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Das Ende von Bretton Woods II

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Eine Trendwende und ihre Auswirkungen

Vielmehr deutet sich ein neuer Trend an. Die Ära Bretton Woods II geht zu Ende. Sie war gekennzeichnet durch eine stillschweigende Abmachung zwischen den USA und China. Die USA importieren billige Güter aus dem Reich der Mitte. Das schafft Arbeitsplätze in China, bringt den USA aber einen Fehlbetrag in der Leistungsbilanz. Als Ausgleich erklären sich die Chinesen bereit, diesen Fehlbetrag durch Käufe von amerikanischen Staatsanleihen zu finanzieren.

Wenn dies jetzt vorbei ist, hat das erhebliche Auswirkungen:
  • Das größte Ungleichgewicht in den Weltzahlungssalden – das Defizit im amerikanisch-chinesischen Handel nimmt ab. Damit steigen die Chancen, dass auch der Fehlbetrag in der US-Leistungsbilanz zurückgeht.
  • Die Währungsreserven der Chinesen blähen die Weltliquidität nicht mehr so stark auf. Peking hat zwar immer noch viel Geld, um im Ausland zu investieren und sich technisches Know-how und Rohstoffquellen einzukaufen. Es ist aber nicht mehr der "reichen Onkel" aus dem Fernen Osten. Das werden insbesondere die Europäer spüren, die auf Geld aus dem Reich der Mitte hofften. In den USA dürften geringere Käufe von Staatsanleihen durch die Chinesen zu Zinssteigerungen führen. Die Federal Reserve muss noch stärker gegenhalten.
  • China kommt seinem Ziel näher, seine Währung neben dem US-Dollar und dem Euro zu einer Weltreservewährung zu machen. Bisher sah es so aus, als sei dies nur sehr langfristig zu erreichen. Wenn der Renminbi jetzt aber fairer bewertet ist und die Zentralbank nicht mehr so viel auf den Devisenmärkten interveniert, dann können Kapitalverkehrskontrollen schneller abgebaut werden. Der Renminbi wird leichter handelbar. Er wird in Zukunft sogar im Handel mit Japan stärker eingesetzt.
  • Andererseits: In China werden die Wachstumsimpulse vom Export durch den teureren Renminbi geringer. Das Land muss den inländischen Verbrauch mobilisieren. Die Importkonkurrenz nimmt zu. Statt billiger lohnintensiver Produkte, muss das Land technologisch anspruchsvollere Güter herstellen. Positiv ist, dass durch das Ende der Interventionen auf den Devisenmärkten die monetäre Aufblähung geringer wird. Das verringert die Inflationsgefahren.
  • Für die USA und Europa werden Exporte nach China leichter, wenn der Wechselkurs die Kostenrelationen besser widerspiegelt. Die Importe aus China werden nicht mehr so stark steigen. Beides hilft dem Wachstum. Negativ ist, dass der Stabilisierungseffekt für das Preisniveau durch die "billigen T-Shirts" aus China verloren geht. Er hatte in den vergangenen zwanzig Jahren dafür gesorgt, dass sich die Inflationsraten in der westlichen Welt tendenziell immer weiter zurückgebildet haben.
Blick über den Tellerrand

Schauen Sie nicht nur auf die Probleme in Europa. Es gibt daneben auch noch andere Entwicklungen, die die Märkte beeinflussen. Tendenziell ist das Ende von Brettons Woods II für den Anleger gut. Es gibt eine Quelle der Instabilität in der Welt weniger.

Bei den Aktien profitieren die Unternehmen mit Chinageschäft noch mehr. Die negativen Effekte auf die Inflation sollte man im gegenwärtigen Umfeld nicht überbewerten.

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