Suche Event Calendar Icon EVENTKALENDER Newsletter Icon Newsletter Icon Newsletter Abonnieren
Das Tool für Profis und solche, die es werden wollen – jetzt die DAS INVESTMENT Fonds-Analyse-App installieren.

Eyb & Wallwitz-Manager über die Euro-Krise: Déjà vue

in MärkteLesedauer: 10 Minuten
Seite 2 / 8

Das spanische Drama: Bankenkrise und Schuldenfalle

Zuerst die gute Nachricht: Die Bankenkrise in Spanien ist nicht durch komplexe Finanzprodukte wie die Finanzkrise von 2008/09 ausgelöst worden, sondern durch die klassische Kombination aus explodierenden Immobilienpreisen und großzügiger Kreditvergabe wie beispielsweise die „Savings and Loans“ -Krise vor 25 Jahren in den USA. Da diese eine der bestuntersuchten Krisen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte ist, ist das Rezept für ihre Lösung, nämlich die möglichst rasche Rekapitalisierung des Bankensektors, hinlänglich bekannt. Nach Einschätzung unabhängiger Experten liegt der Finanzbedarf des spanischen Bankensektors bei bis zu 62 Milliarden Euro.

Da sich die spanische Regierung allerdings nicht in der Lage sah, diese Summe selber aufzubringen, hat sie Anfang Juni schließlich dem internationalen Druck nachgegeben und sich an den europäischen Rettungsschirm gewandt. Auffallend sind die Parallelen zu Irland. In beiden Ländern explodierten die Immobilienpreise zwischen 1995 und 2008 (vergleiche Grafik).

>> Vergrößern


Allerdings war der Anstieg in Spanien mit einer Verdreifachung etwas geringer als die Verfünffachung in Irland, so dass in Spanien auch mit einem weniger gravierenden Preisrückgang gerechnet werden kann (in Irland haben sich die Immobilienpreise seit ihrem Höchststand in etwa halbiert). Wie in Irland konnten sich auch die spanischen Banken nicht mehr alleine helfen. Zwar hat die EZB einen Großteil des „Funding“ übernommen, der Bankensektor leidet aber unter dem Rückgang der Einlagen (Stichwort „Kapitalflucht“) und dem Wertverlust spanischer Staatsanleihen, die neben den Immobilienkrediten den größten Posten auf der Aktivseite der Bankbilanzen ausmachen.

Neben der Bankenkrise hat Spanien mit einer schweren Rezession und einer Arbeitslosenquote von annähernd 25 Prozent zu kämpfen. Das Land befindet sich in einer klassischen Schuldenfalle. Zwischen 1997 und 2009 lagen die Renditen spanischer Anleihen unter der Rate des nominalen Wirtschaftswachstums. Die Folge waren Budgetüberschüsse und eine Halbierung der Schuldenquote zwischen 1993 und 2008.

Seit 2009 hat sich die Situation allerdings komplett gedreht: Das Wirtschaftswachstum ist negativ und die Anleiherenditen explodieren. Die Schuldenquote hat sich seither auf etwa 80 Prozent mehr als verdoppelt, nicht zuletzt, um wenigstens teilweise die negativen Wachstumsimpulse aus der Entschuldung des Privatsektors nach dem Platzen der Immobilienblase auszugleichen. Hinzu kommt, dass immer weniger ausländische Investoren bereit sind, dem spanischen Staat Geld zu leihen. Ihr Anteil ging seit Beginn der Finanzkrise von über 60 Prozent auf etwa ein Drittel zurück, gleichzeitig nahm der Anteil der inländischen Banken im gleichen Ausmaß zu.

Und hier schließt sich der Kreis: spanische Banken leihen dem spanischen Staat Geld, gleichzeitig brauchen sie aber wieder staatliche Unterstützung, weshalb sich der spanische Staat wieder stärker verschulden muss usw. In diesem Zusammenhang wird gerne von dem „negative feedback loop“ gesprochen.

Auch hier ist die Parallele zu Irland auffallend: Der irische Staat hat sich durch die Rettung seiner Banken ruiniert – die Verschuldungsquote stieg von 25 Prozent im Jahr 2007 auf aktuell über 100 Prozent an – und musste schließlich im November 2010 unter den Rettungsschirm EFSF schlüpfen. Im Juni erwischte es also Spanien.

Bei ungenutzten Ausleihkapazitäten des EFSF von ca. 250 Milliarden Euro sind 100 Milliarden Euro an Hilfszusagen für Spaniens Banken aktuell unproblematisch. Allerdings liegt nach Schätzungen des IWF der Finanzierungsbedarf Spaniens bis 2014 bei etwa 560 Milliarden Euro, wobei über 70 Prozent auf die Refinanzierung fälliger Staatsanleihen entfallen. Angesichts dieser Summe ist das mangelnde Vertrauen der Kreditmärkte in die Solvenz Spaniens nachvollziehbar. Zur Erinnerung: Griechenland und Irland mussten wenige Wochen, nachdem die Rendite ihrer 10-jährigen Staatsanleihen auf über 7 Prozent gestiegen war, um Finanzhilfen bitten, Portugal hielt immerhin noch 5 Monate durch.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.
Newsletter Titelbild
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-, Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der Datenschutzerklärung. Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
+
Anmelden
Tipps der Redaktion