Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Geldflut bringt Inflation
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa
Die Rettungspakete von Politikern und Notenbankern entwerten Geld, ist sich Thorsten Polleit sicher. Hier erklärt der Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel wissenschaftliche Hintergründe seiner These.
Die Umlaufgeschwindigkeit ist die Häufigkeit, mit der eine Geldeinheit eingesetzt wird, um das nominale Transaktionsvolumen (also Y * P) in einer Zeitperiode zu finanzieren (und sie errechnet sich als V = Y * P / M). Wenn die Wirtschaft einbricht (Y fällt) und die Geldmenge steigt (M wächst), dann nimmt V ab – vorausgesetzt, dass P konstant bleibt, fällt oder nicht ausreichend stark ansteigt. Doch kann man schlussfolgern, dass P sich in dieser Weise verhalten muss, wenn Y sinkt und M steigt?
Die Grafiken unten zeigen, dass eine fallende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ganz offenkundig nicht mit fallenden Güterpreisen einhergehen muss: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in den USA sinkt...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Umlaufgeschwindigkeit ist die Häufigkeit, mit der eine Geldeinheit eingesetzt wird, um das nominale Transaktionsvolumen (also Y * P) in einer Zeitperiode zu finanzieren (und sie errechnet sich als V = Y * P / M). Wenn die Wirtschaft einbricht (Y fällt) und die Geldmenge steigt (M wächst), dann nimmt V ab – vorausgesetzt, dass P konstant bleibt, fällt oder nicht ausreichend stark ansteigt. Doch kann man schlussfolgern, dass P sich in dieser Weise verhalten muss, wenn Y sinkt und M steigt?
Die Grafiken unten zeigen, dass eine fallende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ganz offenkundig nicht mit fallenden Güterpreisen einhergehen muss: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in den USA sinkt seit Mitte der 1990er Jahre – die Geldmenge ist also schneller gewachsen als die Produktionsleistung zugenommen hat.
Aber trotz einer im Trendverlauf sinkenden Umlaufgeschwindigkeit sind die Güterpreise auf breiter Front gestiegen – Konsumgüter- und Hauspreise und auch Aktienkurse. Das gleiche Bild zeigt sich im Euroraum. Auch hier ist die Umlaufgeschwindigkeit seit Jahr und Tag gefallen, und das war ebenfalls begleitet von einem trendmäßigen Preisanstieg aller Güter.
Könnte es sein, dass zwar die Wirtschaft einbricht (Y fällt) und die Geldmenge (M) steigt, dass aber P zunimmt, vielleicht sogar stark steigt, so dass V nicht nachgibt? Das wäre der Fall, wenn die Menschen, die neues Geld erhalten, es in gewohnter Weise für Güterkäufe ausgeben, und die Güternachfrage auf ein verknapptes Güterangebot stößt.
Genau das zeigt sich derzeit: Die Produktionsleistung ist nach dem politisch diktierten Lockdown stark abgesunken, mit Engpässen und Güterknappheit ist zu rechnen. Das begünstigt den Preisauftrieb, wenn neues Geld in Umlauf gebracht wird, um die ausbleibenden Einkommen der Menschen und Firmen zu finanzieren.
Könnten die Preise nicht doch fallen?
In der kurzen Frist ist allerdings nicht auszuschließen, dass trotz einer gewaltigen Geldmengenvermehrung Güterpreise nachgeben. Ein Grund könnten beispielswiese Geschäftsaufgaben sein, durch die Warenbestände zu Schleuderpreisen angeboten werden. Oder dass Arbeitnehmer zustimmen, fortan für geringere Löhne zu arbeiten – weil sich das Arbeitsplatzangebot verknappt hat.
Oder dass Kreditnehmer aufgrund ihrer verschlechterten Finanzlage Vermögensbestände – Aktien und Häuser – verkaufen müssen, und dass das zu einem Preiseinbruch auf den Vermögensmärkten führt. Doch würde sich ein Preisverfall als dauerhaft erweisen, in einer Volkswirtschaft, in der die Geldmenge immer weiter steigt?
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