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Positionierung im Konjunkturaufschwung Diese vier Lehren können Anleger aus Chinas Erholung ziehen

Wunsch nach Heimwerken
Wunsch nach Heimwerken: Während 2020 Gesundheitsartikel und Ausrüstung für den Heimarbeitsplatz besonders gefragt waren, kaufen chinesische Verbraucher nun verstärkt Produkte für die Verschönerung des Zuhauses. | Foto: imago images / Addictive Stock

In der aktuellen Situation gibt es vier Annahmen, in denen die meisten Anleger übereinstimmen:

  1. Die globale wirtschaftliche Aktivität wird sich deutlich beschleunigen, da die Impfungen eine dauerhafte konjunkturelle Erholung ermöglichen.
  2. Die US-Wirtschaft wird dank überdurchschnittlicher Impffortschritte und starker fiskalischer Anreize vorweg gehen.
  3. Die wirtschaftliche Erholung wird aufgrund des unterschiedlichen Zugangs zu Impfstoffen in den einzelnen Ländern unterschiedlich schnell ablaufen.
  4. In einigen Ländern und in Sektoren mit hohem Dienstleistungsanteil wird das Fortbestehen der Pandemie eine vollständige wirtschaftliche Erholung noch für längere Zeit verhindern.

Diese Erkenntnisse machen die Vermögensallokation nicht einfacher. Im Gegenteil: Da die Konsensmeinungen bereits in hohem Maße eingepreist sind, kann die Entscheidung, wo und wie man Risiken eingeht, ein schwieriges Unterfangen sein. Für Anleger ist es deshalb wichtig, Frühindikatoren in den Blick zu nehmen, die Aufschluss über die künftige Entwicklung von Vermögenswerten geben.

Wir bei UBS haben bereits vor einem Jahr untersucht, welche Schlüsse sich aus der aufkeimenden wirtschaftlichen Öffnung Chinas für den Rest der Welt ziehen lassen. Mittlerweile befindet sich die Konjunkturerholung im Land in einem weitaus fortgeschritteneren Stadium. Deshalb haben wir eine weitere China-zentrierte Analyse durchgeführt und daraus vier Lehren für die Positionierung von Anlegern abgeleitet.

Lektion 1: Europäische und japanische Aktien dürften am besten abschneiden

Chinesische Aktien waren die herausragenden Performer unter den wichtigsten globalen Indizes im Jahr 2020. Die Nation schaffte es, trotz der Pandemie ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Im Laufe dieses Jahres wird sich die wirtschaftliche Aktivität im Land jedoch aller Voraussicht nach verlangsamen. Denn während die Schätzung für den Gewinn je Aktie für den MSCI All Country World Index seit Jahresbeginn um 10 Prozent nach oben korrigiert wurde, wurden die Gewinnprognosen für den MSCI China Index um fast 3 Prozent nach unten revidiert. Das hat dazu beigetragen, dass die Wertentwicklung chinesischer Aktien im bisherigen Jahresverlauf hinter der in allen anderen bedeutenden Anlageregionen zurückgeblieben ist.

Die Entwicklung der chinesischen Aktien könnte einen Ausblick darauf geben, was ihre US-amerikanischen Pendants erwartet. Die US-Wachstumsraten stehen kurz vor dem Scheitelpunkt. Wenn die wirtschaftlichen Bedingungen nun zwar weiterhin positiv bleiben, aber dennoch etwas schwächer werden, kommt es häufig zu kurzfristigen Schwankungen und Schwächephasen am Aktienmarkt. Bislang haben sich die US-Indizes in dieser Berichtssaison widerstandsfähig gezeigt. Viele Unternehmen meldeten bessere Gewinne als erwartet. Das bestärkt uns allerdings in unserer Ansicht, dass ein Großteil der guten Nachrichten bereits eingepreist ist. Angesichts der hohen Gewichtung von US-Aktien in den globalen Benchmarks gehen wir davon aus, dass sich Value-Aktien sowie europäische und japanische Aktien besser entwickeln werden als der globale Aktienmarkt.

Lektion 2: Den Industrie-Boom nutzen

Die schlimmste Phase der Covid-19-Krise ist in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften bereits ausgestanden. Die Verbraucher sind bereit, wieder Geld auszugeben. Der Konsum entwickelt sich weg von Bedürfnissen hin zu Wünschen. So wächst die Nachfrage nach Produkten für den Wohnungsbau nun schneller als die Nachfrage nach Gesundheitsartikeln und Ausrüstung für den Heimarbeitsplatz − im Jahr 2020 die Haupttreiber für das chinesische Exportwachstum.

Die Dynamik im Bereich Waren reicht weit über China hinaus. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe zeigen neue Zyklushöchststände in der Eurozone, den USA, Großbritannien, Australien und Japan − die auf ein schnelleres Wachstum der Industrieaktivitäten hindeuten als in China. Die globalen Wachstumsaussichten werden durch die solide Produktion im verarbeitenden Gewerbe gut gestützt und durch die Fortschritte beim Impfen schon bald Unterstützung aus dem Dienstleistungssektor bekommen.

Die Tatsache, dass das globale Wachstum auf diese Weise von zwei Motoren angetrieben wird, dürfte dazu beitragen, dass die Renditekurven steiler werden und die Renditen längerfristiger Staatsanleihen weiter steigen. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir bei Aktien Regionen wie Europa und Japan, die stärker von der globalen Industrieproduktion abhängig sind als China und die USA, in denen „Stubenhocker-Aktien“ wie Internetunternehmen und Technologiewerte in den heimischen Indizes einen relativ hohen Stellenwert haben. Außerdem sind wir der Ansicht, dass Schwellenländer-Währungen, die Rückenwind vom zyklischen Aufschwung und den sich festigenden Rohstoffpreisen bekommen, ebenfalls profitieren werden.