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Eyb & Wallwitz: "Die EZB kann Süd-Europas Probleme nicht lösen"

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Spanien und Italien gewinnen allerdings nicht auf einmal an Wettbewerbsfähigkeit, nur weil die EZB deren Anleihen kauft. Aber die Länder erhalten zumindest etwas mehr Zeit, um ihre Reformen umzusetzen. Ob sie die Zeit nutzen oder wie Silvio Berlusconi nach der Ankündigung von Anleihekäufen durch den damaligen EZB-Präsidenten Trichet alle Reform-anstrengungen einstellen werden, bleibt abzuwarten. Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass die EZB tatsächlich im Falle der Nichterfüllung von Auflagen die Anleihen eines solchen Landes wieder auf den Markt werfen wird.

In Deutschland geht jedenfalls die Angst um, dass die EZB zu einer zweiten Banca d`Italia wird. Solange das deutsche Misstrauen bestehen bleibt, wird auch das Konvertibilitätsrisiko nicht komplett verschwinden.
Um die Renditen in Südeuropa dauerhaft zu drücken, müsste die EZB Anleihen in immer größerem Volumen kaufen. Die deutsche Haltung könnte also genau zu dem EZB-Aktionismus führen, den man eigentlich verhindern will.

Erfahrungen mit Anleihekaufprogrammen in den USA und Großbritannien
Die unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen, d.h. Anleihekäufe durch die Notenbank, oft auch QE (Quantitative Easing) oder wie zuletzt von der EZB OMT (Outright Monetary Transactions) genannt,  genießen in den USA vor allem bei den Republikanern einen schlechten Ruf. Dabei wird gerne vergessen, dass gerade die Blockadehaltung der republikanischen Partei in Fragen der Fiskalpolitik der FED keine andere Wahl lässt, um ihr duales Mandat (Sicherung der Preisstabilität und Vollbeschäftigung) zu erfüllen.

Beim Notenbankertreffen in Jackson Hole präsentierte FED-Prä-sident Bernanke eine Kosten-Nutzenanalyse der FED-Politik seit 2008. Nach seiner Einschätzung haben die Anleihekäufe (knapp $1.800 Mrd. im Rahmen von QE1 und nochmals $600 Mrd. im Rahmen von QE2) für einen Rückgang der langfristigen Zinsen um 0,8% bis 1,2% gesorgt und damit die Wirtschaftsleistung um 3% erhöht bei gleichzeitiger Senkung der Arbeitslosenquote um 1,5%.

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