Acht Vermögensverwalter schätzen ein Dividenden sind der neue Zins – gilt das immer noch?
„Aktien mit Dividendenrenditen über dem aktuellen Zinsniveau“
Andre Koppers, Oberbanscheidt & Cie:
„Dividenden sind immer beachtenswert, ungeachtet des Zinsniveaus. Als Anteil des Unternehmensgewinns lassen sie Anleger – im Gegensatz zum Zins – dauerhaft am Unternehmenserfolg teilhaben. Es gibt immer noch viele Aktien solider Unternehmen, die Dividendenrenditen oberhalb des aktuellen Zinsniveaus einbringen, wie Swiss Re, 3M, Allianz, oder Mercedes.
So bietet zum Beispiel eine länger laufende Anleihe der Allianz mit Fälligkeit im April 2034 eine Rendite von circa 3,70 Prozent. Die Dividendenrendite der Allianz-SE-Aktie hingegen liegt heute bei 4,91 Prozent – ein sattes Prozent höher.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Für viele Mandanten unserer Vermögensverwaltung spielt der Cashflow aus dem Depot eine wichtige Rolle. Hier bilden die Dividenden eine fundamentale Ertragssäule. Inländische und ausländische Unternehmen mit Fonds beziehungsweise ETFs kombiniert können einen soliden Liquiditätsstrom über das ganze Kalenderjahr generieren.
Wir erwarten, dass die meisten Dax-Schwergewichte, wie Siemens, Allianz, Deutsche Telekom, Mercedes oder Münchener Rück, ihre Dividende halten oder leicht steigern können. Für den gesamten Dax nehmen wir eine durchschnittliche Rendite von knapp unter 4 Prozent an. Das erscheint auch im Vergleich zum aktuellen Zins durchaus attraktiv. Auch die Möglichkeit, an steigenden Aktienkursen zu partizipieren, sollte nicht vergessen werden.“
Anleger, die regelmäßige Erträge aus ihren Investments wünschen, sollten tunlichst auf Aktien umschwenken, lautete ein populärer Rat während der vergangenen Niedrig- bis Nullzinsjahre. Im zinsversessenen Deutschland wendeten sich in der Folge immer mehr Investoren dem zuvor vielfach als vermeintlich zu riskant geschmähten Aktienmarkt zu.
Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist allerdings die Inflation in die Höhe geschossen. Die Europäische Zentralbank reagierte, indem sie die Leitzinsen erhöhte. In schneller Folge wurde der Hauptrefinanzierungssatz der Eurostaaten von 0 auf aktuell 4,5 Prozent angehoben.
Mit den Zinserhöhungen gibt es jetzt auch wieder nennenswerte Zinserträge für Anleger. Ist der alte Tipp mit den Dividendenaktien damit also passé?
In unserer Kommentarstrecke geben acht Vermögensverwalter einen persönlichen Einblick in ihren Umgang mit Dividendeninvestments unter den aktuellen Bedingungen.