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in Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 4 Minuten
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Inflationssorgen Warum technologischer Fortschritt die Preise drückt

Vollautomatisiertes Auslieferungszentrum des weltgrößten E-Commerce-Anbieters Amazon
Vollautomatisiertes Auslieferungszentrum des weltgrößten E-Commerce-Anbieters Amazon: Technologische Innovationen bremsen den Preisschub, da Güter billiger werden und der Arbeitskräftebedarf sinkt. | Foto: Imago Images / Nordphoto
Matthew Moberg, Franklin Templeton

2021 ist die Diskussion über Growth und Value wieder aufgeflammt. Beide Anlagestile haben phasenweise eine deutliche Outperformance erzielt. Für eine anhaltende Rotation ins Value-Segment gibt es gute Argumente, aber ebenso dagegen. Ein häufig genanntes Pro-Argument ist, dass in Phasen hoher Inflation Value Growth übertrifft, weil die Abzinsungssätze höher sind, was auf die Bewertung der Wachstumsaktien schlägt. Daher wollen wir als Wachstumsinvestor und vor allem als Investor in Innovationen unsere Sicht auf die Inflation darlegen und eine Bresche für ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld schlagen.

Phasen technologischen Fortschritts gab es in der Vergangenheit immer wieder. Derzeit befinden wir uns in einer Ära beschleunigter Innovationen. Und diese rasante Innovationstätigkeit wirkt nicht inflationär, sondern deflationär. Sie bremst den Preisschub, da Güter billiger werden und der Arbeitskräftebedarf sinkt. Dank Innovationen können Waren schnell und kostengünstig entwickelt und hergestellt werden. Die Produktion steigt, der Preis sinkt. Ebenso können Neuerungen die Produktivität steigern und damit die Lohnkosten senken. So kann beispielsweise eine verbesserte Software Arbeitskräfte einsparen.

Wir sehen vornehmlich drei Elemente der Innovationstätigkeit mit besonders deflationärer Wirkung: den Boom des Online-Handels, die Einführung schlanker Asset-Light-Geschäftsmodelle und Produktivitätssteigerungen durch Technologien, die die Lohninflation ausgleichen.

Online-Handel wächst und drückt auf Preise

Verbraucher finden es häufig günstiger, Produkte im Internet zu kaufen. Da sich die Preise leichter vergleichen lassen, verzichten Online-Händler eher auf Preiserhöhungen. Die Betriebskosten im E-Commerce sind zudem niedrigerer als im stationären Einzelhandel, und Verbraucher können online überall auf der Welt kaufen, auch an Orten mit einer niedrigeren Kostenstruktur als am eigenen Wohnsitz.

Am Wachstum der Online-Plattform Amazon lässt sich die deflationäre Wirkung beobachten. Anfangs sparte Amazon die Filialkosten und konnte niedrigere Preise bieten. Das unaufhaltsame Wachstum bescherte dem Unternehmen dann eine enorme Verhandlungsmacht und damit günstigere Einkaufspreise. Mit der Eröffnung erster Distributionszentren und dem Leasen von Flugzeugen beseitigte Amazon zusätzliche Kosten aus der Lieferkette. Durch den Einsatz von Robotern, Logistikalgorithmen und möglicherweise auch Drohnen sinken die Lieferkosten und damit voraussichtlich auch die Kosten der verkauften Produkte weiter.

Die deflationäre Wirkung des Online-Handels dürfte sich verstärken. Laut einer McKinsey-Studie wollen viele Verbraucher das in der Pandemie entdeckte Online-Shopping nicht so schnell wieder aufgeben. Da E-Commerce dem traditionellen Einzelhandel zunehmend Marktanteile abluchst, dürfte er die Preise langfristig nach unten drücken.