Deutschland: „Jetzt fehlt das Produktivitätswachstum“
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von der Fondsgesellschaft Assénagon
Mit Deutschland passiert im Moment etwas ganz Merkwürdiges. Auf der einen Seite wird es gefeiert wegen seiner hervorragenden Bilanz auf dem Arbeitsmarkt. Es ist das einzige große Industrieland, das es geschafft hat, seinen Arbeitsmarkt nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise wieder in Ordnung zu bringen. Es hat nach Österreich die niedrigste Erwerbslosigkeit in der Europäischen Gemeinschaft. Darüber kann man sich freuen.
Auf der anderen Seite hat es eine außerordentlich schwache Produktivitätsentwicklung. Bis zur Krise 2007/ 2008 erhöhte sich die Arbeitsproduktivität pro Jahr noch um durchschnittlich knapp 2 Prozent. Seitdem geht es bergab. 2012/2013 dürfte die Produktivität in Deutschland fast gar nicht mehr zugenommen haben (siehe Grafik).
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Das wird in der Öffentlichkeit weniger beachtet, muss aber zur Sorge Anlass geben. Nun sind die beiden Phänomene natürlich nicht unabhängig voneinander. Es sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn die Arbeitsproduktivität steigt, dann werden für die gesamtwirtschaftliche Produktion weniger Arbeitskräfte gebraucht. Der Arbeitsmarkt verschlechtert sich.
Wenn umgekehrt die Produktivität niedrig ist, dann werden entsprechend mehr Arbeitskräfte benötigt. Dass das Produktivitätswachstum trendmäßig sinkt, ist in Industrieländern nicht ungewöhnlich. Es hängt mit der steigenden Bedeutung des Dienstleistungssektors, in dem die Produktivität traditionell geringer ist, zusammen.
Niedrige Produktivität ist kein Wunder
In Deutschland geht die Entwicklung in letzter Zeit jedoch weit über das Normale hinaus. Das hängt zum Teil mit aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen zur Überwindung der Krise zusammen. Der Staat förderte Kurz- und Leiharbeit, um den Arbeitsmarkt vor den Folgen der Rezession zu schützen. Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer auch bei schlechter Auftragslage, weil sie fürchteten, diese später nicht wieder zu bekommen.
Das erklärt die starken Schwankungen der Produktivität in den Jahren 2009/2010. Beides ist inzwischen ausgelaufen. Dafür spielte jetzt eine Rolle, dass Firmen aus Angst vor einer demographisch bedingten Arbeitskräfteknappheit schon jetzt Einstellungen vornehmen, die sie aufgrund der aktuellen Auftragslage noch gar nicht brauchen.
Zum Teil liegt die niedrige Produktivität aber auch daran, dass Schwung und Dynamik in der deutschen Wirtschaft nachgelassen haben. In der Europäischen Union steht Deutschland mit einer Investitionsquote von 18 Prozent an vorletzter Stelle (vor Großbritannien).
In der technologischen Entwicklung liegt Deutschland in wichtigen Bereichen nicht mehr vorne. Es gibt hier kein Silicon Valley. Die Bildungspolitik wurde – trotz aller Fortschritte in den Pisa-Studien – vernachlässigt.
Auf der anderen Seite hat es eine außerordentlich schwache Produktivitätsentwicklung. Bis zur Krise 2007/ 2008 erhöhte sich die Arbeitsproduktivität pro Jahr noch um durchschnittlich knapp 2 Prozent. Seitdem geht es bergab. 2012/2013 dürfte die Produktivität in Deutschland fast gar nicht mehr zugenommen haben (siehe Grafik).
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Das wird in der Öffentlichkeit weniger beachtet, muss aber zur Sorge Anlass geben. Nun sind die beiden Phänomene natürlich nicht unabhängig voneinander. Es sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn die Arbeitsproduktivität steigt, dann werden für die gesamtwirtschaftliche Produktion weniger Arbeitskräfte gebraucht. Der Arbeitsmarkt verschlechtert sich.
Wenn umgekehrt die Produktivität niedrig ist, dann werden entsprechend mehr Arbeitskräfte benötigt. Dass das Produktivitätswachstum trendmäßig sinkt, ist in Industrieländern nicht ungewöhnlich. Es hängt mit der steigenden Bedeutung des Dienstleistungssektors, in dem die Produktivität traditionell geringer ist, zusammen.
Niedrige Produktivität ist kein Wunder
In Deutschland geht die Entwicklung in letzter Zeit jedoch weit über das Normale hinaus. Das hängt zum Teil mit aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen zur Überwindung der Krise zusammen. Der Staat förderte Kurz- und Leiharbeit, um den Arbeitsmarkt vor den Folgen der Rezession zu schützen. Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer auch bei schlechter Auftragslage, weil sie fürchteten, diese später nicht wieder zu bekommen.
Das erklärt die starken Schwankungen der Produktivität in den Jahren 2009/2010. Beides ist inzwischen ausgelaufen. Dafür spielte jetzt eine Rolle, dass Firmen aus Angst vor einer demographisch bedingten Arbeitskräfteknappheit schon jetzt Einstellungen vornehmen, die sie aufgrund der aktuellen Auftragslage noch gar nicht brauchen.
Zum Teil liegt die niedrige Produktivität aber auch daran, dass Schwung und Dynamik in der deutschen Wirtschaft nachgelassen haben. In der Europäischen Union steht Deutschland mit einer Investitionsquote von 18 Prozent an vorletzter Stelle (vor Großbritannien).
In der technologischen Entwicklung liegt Deutschland in wichtigen Bereichen nicht mehr vorne. Es gibt hier kein Silicon Valley. Die Bildungspolitik wurde – trotz aller Fortschritte in den Pisa-Studien – vernachlässigt.
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