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Investment Business – ein M&G Podcast Value vs. Growth: „In einem hohen Zinsumfeld hat Substanz klar die Nase vorn"

 

PETER EHLERS: Übersetzt Value-Fallen sozusagen, die es da geben kann. Ok, wenn wir über Value und Growth sprechen, dann müssen wir natürlich auch über das aktuelle alles beherrschende Thema Inflation sprechen. Haben wir in der ersten Folge schon intensiv gemacht, deswegen gehen wir hier nur einmal kurz darauf ein. Um das Thema auch einmal in diesem Zusammenhang mit abzufrühstücken. Ganz salopp gefragt, in Zeiten hoher Inflation, was ist da besser, Value- oder Growth-Aktien?

IVAN DOMJANIC: Kann man nicht so pauschal sagen.

PETER EHLERS: Dachte ich mir.

IVAN DOMJANIC: Generell sind natürlich Unternehmen im Vorteil, die eine hohe Preissetzungsmacht haben. Die die Inflation, die Kosteninflation, die sie spüren an die Konsumenten, an ihre Kunden weitergeben. 

PETER EHLERS: Durchreichen.

IVAN DOMJANIC: Genau. Die ihre Margen eben auf einem hohen Niveau halten können. Diese Unternehmen haben natürlich einen Vorteil. Dann gibt es natürlich Rohstoffunternehmen, die gerade in Zeiten natürlich einen Vorteil haben, wo die Inflation vor allem durch Rohstoffpreise getrieben wird. Das ist zum Teil auch das, was wir jetzt aktuell sehen. Die steigende Energiepreise oder auch andere Rohstoffpreise. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass eine steigende Inflation schon tendenziell eher für Value-Aktien spricht als für Growth-Aktien. Weil natürlich eine steigende Inflation in der Regel auch mit steigenden Zinsen einhergeht, und steigende Zinsen bedeuten einen größeren Gegenwind für Wachstumstitel.

PETER EHLERS: Weil die auch Fremdkapital haben?

IVAN DOMJANIC: Allein bewertungstechnisch, weil eben die Cashflows weiter in der Zukunft liegen und deswegen dieser Effekt, dieser Abzinsungseffekt auf Wachstumstiteln stärker wirkt. Das ist der Grund, weshalb quasi Value-Titel grundsätzlich einen Vorteil haben sollten. Solange wir uns in einem Umfeld befinden, wo die Zinsen weiter steigen oder zumindest nicht wieder anfangen zu fallen.

PETER EHLERS: Hast du da so ein paar Beispiele, wo du sagen kannst, was wäre so ein Wert, der jetzt ein bisschen stabiler ist in diesen Phasen?

IVAN DOMJANIC: Was wir aktuell natürlich sehen, sind gerade die Energietitel. Dass die eben sich in diesem Jahr extrem gut behaupten konnten. Logischerweise, weil eben die Inflation zu einem guten Teil auch von den steigenden Energiepreisen herrührt. Die Energietitel haben entsprechend den Vorteil, dass sie davon letztlich profitieren. Das sind tendenziell Value-Titel. Aber da muss man auch wiederum wie gesagt aufpassen, weil natürlich bestimmte Energietitel durchaus auch in den Growth-Bereich switchen können. Zumindest vorübergehend, solange wir es mit diesen steigenden Energiepreisen zu tun haben. Und dann gibt es natürlich aber auch Unternehmen wie aus dem Gesundheitssektor, Pharmaunternehmen, die sehr stabile Geschäftsmodelle haben. Stabile Cashflows haben, sehr profitabel sind. Und trotzdem vergleichsweise günstig bewertet sind. Beispielsweise Astra Zeneca oder Novartis sind zwei Titel, die wir unserer Value-Strategie im Portfolio haben. Die wir ebenfalls in den Value-Bereich zählen würden, weil die Bewertung eben entsprechend vergleichsweise günstig ist.

PETER EHLERS: Lass uns eine Etage tiefer gehen. Wir haben jetzt gelernt, Value ist nicht gleich Value. Growth ist nicht gleich Growth. Aber bleiben wir bei Value. Wonach unterscheidet ihr idealerweise Value. Wenn du es priorisierst. Was sind die wichtigsten Kriterien, zweitwichtigsten Kriterien?

IVAN DOMJANIC: Gut, das eine ist natürlich die Vermeidung von Value Traps. Man sollte die Value Traps vermeiden unter den Value-Unternehmen, die tatsächlich auch einen Value haben. Und die zweite Unterscheidung ist natürlich die Zyklik von Value-Titeln. Allgemein wird gesagt oder ist man der Ansicht, dass Value-Aktien tendenziell zyklischer sind. Das mag im Durchschnitt so sein, wenn man sich die Indizes anschaut. Und die Indizes Value und Growth miteinander vergleicht. Es gibt aber auch defensive Value-Titel. Es gibt durchaus zyklische Value-Sektoren ganz klar. Finanzwerte beispielsweise Banken, Energietitel, Rohstofftitel, Industriewerte. Aber es gibt eben auch defensive Value-Titel. Ich hatte schon den Gesundheitssektor beispielsweise genannt. Pharmaunternehmen, Versorger, die ebenfalls in den Value-Bereich zählen. Oder auch defensive Telekommunikationsunternehmen, die auch oftmals in den Value-Bereich zählen. Das heißt, Value ist nicht gleich Value. Es gibt zyklische Value Titel, es gibt defensive Value-Titel. Und unser Ziel bei unseren Value-Strategien ist es, dass wir eben möglichst balanciertes Portfolio aufbauen. Dass wir also nicht nur Zykliker kaufen, sondern eben möglichst ausbalanciert das Ganze ausgestalten. Sowohl Zykliker drin haben als auch defensive Titel drin haben.

PETER EHLERS: Das ist mehr so eine Risikostrategie dann?

IVAN DOMJANIC: Genau. Um auch in unterschiedlichen Marktgegebenheiten bestehen zu können. Es gibt Marktphasen, wo Zykliker gut laufen. Da sind dann zyklische Titel natürlich im Vorteil. Es gibt aber auch Marktphasen wie aktuell auch, wo eher die defensiveren Titel gut laufen. Und da kann man mit einer ausbalancierten Value-Strategie durchaus gut fahren, wenn man eben auch defensive Value-Titel im Portfolio hat.

PETER EHLERS: Wir haben die Inflation. Und wie heißt es so schön, die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Kann ich daraus jetzt ableiten, dass in Inflationszeiten, die wir noch ein bisschen haben werden, ich eigentlich Growth-Titel untergewichten sollte, vergessen sollte. Oder gibt es auch da irgendwo was, wo du sagst, nein, Growth ist auch interessant, wenn man das und das beachtet.

IVAN DOMJANIC: Grundsätzlich, wie ich schon gesagt hatte, haben Wachstumstitel, Growth-Titel einen größeren Gegenwind in Zeiten von hoher Inflation und in Zeiten vor allem von steigenden Anleiherenditen. Trotzdem muss man Growth-Titel natürlich nicht vollkommen abschreiben. Es gibt durchaus auch Wachstumstitel, Growth-Titel, die so stark wachsen können in der Zukunft, dass sie eben diesem Gegenwind widerstehen können und trotzdem eine gute Wertentwicklung hinlegen können. Das will ich gar nicht bestreiten. Worauf man allerdings achten sollte, unserer Meinung nach, ich meine, wir bei M&G haben auch wachstumsorientierte Strategien beispielsweise unsere Positive Impact-Strategie ist tendenziell eher wachstumsorientiert. Aber wir schauen eben auch bei den wachstumsorientierten Strategien sehr auf die Bewertungen. Das heißt, wir lassen die Bewertungen nicht völlig außer Acht. Sondern wir schauen auch auf die Bewertungen. Und wir schauen auch auf die Qualität der Unternehmen. Das heißt, wir wollen Wachstumsunternehmen, die eine hohe Qualität aufweisen, die bereits heute stabile Cashflows oder starke Cashflows aufweisen. Das sind die Kriterien, die wir uns letztlich auch anschauen, wenn wir in Wachstumsunternehmen investieren. Wo wir vorsichtig wären, sind die ganzen unprofitablen Wachstumstitel. Die Titel, deren Cashflows, wenn überhaupt sehr weit in der Zukunft liegen.

PETER EHLERS: Eher wo schon laufende Geschäftsmodelle zu finden sind.

IVAN DOMJANIC: Genau. Diese unprofitablen Wachstumstitel sind auch die, deren Cashflows sehr weit in die Zukunft verlagert sind. Und das sind auch die, die bei steigenden Zinsen auch am stärksten getroffen werden. Und das ist auch genau das, was wir jetzt in den letzten eineinhalb, knapp zwei Jahren gesehen haben. Gerade diese unprofitablen Wachstumstitel, das sind die, die extrem unter die Räder gekommen sind. Und da wären wir durchaus vorsichtig, auch wenn es da auch Gewinner unter diesen Titeln geben wird. Da wird es sicherlich auch den ein oder anderen Titel geben, der in zehn Jahren zu den Gewinnern zählt. Aber ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es sehr viele unter diesen Titeln auch geben wird, an die wir uns in zehn Jahren nicht mehr erinnern können. Sondern die einfach von der Bildfläche verschwinden und da muss man einfach aufpassen.

PETER EHLERS: Aber wenn der Markt, sprich die Investmentbranche darauf so reagiert, dass man sagt, Growth-Titel sind in Zeiten von Inflation nicht so toll. Dann werden die sicherlich auch gut an Wert verloren haben. Bestehen da nicht aktuell auch gute Einkaufschancen, dass ich im Prinzip auch, wenn du so willst, zum Discount Growth-Titel kaufen kann?

IVAN DOMJANIC: Es wird auf jeden Fall interessanter. Wir haben auch in unsere globalen Aktienstrategien, die jetzt nicht ausschließlich auf Value oder Growth ausgerichtet sind, durchaus auch Titel hinzugekauft, die man eher dem Growth-Spektrum zuordnen würde. Beispielsweise Microsoft ist ein Titel, den wir interessant finden aktuell. Oder auch Alphabet finden wir ebenfalls interessant nach dem Abverkauf. Das sind wie gesagt qualitativ hochwertige Wachstumstitel. Die extrem starke Cashflows haben und die jetzt, nachdem der Preis doch relativ deutlich zurückgekommen ist und die Bewertungen zurückgekommen sind, jetzt wieder interessanter geworden sind.