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Blackrock-Fondsmanager Nigel Bolton: „Bis Mitte 2010 mache ich mir keine Sorgen“

Nigel Bolton
Nigel Bolton
DAS INVESTMENT.com: Ihr Lieblingsclub Leeds United  ist in den vergangenen Jahren ähnlich steil abgestürzt wie die internationalen Finanzmärkte und spielt heute nur noch in der Dritten Liga. Ist an der einst gefürchteten Elland Road allmählich die Talsohle erreicht? Nigel Bolton: Ich bin sehr zuversichtlich, dass das aktuelle Team nach den Jahren des Niedergangs jetzt die Kurve bekommt. Mit 14 aufeinander folgenden Heimsiegen hat die Mannschaft gerade einen neuen Vereinsrekord aufgestellt, in der englischen Football League One stehen wir derzeit auf dem zweiten Platz. Die Chance, dass Leeds United nächstes Jahr in die Football League Championship aufsteigt und irgendwann auch wieder in die Premier League zurückkehrt, ist also durchaus da. DAS INVESTMENT.com: Ist es nicht ziemlich hart, in Schottlands Hauptstadt Fan eines drittklassigen Vereins aus Nordengland zu sein? Bolton: Mit meiner Leidenschaft stehe ich hier natürlich ziemlich allein, das ist klar. Die meisten meiner Mitarbeiter sind Fans der beiden Lokalrivalen Hibernian Edinburgh und Heart of Midlothian, oder sie jubeln für Celtic Glasgow oder die Glasgow Rangers. Überhaupt ist der schottische Fußball ganz anders als der englische. Aber damit komme ich zurecht. DAS INVESTMENT.com: In manchen Dingen anders zu sein als die meisten anderen – ist das etwas, das Ihnen bei Ihrer täglichen Arbeit als Fondsmanager hilft? Bolton: Ich glaube schon. Ich spiele gern die Rolle eines Contrarian und bin damit in der Vergangenheit auch ganz gut gefahren. Davon abgesehen schadet es bestimmt nicht, die internationalen Finanzmärkte von Edinburgh aus zu betrachten und nicht aus der City von London heraus. Das schafft Abstand und schärft den Blick für das Wesentliche. Beides hat uns 2008 und auch in den vergangenen Monaten sehr geholfen. DAS INVESTMENT.com: Der Blackrock European Focus Fund hat seit der Trendwende an den europäischen Börsen Anfang März 55 Prozent an Wert zugelegt, deutlich mehr als viele Konkurrenten. Liegt das daran, dass Sie ein sehr konzentriertes Portfolio von maximal 45 Aktien verwalten? Bolton: Natürlich ist es mit einem nur aus den besten Anlageideen eines Teams zusammengestelltem Fonds einfacher, in einer Aufschwungphase besser abzuschneiden als mit einem stärker diversifizierten Portfolio. Entscheidend für den jüngsten Erfolg war aber letztlich, dass wir Anfang 2009 einige grundsätzliche Entscheidungen richtig getroffen haben. Dazu gehörte zum Beispiel, den Anteil von Aktien mit einem höheren Risikoprofil systematisch nach oben zu fahren, denn diese performen am Ende einer Rezession erfahrungsgemäß am besten. Das war 2003 so und auch im Abschwung von 1992  – zwei Marktphasen, die ich persönlich sehr intensiv miterlebt habe. Die Tatsache, dass nur wenige Fondsmanager ähnlich konsequent vorgegangen sind, kann ich mir daher nur mit einem Mangel an genau dieser Erfahrung erklären. DAS INVESTMENT.com: Waren es vor allem Bankaktien, die Sie Anfang 2009 gekauft haben? Bolton: Auch, aber nicht nur. Am Anfang standen sehr stark britische Konsumaktien wie Kingfisher oder Next im Fokus, die bereits im Sommer 2008 massiv unterbewertet waren. Im März 2009 haben wir dann begonnen, einzelne große Investmentbanken wie Credit Suisse zu kaufen sowie einen ganzen Korb an Regionalbanken. Einige dieser Titel aus Österreich, Schweden, Belgien, Irland und den Niederlanden gehören inzwischen zu unserem Kernportfolio, weil wir nach intensivem Studium der Bilanzen davon überzeugt sind, dass diese keine unkalkulierbaren Risiken mehr bergen und dass nach wie vor großes Aufwärtspotenzial besteht. Dasselbe gilt für ausgewählte Titel anderer Branchen. DAS INVESTMENT.com: Die Rally an den europäischen Börsen geht also weiter? Bolton: In den kommenden Monaten wird es weitere gute Nachrichten aus der Realwirtschaft geben, das stützt die Aktienmärkte. Die Gefahr eines größeren Rückschlags sehe ich deshalb nicht. Sorge macht mir erst der Blick auf das zweite Halbjahr 2010 oder auf 2011, wenn steigende Bewertungen oder Zinserhöhungen möglicherweise das momentan noch sehr positive Umfeld wieder etwas eintrüben. DAS INVESTMENT.com: Werden bis dahin eher Growth– oder Value–Aktien die Performancetreiber sein? Bolton: Das ist schwer zu sagen, weil die Antwort sehr stark vom weiteren Abschneiden der als Value klassifizierten Banktitel abhängt. Davon losgelöst dürften aber vor allem Unternehmen gefragt sein, die mit starken oder unerwarteten Gewinnsteigerungen überzeugen. >> Deutsche Fondsliga: Die aktuelle Tabelle >> Porträt des Blackrock European Focus: Auf den Punkt gebrachte Anlageideen >> Trainerbank: „Mein erstes Fußballspiel war Leeds gegen Chelsea“

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