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Deutschland: „Warten Sie nicht auf neue Konjunkturprogramme“

Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Konjunktur und Finanzmärkte liegen im Clinch. Die Konjunktur stottert vor sich hin und kommt nicht in Fahrt. Die Finanzmärkte boomen, als könnten sie den Hals nicht voll genug bekommen. Die Frage ist, wer am Ende Recht hat.  

Der Finanzmarkt lügt nicht

Die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan hat dieser Tage eine Studie veröffentlicht, nach der solche Widersprüche in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen sind. In den vergangenen 50 Jahren waren es – mit einer Ausnahme – jeweils die Finanzmärkte, die sich als klüger und vorausschauender erwiesen.

Auch viele Experten in Europa gehen davon aus, dass die Konjunktur bald anspringen werde. Dafür sprächen die guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (vor allem die lockere Geldpolitik).

Hinzu käme die zyklische Dynamik. Seit zwei Jahren verringert sich die wirtschaftliche Aktivität. Jetzt ist es eigentlich an der Zeit, dass sie sich fängt. Manche rechneten schon für das dritte Quartal mit einer Besserung.

Schlechtgelaunte Indikatoren

Schaut man sich die Fakten an, so sieht es jedoch nicht danach aus. Der ifo Index, der an sich recht zuverlässig ist, hat sich in dieser Woche erneut abgeschwächt. In den vergangenen fünf Monaten ist er um acht Punkte zurückgegangen. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, sind wir bald auf Rezessionsniveau.  

Die meisten geben dem Export die Schuld an dieser Entwicklung. Das ist verständlich. Wie sollen die deutschen Lieferungen ins Ausland steigen, wenn der Welthandel stagniert und sich das Wachstum in wichtigen Absatzmärkten abschwächt?

Die Erklärung ist aber falsch. Der deutsche Export hält sich bisher außerordentlich gut. Schauen Sie sich die Grafik an. Im zweiten Quartal ist die Ausfuhr von Gütern und Dienstleistungen noch einmal real um 2,5 Prozent gestiegen. Das entspricht nach amerikanischer Rechnung aufs Jahr hochgerechnet einer Wachstumsrate von 10 Prozent. Die deutschen Unternehmen sind offenbar höchst erfolgreich, auch in schwierigen Märkten Chancen zu finden und zu nutzen.

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