Spieltheoretische Parameter für die EMU
Daraus lassen sich folgende spieltheoretische Verhaltensmuster ableiten:
Schwache Spieler haben einen starken Anreiz zur Teilnahme an der Währungsunion, solange sie dabei die Möglichkeit haben:
die eigene Position durch „Cheating“ (Betrug, der nicht geahndet wird) zu verbessern,
oder durch „Collusion“ (abgestimmtes Verhalten, gemeinsame Spielzüge und kollektive Verhandlungsstrategien) mögliche Risiken an den Rest des Systems zu überwälzen,
durch ein gezieltes „Game of Chicken“ (bewusstes Aufbauen einer potentiell katastrophalen Drohkulisse) gravierende Änderungen der Spielregeln zu erzwingen (etwa...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Spieltheoretische Parameter für die EMU
Daraus lassen sich folgende spieltheoretische Verhaltensmuster ableiten:
Schwache Spieler haben einen starken Anreiz zur Teilnahme an der Währungsunion, solange sie dabei die Möglichkeit haben:
- die eigene Position durch „Cheating“ (Betrug, der nicht geahndet wird) zu verbessern,
- oder durch „Collusion“ (abgestimmtes Verhalten, gemeinsame Spielzüge und kollektive Verhandlungsstrategien) mögliche Risiken an den Rest des Systems zu überwälzen,
- durch ein gezieltes „Game of Chicken“ (bewusstes Aufbauen einer potentiell katastrophalen Drohkulisse) gravierende Änderungen der Spielregeln zu erzwingen (etwa Zugeständnisse der starken Spieler oder ein Eingreifen der Institutionen).
Starke Spieler haben einen Anreiz zur Aufrechterhaltung der Währungsunion, solange:
- die politischen, ökonomischen oder finanziellen Kosten und Risiken aus der Teilnahme am System die möglichen Vorteile nicht übersteigen,
- Verschlechterungen der eigenen Position aus „Cheating“ und „Collusion“ kontrollierbar erscheinen,
- sinnvolle Änderungen der Spielregeln als machbar eingeschätzt werden,
- stabilisierende Eingriffe von Institutionen (EZB, ESM, EU etc.) wahrscheinlich bleiben.
Ein sehr zentraler Aspekt ist dabei das latente Auftreten von „Moral Hazard“, also von verdeckten, klar eigennützigen Anreizstrukturen zu Lasten Dritter (oder eines „Systems“):
- „Moral Hazard“ entsteht prinzipiell immer dann, wenn aufgrund asymmetrischer „Spielregeln“ oder fehlender Sanktionen bei „Regelverletzung“ klare Anreize zur Ausbeutung eines Systems entstehen.
- Sowohl „Cheating“ als auch „Collusion“ sind als bewusst „organisierte“ Ausprägungen von „Moral Hazard“ zu verstehen.
- Das „Moral Hazard“-Problem ist in komplexen Systemen nicht ungewöhnlich; es ist im System der EMU geradezu notorisch und wird inzwischen auch in politischen Diskussionen der EU/EMU zunehmend offen adressiert (und kritisiert).
Die Frage, ob das EMU-System von den Spielern als Nullsummenspiel oder als Spiel mit positiver Wertschöpfung wahrgenommen wird, ist mitentscheidend dafür, ob das Spiel eher regelkonform, also mit Blick auf einen möglichen Gemeinschaftsnutzen, oder eher nach strikt egoistischen Motiven, also mit starkem Moral Hazard-Anreiz, ablaufen wird. Das tatsächliche Bild der EMU spricht offensichtlich stark für die erste Variante.