lassen.

„Die Rendite jedes geliehenen Dollars nimmt rapide ab“

Das Verhältnis der Schulden außerhalb des US-Finanzsektors (also von Haushalten, Unternehmen sowie Regierungen auf Bundes- und Bundesstaatenebene) zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist 2015 auf den Rekordwert von 248 Prozent gestiegen. Bis dato betrug der Rekord 245 Prozent im Jahr 2009.

Die Gesamtschulden einschließlich des Finanzsektors nahmen im vergangenen Jahr um rund 2 Billionen US-Dollar zu und sind damit 1,4 Billionen US-Dollar stärker als das nominale BIP. Damit stand das Verhältnis von Gesamtschulden zu BIP Ende 2015 bei 370 Prozent. Es überschreitet somit das Niveau von 250–300 Prozent, ab dem Wirtschaftsforscher üblicherweise davon ausgehen, dass Schulden die Produktivität nicht mehr erhöhen, sondern drücken.

Ebenfalls bedenklich: Der Ökonom Van R. Hoisington schrieb vor kurzem, dass zwischen 1955 und 2000 etwa 1,70 US-Dollar an Schulden erforderlich waren, um in den USA 1 US-Dollar an BIP zu generieren. Seit dem neuen Jahrtausend aber werden für 1 Dollar BIP durchschnittlich 3,30 Dollar Schulden gebraucht. Dies zeigt, dass amerikanische Bürger und Unternehmen in ihren kollektiven Bilanzen zwar weiterhin fast alles zu Schulden machen, was sich irgendwie dafür eignet, doch die Rendite jedes geliehenen Dollars nimmt rapide ab.

Schulden sind ein Belastungsfaktor für Unternehmen

Ohne Frage ist diese enorme Last – mit der sowohl die USA als auch die Industrieländer weltweit zu tun haben – ein erhebliches Problem. Schulden haben nicht nur einen Einfluss auf die BIP-Entwicklung, sondern auch auf die Fundamentaldaten von Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass dieser Belastungsfaktor bestehen bleiben wird.

Zur Erinnerung: Schulden bedeuten gewissermaßen eine Vorziehung zukünftiger Ausgaben. Was also ist für die Ausgaben der Zukunft zu erwarten? Das wichtigste Ergebnis meiner Analysen lautet, dass die Aussichten für das Wachstum in den USA nicht unbedingt rosig sind. Zu der Belastung durch Verschuldung sowie schlechtere Fundamentaldaten kommen weitere wenig ermutigende Faktoren hinzu. Unsere Strategie bei Aktien war zuletzt weitgehend defensiv. Wir haben mit Taktiken gearbeitet, die eine Erhöhung der Gesamtrendite für den Fall versprachen, dass die Märkte stark nachgeben; gleichzeitig haben wir an Beta-Positionen festgehalten, um bei einer Rally dabei zu sein.

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