Aktienfonds mal anders So funktioniert der Fonds von Marcel Maschmeyer

Im heutigen Digitalisierungswahn klingen manche Sätze wie Botschaften aus einer längst vergangenen Zeit. „Wir tippen alle historischen Unternehmenszahlen manuell ab“, sagt Matthias Kurzrock und liefert den Grund: „Dabei können wir alles auseinanderbrechen und stolpern über Dinge, die andere Anleger vielleicht übersehen.“ Keine Frage, Kurzrock ist ein Freund komplexer Zahlenwerke.
Er bildet zusammen mit Marcel Maschmeyer den Vorstand der Hannoveraner Paladin Asset Management. Und beide managen den Paladin One, einen Aktienfonds mit bemerkenswerten Eigenschaften. Denn über drei Jahre hat er nicht nur die Konkurrenz um mehr als 16 Prozentpunkte hinter sich gelassen (siehe Chart). Er hat das auch mit nur halb so hohen Kursschwankungen geschafft. Seine Volatilität liegt bei 6,1 Prozent auf drei Jahre, die der Vergleichsgruppe bei 12,1 Prozent.
Nur das schwache Jahr 2014 fällt aus dem Rahmen. Doch das hat einen Grund, der so nicht wiederkommt. Damals ging der Fonds aus dem Family Office der Unternehmerfamilie Maschmeyer hervor, und dort drin steckte eine große Beteiligung an den Mitteldeutschen Fahrradwerken (Mifa). 22 Prozent des Fonds waren das, und Kurzrock und Maschmeyer konnten erst nach der Insolvenz verkaufen. Sie hätten sonst gegen die Regeln zum Insiderhandel verstoßen.
Wenn es um ihren Managementansatz geht, nennen Kurzrock und Maschmeyer stets drei Hauptaspekte: Value, Sondersituationen und Cash. Der Value-Teil ist im Grunde Aktienanlage nach Substanzkriterien. Hier haben die akribisch abgetippten und auseinandergeprokelten Unternehmenszahlen ihren Auftritt. Sie fließen in drei Bewertungsmodelle ein, die drei verschiedene Ergebnisse für den fairen Firmenwert ergeben. „Das ist auch eine Art Kontrollmechanismus. Wenn ein Ergebnis stark abweicht, sehen wir nach, was vielleicht schiefgelaufen ist“, erklärt Marcel Maschmeyer. Es geht um abgezinste Geldflüsse in der Zukunft, um Abschreibungen, um Margen und, und, und. Dabei gehen die Paladin-Leute möglichst konservativ vor. Sie glauben nicht an dauerhaft überdurchschnittliche Margen, also drücken sie sie in ihren Kalkulationen wieder auf durchschnittliches Niveau. Die so errechneten Firmenwerte liegen somit selbstredend unter denen anderer Analysten. „Damit sind wir aus einer Aktie in der Regel früher draußen als andere“, räumt denn auch Marcel Maschmeyer ein. Am Ende sei das Portfolio aber auch besonders krisenfest, speziell wenn mal wieder harte Zeiten kommen.