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Vor der Opec-Konferenz Kommt die Kürzung der Ölförderung zustande?

Am Mittwoch will sich die Organisation Erdöl exportierender Länder abschließend auf ihre erste Förderkürzung binnen acht Jahren verständigen, aber noch steht eine solche Vereinbarung auf sehr wackeligen Füßen. 

Nach einem zehnstündigen Treffen äußerten der Iran und der Irak nach wie vor Bedenken, wie ein OPEC-Delegierter sagte, der mit Verweis auf die sensiblen Gespräche namentlich nicht genannt werden wollte. Im Ergebnis müssen sich nun die Minister weiter mit dem Thema befassen. Der auf dem Tisch liegende Vorschlag sieht vor, die OPEC-Produktion gegenüber dem Niveau von Oktober um insgesamt 1,2 Millionen Barrel täglich zu kürzen. Allerdings ist noch immer unklar, ob er die nötige Mehrheit auf dem Treffen bekommen wird.

Der Ölpreis gab angesichts dieser Unwägbarkeiten nach. Rohöl der Sorte Brent notierte am Vormittag am Terminmarkt 0,6 Prozent schwächer bei 47,97 Dollar. Am Montag hatte der Preis bis auf 48,81 Dollar angezogen.

Bei den Vorgesprächen am Montag fochten die Länder buchstäblich um das letzte Fass. Der Iran schlug vor, die eigene Produktion zwar auf 3,975 Millionen Barrel täglich zu begrenzen, sie de facto aber damit um 200.000 Barrel täglich auszuweiten, sagten zwei OPEC-Vertreter. Saudi-Arabien habe mit einer Begrenzung für den Iran auf 3,707 Millionen Barrel am Tag gekontert, was in etwa dem aktuellen Niveau entspräche.

Algerien, das als Vermittler zwischen den zerstrittenen Parteien agiert, habe 3,795 Millionen Barrel für den Iran als tägliche Obergrenze ins Spiel gebracht. Ob einer dieser Vorschläge am Mittwoch in Wien die Unterstützung bekommt, wenn sich die Minister treffen, ist unklar.

In der letzten Runde der Vorgespräche geht es um die Verteilung der Kürzung auf die einzelnen Mitgliedsländer und um den Widerstand von Russland, sich ebenfalls an einer Senkung des Ölangebots zu beteiligen. Der Kreml will sich bislang nicht an einer Produktionskürzung beteiligen sondern beharrt auf einem Einfrieren auf dem derzeitigen Niveau. Der saudische Ölminister Khalid Al-Falih hatte erstmalig am Sonntag die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Wien auch ohne eine Vereinbarung zu verlassen.

Al-Falihs Äußerung kam zwei Tage nachdem Saudi-Arabien sich mit dem Argument aus einem geplanten Treffen mit Nicht-OPEC-Mitgliedern zurückgezogen hatte, die Organisation müsse zunächst ihre internen Differenzen klären, bevor man mit anderen Produzenten ins Gespräch kommen könne. Unklar ist, ob den saudischen Minister inzwischen ernsthafte Zweifel am Nutzen einer solchen Vereinbarung befallen haben oder ob er auf diese Weise seine Verhandlungsposition gegenüber Iran und Irak verbessern möchte, die sich bislang einer Reduzierung ihrer Förderquoten widersetzen.

„Saudi-Arabien und Iran verfolgen eine sehr harte Verhandlungstaktik“, sagt Abhishek Deshpande, Chef-Energieanalyst bei Natixis SA in London. „Das Problem für Saudi-Arabien besteht darin, dass es anders als in den 1980er und 1990er Jahren nicht mehr seinen Einfluss geltend machen und damit rechnen kann, dass andere schon folgen werden. Heute sind auch Mitglieder wie Iran und Irak stark, und ihr Ziel ist es, sicherzustellen, dass sie einen großen Marktanteil bekommen.“

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Iran macht Position öffentlich

Während am Montag in Wien die Vorgespräche liefen, verbreitete der Nachrichtendienst des iranischen Ölministeriums Shana bereits die offizielle Position des Landes. In dem Bericht wird Ölminister Bijan Zanganeh mit der Forderung zitiert, die Erhöhung der Ölförderung sei „der Wille des iranischen Volkes“. 

Zanganeh sagte ferner, sein Land sei Ende September in Algier von der Grundsatzentscheidung das Ölangebot zu verknappen, ausgenommen worden. Saudi-Arabien ist bislang nicht damit einverstanden, den Iran von der Förderkürzung komplett auszunehmen und akzeptiert bislang nur Libyen und Nigeria als Sonderfälle.

Ohne eine Reduzierung der OPEC-Mengen werden die Überschüsse am Markt nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur bis ins vierte Quartal 2017 hinein anhalten, womit der Preis für Öl weiter fallen könnte. Al-Falih äußerte sich optimistischer.

„Wir erwarten, dass sich die Nachfrage 2017 erholt. Anschließend werden sich die Preise stabilisieren, und dies wird auch ohne eine Intervention seitens der OPEC geschehen“, sagte Al-Falih nach Angaben der saudi-arabischen Zeitung Asharq al-Awsat am Sonntag in der Küstenstadt Dhahran. „Wir haben auf dem OPEC-Treffen nicht nur die Möglichkeit, die Förderung zu kürzen. Wir können aber auch auf die Erholung der Nachfrage setzen.“

Gespräche abgesagt

Die eigentlich für Montag vorgesehenen Gespräche mit Nicht-Mitgliedern der OPEC in der österreichischen Hauptstadt waren über das Wochenende abgesagt worden, nachdem sich die Saudis daraus zurückgezogen hatten.

„Es ist nicht sinnvoll, an einem Treffen mit Ölproduzenten von außerhalb der OPEC teilzunehmen, bevor nicht auf einem internen Treffen darüber entschieden wurde, ob das aktuelle Förderniveau gekürzt oder auf dem bisherigen Niveau gehalten wird“, sagte Al-Falih laut Zeitung Asharq Al-Awsat.

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