LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 3 Minuten

Investmentchef von Bluebay AM Ein Schuldenschnitt muss eine Option sein

Video-Auftritt von EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Finanzforum Paris
Video-Auftritt von EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Finanzforum Paris: Notenbanker sollten über Staatsschuldenschnitte nachdenken, meint Mark Dowding. | Foto: imago images / IP3press
Mark Dowding, Foto: Bluebay AM

In einer Welt mit hohen Schulden, die aber im Wesentlichen von Notenbanken aufgekauft werden, beschränken wir unser Handeln darauf zu erlauben, dass die linke Hand der Regierung der rechten sehr viel Geld schuldet.

Irgendwann könnte man sich fast die Hände schütteln und diese Schulden aus der Welt schaffen. Das klingt recht abenteuerlich. Ist es das aber?

Die Notenbanken können im Grunde genommen Geld drucken, indem sie die Schulden erlassen. In einer Phase mit sehr niedriger Inflation wäre dies wahrscheinlich ein Stück weit gangbar.

Viele Marktbeobachter meinen, quantitative Lockerung sei praktisch dasselbe wie Geld zu drucken, was aber nicht zutrifft. Stattdessen handelt es sich schlicht und einfach um die Schaffung von Verbindlichkeiten und den Ankauf von Vermögenswerten. Wenn überhaupt, dann ist es eher eine Laufzeitverlängerung als irgendetwas anderes. Dagegen entspräche das Konzept eines Schuldenschnitts einer massiven Lockerung der Geldpolitik – vergleichbar mit der unkonventionellen geldpolitischen Idee des „Helikoptergeldes“.

Regierungen könnten zum Beispiel Anleihen mit einer Laufzeit von 10.000 Jahren und einem Zinssatz von null begeben, die dann von den Notenbanken gekauft würden, was im Grunde genommen dasselbe ist.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Auch für Industrieländer gangbar

Es gibt auch Präzedenzfälle für Schuldenschnitte, und zwar – das möchte ich betonen – nicht nur in Ländern wie Zimbabwe oder Deutschland während seiner Hyperinflationsphase in den 1920er Jahren. Es hat beispielsweise auch Fälle in Ländern wie Kanada gegeben, das seine Schulden Ende der 1930er Jahre praktisch in Geld umgewandelt hat.

Letztes Jahr hat der stärkste weltweite Konjunkturabschwung stattgefunden, den wir alle jemals erlebt haben. Dies spräche dafür, die Sache langsam anzugehen. Aber: Drastische Zeiten verlangen drastische Maßnahmen, und die Geldpolitik hat nicht die Mittel zu tun, was erforderlich ist.

Jenes Land, das den Mut besitzt, solch extreme Schritte in Betracht zu ziehen, könnte so genannte First-Mover-Vorteile erzielen. Denn sobald diese Maßnahmen ergriffen werden, dürften die Kreditkosten steigen.