Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Geldflut bringt Inflation

Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Die Folgen der Bekämpfung der Lungenkrankheit Corona werden sichtbar: In den USA wächst die Geldmenge M1 (Bargeld und Sichtguthaben bei Banken) mit einer Jahresrate von 31,4 Prozent, die Geldmenge M2 um knapp 22,3 Prozent.
Noch nie sind die US-Dollar-Geldmengen so stark gewachsen. Der Grund: Die US-Administration gibt neue Schulden aus, die von der Zentralbank Federal Reserve (Fed) gekauft werde...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Folgen der Bekämpfung der Lungenkrankheit Corona werden sichtbar: In den USA wächst die Geldmenge M1 (Bargeld und Sichtguthaben bei Banken) mit einer Jahresrate von 31,4 Prozent, die Geldmenge M2 um knapp 22,3 Prozent.
Noch nie sind die US-Dollar-Geldmengen so stark gewachsen. Der Grund: Die US-Administration gibt neue Schulden aus, die von der Zentralbank Federal Reserve (Fed) gekauft werden. So werden neue US-Dollar aus dem Nichts geschaffen, und das neue Geld wird auf die Konten der Bürger und Unternehmen überwiesen.
Zudem vergeben Banken kräftig Kredite und erhöhen dadurch ebenfalls die Geldmengen. Es gibt warnende Stimmen, die sagen, dieses Geldmengenausweiten werde zu Preisinflation führen. Andere hingegen beschwichtigen: Es wird keine Preisinflation geben, eher drohe Preisdeflation. Wer hat Recht?
Zunächst ist zu klären, was unter Inflation zu verstehen ist. Die meisten Menschen denken heutzutage, die Inflation werde durch Konsumgüterpreis-Indizes abgebildet: Man spricht von Inflation, wenn die Konsumgüterpreise um mehr als 2 Prozent pro Jahr ansteigen. Das aber ist eine verkürzte, eine irreführende Sichtweise. Schließlich ist ja auch ein Anstieg der Güterpreise mit Raten zwischen 0 und 2 Prozent Preisinflation, die die Kaufkraft des Geldes herabsetzt.
Zudem erfassen die Konsumgüterpreis-Indizes nicht alle Güter. Vor allem die Bestandsgüter wie zum Beispiel Aktien, Häuser und Grundstücke werden nicht angemessen berücksichtigt. Doch steigende Vermögenspreise setzen die Kaufkraft genauso herab wie steigende Konsumgüterpreise. Ob Konsum- oder Vermögenspreisinflation: Am Ende des Tages kann der Geldhalter sich für sein Geld weniger leisten.
In den vergangenen Jahrzehnten ist das passiert: Die Inflation der Konsumgüterpreise blieb relativ gezähmt, die Vermögenspreisinflation hingegen war recht hoch. Wer Aktien, Anleihen, Häuser und Grundstücke besaß, wurde reicher, wer US-Dollar, Euro und Co hielt, wurde ärmer.
Die Sache mit der Umlaufgeschwindigkeit
Diejenigen, die sagen, dass das Ausweiten der Geldmengen nicht auf die Güterpreise durchschlagen werde, verweisen auf den zu erwartenden Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Dieser Gedanke bezieht sich auf die sogenannte Quantitätsgleichung, die folgendes Aussehen hat:
M * V = Y * P, wobei M = Geldmenge, V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, Y = Gütermenge und P = Preisniveau darstellen.
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