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Didier Saint-Georges Darum ist niedrige Volatilität allein eine schlechte Basis für Anlage-Entscheidungen

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Anfang April 2015 hatten vergleichsweise zuversichtliche Konjunkturaussichten für Europa dann jedoch zur Folge, dass die Zinsen in der Eurozone nach oben kletterten. Parallel dazu sanken die Kurse deutscher Bundesanleihen zwischen dem 20. April und dem 10. Juni um 9 Prozent. Somit erwiesen sich Papiere, die bis dato als eines der weltweit sichersten Investments gegolten hatten, plötzlich als wesentlich riskanter als gedacht. In deutschen Anleihen investierte Anleger fielen dem sogenannten „Truthahn-Syndrom“ zum Opfer: Ein Truthahn, der im Laufe des Jahres regelmäßig gefüttert wird, ist der Meinung, dass die Welt ein sicherer, ruhiger und planungssicherer Ort ist – bis er dann am Tag vor dem Weihnachtsfest plötzlich feststellen muss, dass diese Sicherheit eine äußerst trügerische war.

Zugegeben, Volatilität an sich ist nichts Erstrebenswertes. Und Fondsmanager sollten „Volatilität“ auch nicht als beschönigende Umschreibung für unkalkulierbare Erträge verwenden, die schlechten Anlageentscheidungen oder dem Eingehen zu hoher Risiken geschuldet sind.

Niedrige Vola allein schützt nicht vor Verlusten

Allerdings ist Volatilität auch nichts, vor dem man sich fürchten muss. Im Gegenteil: Um mittelfristig attraktive Erträge zu generieren, muss man kurzfristige „Störgeräusche“ sogar hinnehmen. Man kann nicht davon ausgehen, langfristig ansehnliche Erträge zu erwirtschaften, wenn man nicht bereit ist, einige kurzfristige Turbulenzen auszuhalten.

Das erste Warnsignal, bei dem in Bernie Madoffs Fonds investierte Anleger hätten stutzig werden sollen, war deren extrem niedrige Volatilität. Seine Kunden waren der Meinung, sie seien auf einen Spitzen-Fondsmanager gestoßen, aber tatsächlich waren sie nur weitere Opfer des „Truthahn-Syndroms“. Das Bestreben, die Volatilität – bei der es sich lediglich um Schwankungen zwischen minimalen Verlusten und minimalen Gewinnen handelt – auszumerzen, ist also offenbar keine gute Basis für Anlageentscheidungen.

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