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SRI bei Schwellenländeranleihen Candriam schließt 40 Prozent aller Schwellenländer aus

Auszubildende eines deutschen Autoherstellers in San José Chiapa
Auszubildende eines deutschen Autoherstellers in San José Chiapa: Zu den größten Länderbeteiligungen des Candriam SRI Bond Emerging Markets Fund gehören Staatsanleihen aus Mexiko. | Foto: imago images / Cathrin Bach

Ein Schwellenländeranleihen-Fonds mit der besten Wertentwicklung gegenüber seiner Vergleichsgruppe macht um Russland, China und Saudi-Arabien einen Bogen, wie Bloomberg berichtet. Nach Einschätzung des Candriam-Fondsmanagements reichen die ESG-Ratings dieser Länder, also die Bewertung der Faktoren Environment, Social und Governance, nicht aus, um sie in den Candriam SRI Bond Emerging Markets Fund aufzunehmen.

Der Candriam SRI Bond Emerging Markets Fund mit einer Marktkapitalisierung von 1,5 Milliarden US-Dollar hat in den vergangenen drei Jahren laut Bloomberg fast 90 Prozent seiner Mitbewerber übertroffen: Im Jahr 2019 belief sich seine Wertentwicklung auf 16 Prozent. Lag der Wertverlust im ersten Quartal 2020 bei -9,6 Prozent, drehte der Fonds im zweiten Quartal mit 10,1 Prozent ins Plus und erzielte im dritten Quartal einen weiteren Zuwachs von 2,0 Prozent.

Der im November 2016 aufgelegte Fonds will Anlegern ermöglichen, von der Entwicklung von Anleihen und anderen Schuldtiteln zu profitieren, die hauptsächlich auf Währungen von Industrieländern wie US-Dollar, Euro, Britisches Pfund, Japanischer Yen und zusätzlich auf lokale Währungen lauten und von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Emittenten in den Schwellenländern begeben werden. Um die Vergleichsindizes des Fonds zu übertreffen, werden die Staats- und Unternehmensanleihen vom Portfoliomanagement-Team nach eigenem Ermessen auf der Grundlage der Wertpapiermerkmale, der Wachstumsaussichten und der internen Analyse der ESG-Kriterien ausgewählt. Die am schlechtesten abschneidenden 25 Prozent der Länder aus dem gesamten Investmentuniversum setzt das Candriam-Management auf eine schwarze Liste – und zwar unabhängig davon, wie groß deren Rolle in der Anleihewelt ist.

Die Bepreisung von Staatsanleihen lässt ESG-Kriterien bislang außen vor

Diese Herangehensweise gibt einen ersten Eindruck, vor welchen neuen Herausforderungen Schwellenländer stehen dürften, deren Regierungen und Unternehmen auf ausländisches Kapital angewiesen sind. Gegenwärtig werden bei den Kosten für die Kreditaufnahme dieser Staatengruppe in der Regel Faktoren wie die Verpflichtung zur Senkung der Kohlenstoffemissionen oder zur Eindämmung der Korruption nicht berücksichtigt. In Zukunft könnten diese Faktoren jedoch eine wichtige Rolle spielen.

„ESG-Investitionen kommt im Zusammenhang mit Schwellenländeranleihen eine wachsende Bedeutung zu“, beobachtet Magda Branet, Strategin für Schwellenländeranleihen bei Candriam. „Es ist absehbar, dass Investoren zunehmend darauf achten werden, inwieweit sie für ESG-Risiken in den Schwellenländern entschädigt werden. Sie werden von Ländern, die mit Blick auf die Kriterien schlecht abschneiden, höhere Risikoprämien verlangen oder einige Emittenten ganz meiden“, blickt Branet voraus.

33 Schwellenländer gelten für Candriam als nicht investierbar

Von Candriam entwickelte Bewertungsmodelle untersuchen, in welcher Form Länder ihre Rohstoffe und Ressourcen und ihr Humankapital einsetzen. Staaten, die als undemokratisch oder repressiv gelten, kommen auf die schwarze Liste, genau wie Staaten und Unternehmen, deren Kreditrating unter B- oder sechs Stufen unter Investment Grade liegt.

„Derzeit schließt das Modell 33 Schwellenländer beziehungsweise rund 40 Prozent des JPMorgan EMBI Global Diversified Index aus, der als Benchmark für die meisten Staatsanleihefonds für Schwellenländer gilt“, gibt Branet zu Protokoll. Candriam, eine Tochtergesellschaft des Asset Managers New York Life, der mit einem verwalteten Vermögen von über 500 Milliarden Euro unter den weltweit größten Vermögensverwaltern rangiert, überprüfe die Länder mithilfe des eigens entwickelten Modells regelmäßig, sodass bislang schlecht bewertete Schwellenländer und -Unternehmen die Chance erhalten, in die Gruppe investierbarer Staaten und Unternehmen aufzusteigen, sofern sie Verbesserungen auf den Weg bringen.

Zu den größten Länderbeteiligungen des Fonds gehören Staatsanleihen etwa aus Mexiko, Uruguay, Serbien, Ungarn und Namibia. Unter die Top-10-Titel haben es darüber hinaus auch der Chemiekonzern Sociedad Química y Minera de Chile mit 1,67 Prozent am Fondsvolumen und die Export-Import Bank of India (mit 1,66 Prozent) geschafft. 

„Ein verbesserter Leistungswillen im Bereich der ESG-Strategien, insbesondere im Umweltbereich, können einem Land helfen, den Sprung auf die Investitionsliste zu schaffen“, verheißt Branet und verweist darauf, dass es derzeit keine Standards für die Anwendung von ESG auf Staatsanleihen gibt. Daher müssten die meisten Fondsmanager, die ESG einbeziehen wollen, auf interne Analysen ausweichen. Branets Beobachtung zufolge schließen letztlich jedoch nur sehr wenige Fonds – anders als Candriam – große Schwellenländer aufgrund niedriger Punktzahlen aus.

Mittelzufluss wird zum Druckmittel

Dem Bloomberg-Bericht zufolge bestätigt auch Bram Bos, Leitender Portfoliomanager bei NN Investment Partners, sich ändernde Bedürfnisse und Anforderungen der Investoren an Schwellenländer und Schwellenländer-Unternehmen. Es sei absehbar, dass sich die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in den Schwellenländern zugunsten der Kreditkosten auswirken werde. Regierungen und Unternehmen, die Anleihen begeben, die ökologischen und sozialen Aspekten Rechnung tragen, werden es deutlich leichter haben, Kapital anzuziehen als Länder und Unternehmen, die entsprechende Aspekte vernachlässigen. Weil entsprechende Emissionen im laufenden Jahr bereits Rekordhöhen erreicht haben, ist für die Player im Schwellenländeruniversum schon jetzt deutlich sichtbar, wohin die Reise gehen wird: Verbesserungen im ESG-Ranking werden sich auszahlen.

„In der Vergangenheit lud eine Regierung zu Roadshows, wenn sie eine Anleihe begeben wollte, und es ging nur um makroökonomische Fundamentaldaten“, sagt Bos. „Heutzutage werden mit grünen und sozialen Anleihen auch andere Themen diskutiert, und das gibt den Investoren ein weiteres Instrument, um Druck auf die Regierungen auszuüben.“

Für Anleger, die Erträge auf der Grundlage der Berücksichtigung von ESG-Kriterien wünschen und zugleich in den Schwellenländern diversifiziert sein wollen, bieten sich Fonds wie der Candriam SRI Bond Emerging Markets Fund als Alternative zur einfachen Auswahl von Anleihen und Aktien an, die aus dem Schwellenländeruniversum zur Verfügung stehen. Die Hilfe von erfahrenen Fondsmanagern dürfte gerade in der aktuellen schwierigen und unübersichtlichen Marktlage nicht ungelegen kommen: Angesichts der Pandemie, von der weiterhin ein Großteil der Welt betroffen ist, stellt sich für Anleger die Frage, welche Länder und welche Unternehmen mit den geringsten Verlusten aus der Krise herausfinden beziehungsweise durch gezielte strategische Anpassungen sogar stärker denn je dastehen werden.

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